Alles Wichtige zu Lagevrio und Paxlovid |
Soweit die Bestell- und Abgabemodalitäten. Aber was ist wichtig für die Beratung zu Molnupiravir und der Wirkstoff-Kombination Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid), die wohl bald auch verfügbar sein wird? Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) hat in Zusammenarbeit mit der Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Leitfäden für die Beratung und zur Dokumentation zu Lagevrio und Paxlovid erarbeitet. Sie sind in Checklisten-Form sehr übersichtlich gehalten und auf der AMK-Website herunterzuladen. Weiteres Informationsmaterial sowohl für Anwendende als auch die Heilberufe sind beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zu finden.
Dem Leitfaden zufolge muss der Arzt vor der Verordnung eine schwere Covid-19-Erkrankung ausschließen. Er muss die vorliegenden Risikofaktoren für einen schweren Verlauf, also beispielsweise Alter, Übergewicht oder Diabetes, dokumentieren. Die Apotheke muss die indikationsgerechte Verordnung aber nicht auf Plausibilität prüfen.
Sowohl Lagevrio als auch Paxlovid werden fünf Tage lang eingenommen. Bei Lagevrio werden alle zwölf Stunden, also zum Beispiel morgens um 8 Uhr und abends um 20 Uhr, je vier Kapseln à 200 mg (also zweimal 800 mg am Tag), unzerkaut (die Kapseln dürfen nicht geöffnet werden) mit einem Glas Wasser eingenommen. Die Einnahme ist unabhängig von den Mahlzeiten.
Hat der Patient eine Einnahme vergessen, kann er diese innerhalb von zehn Stunden nachholen. Liegt die letzte Einnahme länger als zehn Stunden zurück, erfolgt die Einnahme der nächsten Dosis zum regulären Zeitpunkt. Der Patient darf nicht die doppelte Dosis einnehmen, wenn die vorherige Dosis vergessen wurde.
Bei Paxlovid werden über fünf Tage morgens und abends je zwei Filmtabletten Nirmatrelvir (300 mg) plus eine Filmtablette Ritonavir (100 mg) mit oder ohne eine Mahlzeit als Ganzes geschluckt (nicht gekaut, gebrochen oder zerdrückt). Hat der Patient eine Dosis vergessen, kann er diese noch innerhalb von acht Stunden einnehmen.
Molnupiravir wirkt unspezifisch antiviral, es wurde ursprünglich als Influenza-Medikament entwickelt. Die Einnahme soll – wie auch die Gabe von Nirmatrelvir/Ritonavir – die Wahrscheinlichkeit von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen bei Covid-19-Patienten mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf senken. Zu den Risikofaktoren gehören zum Beispiel Fettleibigkeit, höheres Alter (> 60 Jahre), Diabetes mellitus und Herzerkrankungen. Die Anwendung sollte so bald wie möglich nach einem positiven Covid-19-Test starten, innerhalb von fünf Tagen nach Auftreten der Symptome.
Molnupiravir ist ein Prodrug, das im Körper zum Ribonukleosid-Analogon N-Hydroxycytidin (NHC) verstoffwechselt wird. In der Zelle wird NHC zum pharmakologisch aktiven Triphosphat (NHC-TP) phosphoryliert. NHC-TP wird dann in die Virus-RNA eingebaut – das führt zur Anhäufung von Fehlern im viralen Genom, was die Replikation des Virus hemmt (»Virusfehlerkatastrophe«).
Nirmatrelvir hemmt die virale Protease 3CL und stoppt so die Vermehrung von SARS-CoV-2. Ritonavir wird in der Kombination als Booster eingesetzt: Es verlangsamt den Abbau von Nirmatrelvir in der Leber.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.