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Neurodermitis

1 Kilogramm Pflege pro Monat

Von klein auf verlangt die Haut von Neurodermitikern viel Pflege. Wird ihr dabei doch das zugeführt, was der gestörten Barriere fehlt. Professorin Dr. Petra Staubach-Renz von der Hautklinik der Universität Mainz erklärt, welche Formulierungen dafür geeignet sind.
Elke Wolf
19.12.2022  12:00 Uhr

Patienten versorgen ihre atopische Dermatitis am besten zweimal täglich mit geeigneten Pflegepräparaten – und das auch in den schubfreien Intervallen und/oder während einer eventuellen Biologika-Therapie, betonte die Dermatologin bei einer Fortbildungsveranstaltung der Landesapothekerkammer Hessen. »Gemäß dem Grundsatz in der Kinderheilkunde ›Externummenge entsprechend dem Lebensalter‹ kommen bereits bei einem zwölf Jahre alten Kind bei einer zweimal täglichen Ganzkörperbehandlung 1 Kilogramm Pflege pro Monat zusammen«, machte Staubach-Renz deutlich.

Bei ihrem Vortrag schilderte sie das multimodale Krankheitsbild der atopischen Dermatitis. Diese entsteht auf dem Boden einer genetischen Veranlagung und wird als Hautbarrierestörung mit einem veränderten Mikrobiom und fehlgeleiteten Immunreaktionen verstanden. Die Haut ist trocken, spröde, schuppig und rau. Die Talgdrüsen produzieren nur wenig Talg, sodass sich kein flächendeckender Fettfilm über die Haut ziehen kann. Außerdem fehlt ihr ein effektives Wasserspeichersystem, von Geburt an mangelt es an natürlichen Feuchthaltefaktoren. Und auch der Zellkitt, der den Raum zwischen den Hornzellen abdichtet, hat eine veränderte Zusammensetzung.

Unterm Strich kann Neurodermitis-Haut ihre Barrierefunktion nicht mehr richtig erfüllen, und so können Stoffwechselprodukte von Pilzen und Bakterien die Haut leicht durchdringen und als Allergene zu einer Sensibilisierung führen. Staphylococcus bildet zum Beispiel Toxine, die T-Lymphozyten auf den Plan rufen und eine Vielzahl von Immunprozessen in Gang setzen. Diese Immunreaktionen und die strukturellen Hautveränderungen zeichnen gemeinsam dafür verantwortlich, dass die Haut entzündungsanfällig ist. Die kleinste Irritation reicht aus, und schon flammt das atopische Ekzem wieder auf. Auf der Haut zeigen sich zunächst nässende Ekzeme, die im Laufe der Zeit verkrusten. Ist die akute Phase vorüber, bleiben extrem trockene, schuppende Hautareale zurück.

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