Allergisch aufs Essen |
Als primäre Nahrungsmittelallergien im Kindesalter dominieren Reaktionen auf Kuhmilch, Hühnerei, Soja, Weizen, Fisch, Erdnüsse und Baumnüsse wie Hasel- oder Walnüsse. / Foto: Adobe Stock/karepa
Nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) erkranken mehr als 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland im Laufe ihres Lebens an mindestens einer allergischen Erkrankung, Frauen häufiger als Männer. Zu den häufigsten Allergien zählen Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis und Kontaktallergien. Als mögliche Auslöser kommen unzählige Faktoren in Frage. So reagieren manche Menschen auf eigentlich unschädliche Substanzen wie Baum- oder Gräserpollen, Kot von Hausstaubmilben, Tierhaare, Wespenstiche oder eben auf bestimmte Lebensmittel beziehungsweise einzelne Bestandteile daraus. Bei einer großen Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland gaben 4,7 Prozent der Befragten an, an einer Nahrungsmittelallergie zu leiden. Kinder sind mit etwa fünf bis zehn Prozent deutlich häufiger betroffen als Erwachsene. Während bei einer Unverträglichkeit meist kleinere Mengen verträglich sind, muss ein allergieauslösendes Lebensmittel komplett vom Speisezettel gestrichen werden.
Seit den 1970er Jahren haben allergische Erkrankungen in den westlichen Industrieländern deutlich zugenommen. Mit dem Anstieg ist auch die Zahl der Menschen gewachsen, die auf Nahrungsmittel reagiert. Zu den Ursachen gibt es noch immer keine eindeutigen Antworten. Offenbar ist die zunehmende Industrialisierung in den letzten 50 Jahren an der steigenden Erkrankungsrate beteiligt. Auch die genetische Veranlagung spielt eine bedeutsame Rolle. Bei einer Lebensmittelallergie reagiert das Immunsystem in der Regel auf kleinste Proteinbestandteile in einem Nahrungsmittel, beispielsweise auf Glykoproteine oder Serumalbumine, mit der Bildung spezifischer Gedächtniszellen, den sogenannten Immunglobulin E-Antikörpern (IgE). Beim ersten Kontakt legt der Körper diese Antikörper im Immungedächtnis ab, um beim erneuten Verzehr des Nahrungsmittels eine heftige Abwehrreaktion auszulösen. Hinzu kommen diejenigen, deren Immunsystem eigentlich auf Pollen übermäßig antwortet. Sie können zusätzlich eine sogenannte Kreuzallergie auf bestimmte Lebensmittel entwickeln.
Nachweisbar sind die Sensibilisierungen des Immunsystems über die Bestimmung der IgE-Antikörper im Blut. Die auftretenden Symptome können sehr unterschiedlich ausfallen. Sie machen sich als Juckreiz an der Haut bemerkbar, als Schwellungen auf der Mundschleimhaut oder ein Ekzem prägt sich aus. Manche Allergiker reagieren auch mit Luftnot, Übelkeit und Erbrechen oder zeigen Kreislaufbeschwerden bis hin zum anaphylaktischen Schock.
Neben dem tatsächlichen Anstieg von Allergien ist parallel zu beobachten, dass viele Menschen der Meinung sind, allergisch auf bestimmtes Essen zu reagieren. So haben etliche das Gefühl, einzelne Lebensmittel nicht zu vertragen und streichen daraufhin bestimmte Produkte oder Gerichte vom Speiseplan, ohne aber eine Allergie ärztlich diagnostizieren zu lassen. Die Beschwerden können allerdings auch aufgrund von Unverträglichkeiten auftreten, beispielsweise nach dem Konsum von Milchzucker (Lactose) oder einem Übermaß an Fruchtzucker (Fructose). Im Unterschied zu einer Allergie rufen sie jedoch keine Reaktion des Immunsystems hervor. Laut Allergieexperten machen sie mit 20-25 Prozent den Hauptanteil der Beschwerden aus, die nach dem Essen auftreten und sind somit deutlich häufiger als allergischen Reaktionen auf Nahrungsmittel. Die Diagnose sollte von einem Arzt gestellt werden.