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Ibuprofen und Co.

Analgetika, Impfungen und Immunsystem

Schmerzmittel und Fiebersenker haben neben ihren analgetischen und antipyretischen Effekten auch einen Einfluss auf das Immunsystem. Ihre Einnahme aufgrund von potenziellen Impfnebenwirkungen sollte deshalb besser unterbleiben, hat ein australisches Forscherteam herausgefunden.
Annette Rößler
11.03.2022  15:40 Uhr

Erinnern Sie sich noch? Zu Beginn der Coronapandemie gab es Wirbel um das gängige Schmerzmittel Ibuprofen. Dieses und andere nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) standen vorübergehend im Verdacht, zu einem schweren Verlauf von Covid-19 führen zu können – eine Vermutung, die sich kurze Zeit später als haltlos herausstellte. Nichtsdestotrotz deckten sich verunsicherte Patienten stattdessen mit dem als unkritisch geltenden Paracetamol ein.

Solche Paracetamol-Hamsterkäufe gab es damals nicht nur in Deutschland, sondern auch in Australien. Dortige Wissenschaftler um die Schmerzforscherin Dr. Christina Abdel-Shaheed von der University of Sydney wollten daraufhin mögliche Auswirkungen von Paracetamol in der Pandemie analysieren. Doch dabei blieb es nicht. »Wir haben uns dafür entschieden, Schmerzmittel und Fiebersenker allgemein zu untersuchen und waren überrascht, was wir herausgefunden haben«, so Abdel-Shaheed in einer Pressemitteilung der Universität.

Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind jetzt im »British Journal of Clinical Pharmacology« erschienen. Es handelt sich nicht um eine eigene Untersuchung, sondern um die gebündelte Auswertung von Studien, die in der Vergangenheit zu den immunmodulatorischen Wirkungen von Opioiden, NSAR und Paracetamol publiziert wurden.

Demnach beeinflussen NSAR die adaptive Immunantwort auf zweierlei Weise: Sie verstärken die zelluläre Immunität und hemmen die humorale Immunität. Zu Paracetamol gab es generell weniger Studien und diese hatten zudem unterschiedliche Ergebnisse, sodass die Forscher zu diesem Arzneistoff keine allgemeinen Aussagen bezüglich der immunmodulatorischen Effekte treffen. Sie weisen jedoch darauf hin, dass Paracetamol möglicherweise die gewünschte Immunantwort auf eine Impfung schmälern kann. Weder Paracetamol noch NSAR sollten daher vor oder direkt nach einer Impfung vorbeugend eingenommen werden, erinnern die Autoren.

Speziell für das NSAR Indometacin, das in Deutschland oral kaum eingesetzt wird und verschreibungspflichtig ist, fand die Gruppe Hinweise auf eine antivirale Wirkung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Deren klinische Bedeutung sei jedoch unklar und müsse erst noch in Studien überprüft werden. Dasselbe gilt wohl auch für eine mögliche Wirkung von NSAR gegen den Tuberkuloseerreger Mycobacterium tuberculosis, die in Labor- und Tierstudien zutage getreten sei.

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