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Verhängnisvolles Duo

Arzneimittel und Licht

Einige Wirkstoffe erhöhen die Lichtempfindlichkeit der Haut. Ein ungewohnt starker Sonnenbrand oder photoallergische Reaktionen können daraus resultieren. Patienten können sich vor diesen Nebenwirkungen in den meisten Fällen schützen.
Nicole Schuster
31.03.2023  15:00 Uhr

Bei Nebenwirkungen denken viele Patienten in erster Linie an Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit oder Kopfschmerzen. Sonnenbrand kommt eher nicht in den Sinn. Eine arzneimittelinduzierte Lichtempfindlichkeit der Haut tritt jedoch gar nicht so selten auf. Wie viele Menschen genau betroffen sind, ist unbekannt. Es ist für Patienten schwierig zu unterscheiden, ob es sich um einen starken Sonnenbrand infolge eines zu intensiven Sonnenbads handelt oder um eine arzneimittelbedingte Photosensibilisierung. Zu bedenken ist auch, dass sich viele Patienten routinemäßig vor Sonneneinstrahlung schützen und bei einem Aufenthalt im Freien Maßnahmen wie Sonnenschutzmittel anwenden. Bei ihnen sinkt dadurch das Risiko dafür, dass durch eine Photosensibilisierung Schäden auftreten.

Je nach Mechanismus unterscheidet man zwischen Phototoxizität und Photoallergie. Beide Reaktionen können mitunter durch dieselbe Substanz ausgelöst werden und lassen sich nicht immer voneinander unterscheiden. Auslöser können sowohl topische als auch systemische Arzneimittel oder ihre Metaboliten sein. Sie werden als Photosensibilisatoren bezeichnet. Verursachende Wirkstoffe stammen aus unterschiedlichen Substanzgruppen. Beispiele sind einige Antibiotika, Diuretika und nicht steroidale Antirheumatika (NSAR). Die Arzneistoffe haben in der Regel ein geringes Molekulargewicht und sind planar, trizyklisch oder polyzyklisch aufgebaut. Kennzeichnend ist eine lichtabsorbierende Gruppe (Chromophor), die Photonen aufnehmen kann. Dadurch geht das Molekül in einen kurzlebigen energiereichen Zustand über. In der Folge entstehen in der Haut freie Radikale und reaktive Sauerstoffspezies.

Arzneimittel Reaktionstyp
Antibiotika
Tetracycline (Doxycyclin, Tetracyclin) Phototoxisch
Fluorchinolone (Ciprofloxacin, Ofloxacin, Levofloxacin) Phototoxisch
Cotrimoxazol (Trimethoprim/Sulfamethoxazol) Phototoxisch, photoallergisch
Antimykotika
Terbinafin Phototoxisch
Itraconazol Phototoxisch, photoallergisch
Voriconazol Phototoxisch
NSARs
Ibuprofen Phototoxisch
Ketoprofen Phototoxisch, photoallergisch
Naproxen Phototoxisch
Diclofenac Phototoxisch, photoallergisch
Celecoxib Phototoxisch, photoallergisch
Diuretika
Furosemid Phototoxisch
Hydrochlorothiazid Phototoxisch, photoallergisch
Herzkreislaufmittel
Amiodaron Phototoxisch, photoallergisch
Diltiazem Phototoxisch, photoallergisch
ACE-Hemmer (Enalapril, Captopril) Phototoxisch, photoallergisch
Psychopharmaka
Chlorpromazin, Fluphenazin, Perphenazin Phototoxisch, photoallergisch
Thioxanthene (Chlorprothixen, Thiothixen) Phototoxisch
Andere
HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren wie Pravastatin, Atorvastatin, Simvastatin Phototoxisch, photoallergisch
Hormone, z. B. orale Kontrazeptiva Phototoxisch, photoallergisch
Johanniskraut Phototoxisch
Isotretinoin, Acitretin Phototoxisch
5-Aminolävulinsäure, Porfimer-Natrium Phototoxisch
Sonnenschutzmittel wie Para-Aminobenzoesäure, Zimtsäure Photoallergisch
Duftstoffe wie Moschus-Ambrette, 6-Methylcumarin Photoallergisch
Übersicht photosensibilisierende Arzneistoffe

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