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Die Wende kam mit HIV

Antivirale Arzneimittel

HCV

  • Das HCV-Virus wird endosomal aufgenommen und gibt dann sein RNA-Genom in der infizierten Zelle frei.
  • Die RNA hat zwei unmittelbare Funktionen:
    – Einmal wird sie als mRNA an den Ribosomen der infizierten Zelle zu einem großen Vorläuferprotein translatiert. Ähnlich wie im Falle von HIV muss auch bei HCV eine viruseigene HCV-Protease (NS3/4A) dieses Vorläuferprotein in einzelne Funktionseinheiten zerschneiden. Klar also, dass diese Protease wiederum ein willkommenes Ziel für einen Angriff von spezifischen Wirkstoffen bietet.
    – Zum anderen ist die virale RNA aber auch Matrize für eine RNA-abhängige HCV-RNA-Polymerase. Auch ein solches Enzym, das eine RNA-Kopie ausgehend von einer RNA-Matrize herstellt, gibt es in keiner lebenden Zelle. Somit bietet sich auch dieses Enzym als ideales Target für eine medikamentöse Intervention an, zumal die HCV-RNA-Polymerase die RNA, die sie eben hergestellt hat, gleich danach noch einmal kopiert, um neue genomische RNA-Kopien für die nächste Virusgeneration bereitzustellen.
  • Fast alle diese Prozesse finden an intrazellulären Membranen statt. Damit dabei alles geordnet zugeht, ist ein großer Proteinkomplex (NS5A) erforderlich, der sich ebenfalls als ein ganz wichtiges Target für moderne HCV-Arzneimittel herausgestellt hat.

Für viele der anderen Viren, wenn auch längst nicht für alle, gibt es ganz analoge molekulare Zielstrukturen, über die man eine Virusinfektion teilweise extrem erfolgreich behandeln kann. Eine große Übersicht der wichtigsten Wirkstoffe, mit denen sich heute etliche Virusinfektionen sehr erfolgreich behandeln lassen, bieten die folgenden Tabellen.

DNA-Viren
Herpes-Viren
HSV 1 und 2 DNA-Polymerase-Inhibitoren (Nukleosidanaloga) Aciclovir, Valaciclovir, Famciclovir
Zytomegalievirus (CMV) DNA-Polymerase-Inhibitoren (Nukleosid-/Nukleotidanaloga) Ganciclovir, Cidofovir
Zytomegalievirus (CMV) DNA-Polymerase-Inhibitoren (Pyrophosphatanalogon) Foscanet
Hepadnaviren
Hepatitis B DNA-Polymerase-Inhibitoren (Nukleosid-/Nukleotidanaloga) Lamivudin, Telbivudin, Entecavir,
Adefovir, Tenofovir
Tabelle 1: Moderne antivirale Arzneimittel gegen DNA-Viren
RNA-Viren
Flaviviren
Hepatitis C (HCV) HCV-RNA-Polymerase-Inhibitoren (NS5B) Sofosbuvir, Dasabuvir
Hepatitis C (HCV) NS5A-Inhibitor Daclatasvir, Ombitasvir, Ledipasvir, Pibrentasvir, Elbasvir, Velpatasvir
Hepatitis C (HCV) HCV-Protease-Inhibitor (NS3/4A) Simeprevir, Telaprevir, Boceprevir, Paritaprevir/r, Voxilaprevir, Glecaprevir, Grazoprevir
Orthomyxoviren
Influenzavirus A, B Neuraminidasehemmer Oseltamivir, Zanamivir
Retroviren
Humanes Immundefienzvirus (HIV) HIV-Reversetranskriptase-Inhibitoren Abacavir, Didanosin, Zidovudin, Stavudin, Lamivudin, Emtricitabin, Tenofovir, Nevirapin, Efavirenz, Etravirin, Rilpivirin
Humanes Immundefienzvirus (HIV) HIV-Protease-Inhibitoren Atazanavir, Darunavir, Fosamprenavir, Indinavir, Lopinavir, Nelfinavir, Ritonavir, Saquinavir, Tipranavir
Humanes Immundefienzvirus (HIV) HIV-Integrase-Inhibitoren Raltegravir, Elvitegravir, Dolutegravir, Bictegravir
Tabelle 2: Moderne antivirale Arzneimittel gegen RNA-Viren

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