Alles im Takt? |
Das Herz hat seinen eigenen Takt. Abweichungen zeugen von Lebendigkeit. Größere Ausreißer zeigen jedoch Gefahr an. / Foto: Shutterstock/LightField Studios
Der Puls entsteht durch die Druckwelle, mit der das Blut bei jedem Herzschlag gegen die Wände der Blutgefäße gedrückt wird. Gut fühlbar ist er an der Speichenarterie an der Innenseite des Handgelenks. Hier verläuft die Arterie dicht unter der Haut und kann gegen den Knochen als feste Unterlage gedrückt werden. Möchte man den Puls messen, muss man die Anzahl der Druckwellen pro Minute bestimmen. 30 Sekunden lang werden die spürbaren Ausdehnungen gezählt und anschließend mal zwei genommen.
Bei den meisten Menschen entspricht der Puls dem Herzschlag pro Minute und verrät damit, wie schnell das Herz das Blut durch den Körper pumpt. Aus Einfachheitsgründen wird der Puls häufig mit der Herzfrequenz gleichgesetzt. Nimmt man es jedoch ganz genau, gibt es einen informativen Unterschied zwischen den beiden Parametern. Während nämlich die Herzfrequenz tatsächlich nur die Anzahl der Herzschläge pro Zeitspanne (meist 1 Minute) wiedergibt, gibt der Puls neben der Herzfrequenz auch Aufschluss über den Herzrhythmus, die systolische Druckanstiegsgeschwindigkeit, den Blutdruck und das Füllungsvolumen der Gefäße. Eine Ausnahme von der »Puls = Herzfrequenz«-Vereinfachung bilden zudem bestimmte Herzrhythmusstörungen. Extrasystolen, Vorhofflimmern, eine arterielle Embolie oder Aortendissektion führen dazu, dass die Herzaktion nicht mehr kreislaufwirksam ist oder der Blutstrom unter der Taststelle vom Herzschlag unbeeinflusst bleibt. Mediziner sprechen in diesem Fall von einem Pulsdefizit. Der tastbare Puls entspricht nicht mehr der mittels EKG bestimmten Herzfrequenz.
Als Normwert für den Puls gilt der Ruhepuls, der in entspanntem Zustand, im Sitzen oder Liegen gemessen werden kann. Empfohlen wird, den Ruhepuls am Morgen, kurz nach dem Aufstehen zu messen. Soll er tagsüber bestimmt werden, ist es ratsam, sich vor der Messung einige Minuten lang zu entspannen. Bei Erwachsenen liegt der Ruhepuls im Durchschnitt zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute. Frauen haben meist einen etwas schnelleren Puls als Männer. Bei Kindern liegt er deutlich höher. So haben Neugeborene einen Ruhepuls zwischen 120 und 140, Kleinkinder zwischen 100 und 120, Kinder und Jugendliche zwischen 80 und 100. Tageszeit und Wetter beeinflussen den Puls, so dass Schwankungen im individuellen Normbereich regelmäßig vorkommen.
Sinkt die Herzfrequenz unter 60 Schläge pro Minute, liegt eine Bradykardie vor. Bei Sportlern insbesondere im Leistungsbereich handelt es sich hierbei häufig um eine Normalvariante. Schon bei Breitenspotlern kann man beobachten, dass regelmäßiges Ausdauertraining zu einer Verlangsamung der Herzfrequenz auf 60 Schläge pro Minute führt. Bei Leistungssportlern sinkt sie durchaus auf 50 Schläge und bei Hochleistungssportlern auf 40 Schläge pro Minute. Ihr Herz ist so gut trainiert, dass es mit einem Schlag mehr Blut pumpen kann. Auch Medikamente wie Betablocker oder Herzglykoside, eine Schilddrüsenunterfunktion sowie eine Herzschwäche können den Puls erniedrigen. Unterhalb von 40 Schlägen pro Minute sollte er jedoch nicht sinken. Kommen nun noch Symptome wie Schwindel, Müdigkeit, Atemnot oder Ohnmacht hinzu, handelt es sich um eine Notfallsituation, die umgehend behandelt werden muss.