Antientzündliche Ernährung |
Fische aus Wildfang besitzen ein günstigeres Omega-Fettsäuren-Muster als Zuchtfische. Kleine Fettfische wie Sardinen, Sardellen, Makrele und Lachs sind weniger durch Umweltschadstoffe belastet und bieten sich deshalb für eine entzündungsarme Ernährung an. / Foto: Adobe Stock/DAISUKE KURASHIMA
Als Hauptbrandbeschleuniger im Entzündungsgeschehen lassen sich übermäßiger Konsum von Schweinefleisch sowie kohlenhydrat- und fettlastiger Fertigprodukte identifizieren. Im Gegensatz dazu kommen Brandlöscher in Form von Mikronährstoffen, sekundären Pflanzenstoffen und gesunden Fettsäuren in der modernen Ernährung oft zu kurz. Alkohol gießt weiteres Öl ins Entzündungsfeuer.
Problematisch ist das körpereigene Bauchfett (Viszeralfett), produziert es doch Hormone und Zytokine, die verantwortlich für schleichende Entzündungsprozesse zeichnen. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wächst mit dem Bauchumfang. Aktuelle Studien belegen, dass eine Gewichtsreduktion Entzündungen eindämmt. Ein normaler BMI von 18,5 bis 24,9 kann aber auch in falscher Sicherheit wiegen. Die Rheumatologin Dr. Anne Fleck, bekannt als »Ernährungs-Doc« aus dem Fernsehen, spricht in diesem Zusammenhang von »dünnen Dicken«, auch TOFIs (thin outside, fat inside) genannt.
Diesen Menschen fehlt es an Muskulatur und damit an entzündungshemmenden Myokinen. Schlank ist also nicht zwangsläufig mit gesund gleichzusetzen. Sobald ein hochnormaler Nüchternblutzucker auf eine Insulinresistenz hinweist oder ein Taillenumfang von mehr als 80 cm bei der Frau beziehungsweise 94 cm beim Mann gemessen wird, sollte es höchste Zeit sein für eine Ernährungsumstellung und konsequentes Muskeltraining. Stress und Inaktivität sind weitere Risikofaktoren für kardiovaskuläre, metabolische und sonstige chronische Entzündungsprozesse: Viel Bewegung an der frischen Luft hält dagegen und liefert Vitamin D gleich mit.
Befeuert werden entzündliche Prozesse durch den Verzehr von Arachidonsäure aus tierischen Lebensmitteln, die dem Körper als Ausgangsprodukt für proentzündliche Prostaglandine und Leukotriene dient. Bei Vegetariern und Veganern finden sich niedrige Arachidonsäurespiegel im Blut.
Bereits in den 1950er-Jahren erkannte der US-amerikamische Arzt Dr. Roy Swank Zusammenhänge zwischen Ernährungsgewohnheiten und Multipler Sklerose (MS): An der Küste Norwegens aßen die Menschen vorwiegend Fisch und Vitamin-D-reiches Walfleisch, während im Landesinneren viel Rentier, Milch und Eier verzehrt wurden. Hier dokumentierte er neunmal mehr MS-Fälle. In den beiden Nurses‘ health studies wurden von 1984 bis 2009 amerikanische Krankenschwestern regelmäßig zu ihren Essgewohnheiten befragt: Hier war ein Trend erkennbar zwischen vermehrter Aufnahme von Alpha-Linolensäure und geringerem MS-Risiko.
Omega-6- und auch Omega-3-Fettsäuren werden im Körper durch die gleiche Enzymkaskade verstoffwechselt. Ein Zuviel an n-6- behindert den Umbau der n-3-Fettsäuren. / Foto: Jens Ripperger
Enorm wichtig für Menschen mit entzündlicher Erkrankung ist daher das Wissen um das richtige Verhältnis von Omega-6- (n-6-) zu Omega-3-(n-3-) -Fettsäuren. Beide zählen zur Gruppe der essenziellen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Während die Omega-Balance bei unseren frühen Vorfahren in der Steinzeit mit 1:1 sehr ausgeglichen war, werden heute etwa 15-mal mehr n-6- als n-3-Fettsäuren aufgenommen. Optimal wäre jedoch für Gesunde ein Verhältnis von 5:1, MS-Patienten und Rheumatiker sollten 3:1 anstreben.
Problematisch ist, dass beide Fettsäuregruppen im menschlichen Körper über die gleiche Enzymkaskade verstoffwechselt werden. Kleine Mengen Linolsäure sind nicht entzündungsfördernd, sodass Gesunde auch bei Mandeln, Haselnüssen oder Sonnenblumenkernen zugreifen dürfen. Das Zuviel an n-6-Fettsäuren in der heutigen Ernährung aber ist nicht nur für sich schädlich, sondern behindert den Umbau der n-3-Fettsäuren, der unserem Organismus ohnehin schwerer fällt.
Folgende Kombinationen sollte man daher vermeiden, um den Stoffwechselweg für n-3-Fettsäuren freizuhalten:
Im akuten Schub einer rheumatischen Erkrankung tut es vielen Patienten gut, den Arachidonsäureverzehr auf maximal 80 mg pro Tag zu beschränken und die Aufnahme von Linolsäure zu reduzieren. Besser in dieser Zeit Vollkornbrot ohne Körner wählen.
Industriell gefertigte Produkte wie Back- oder Tiefkühlware enthalten oft Sonnenblumenöl, in Fast Food und Fertiggerichten tummeln sich minderwertige Transfette. Für die kalte Küche sind kaltgepresste Öle wie Raps-, Walnuss- oder Olivenöl die beste Wahl. Zum scharfen Anbraten eignet sich hitzebeständiges raffiniertes Rapsöl. Mit gesättigten Fetten wie Butter oder Kokosöl sollte im Rahmen einer antientzündlichen Ernährung sparsam umgegangen werden.
Verhältnis innerhalb eines Lebensmittels | n-6 | n-3 |
---|---|---|
Leinöl | 1 | 4 |
Rapsöl | 2 | 1 |
Fettreicher Seefisch | 1 | 4 |
Walnüsse | 3,5 | 1 |
Sonnenblumenöl | 120 | 1 |
Mandeln | 2000 | 1 |