Aufputschmittel beim Lernen |
Carolin Lang |
16.07.2020 15:30 Uhr |
Kaffee ist der beliebteste Wachmacher. Besonders in lernintensiven Zeiten etwa zur Prüfungsvorbereitung darf es gern ein Tässchen mehr sein. / Foto: Adobe Stock/sebra
Der Klassiker unter den Wachmachern ist das Koffein, dessen Wirkung wissenschaftlich belegt ist. Als Psychostimulans wirkt es auf das zentrale Nervensystem. Bei seinem Konsum lässt die Müdigkeit nach, und die Aufmerksamkeit und Leistungsbereitschaft nehmen zu – das kann beim Lernen eine Hilfe sein. Bei Ermüdeten ist dieser Effekt stärker ausgeprägt als bei Ausgeruhten. In höheren Dosen regt es die Atmung an und stimuliert die Skelettmuskulatur. Auch Magen und Niere werden durch Koffein beeinflusst: Es steigert die Magensäuresekretion und kann diuretisch wirken.
Koffein scheint ein beliebter Helfer beim Lernen zu sein: Wie eine Umfrage an drei Hochschulen zwischen 2012 und 2016 zeigt, greift die Mehrheit der Studenten zu Kaffee. Im Monat vor der Befragung haben dabei rund 73 Prozent der Frauen und 63 Prozent der Männer Kaffee getrunken. Rund ein Fünftel der etwa 5700 befragten Studierenden nahmen dabei mehr als die empfohlenen 400 mg Koffein pro Tag zu sich. Der Umfrage zufolge trinken mehr Männer (29 Prozent) als Frauen (17,7 Prozent) Energydrinks anstelle von Kaffee.
Wie so häufig gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift. Für einen gesunden Erwachsenen gelten laut der European Food Safety Authority (EFSA) eine Aufnahmemenge von 200 mg als Einzeldosis und 400 mg über den Tag verteilt als unbedenklich. Das entspricht etwa zwei beziehungsweise vier Tassen Kaffee. Höhere Dosen können zu gesteigerter Nervosität und Erregbarkeit sowie zu Schlaflosigkeit, Schweißausbrüchen bis hin zu Herzrasen führen. Wird dauerhaft zu viel Koffein konsumiert, kann es zu Herz-Kreislauf-Problemen kommen. Für einige Personen ist der Konsum außerdem weniger geeignet: Patienten mit Angststörungen, Schlaflosigkeit, Arrhythmien oder peptischen Ulzera sollten Koffein nur mit Vorsicht zu sich nehmen.
Koffein ist nicht nur in Kaffee oder manchen Tees enthalten, sondern wird auch einigen Erfrischungsgetränken künstlich zugesetzt, so zum Beispiel Energydrinks. Diese enthalten neben einem recht hohen Anteil an Zucker- oder Süßungsmitteln außerdem häufig Taurin, dessen leistungssteigernde Wirkung umstritten ist. Weitere mögliche Inhaltsstoffe sind beispielsweise Glucuronolacton, B-Vitamine, Carnitin, Guarana oder Panax-Ginseng.
In moderaten Mengen erwartet das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch den Konsum von Energydrinks bei der gesunden Allgemeinbevölkerung. Beim Verzehr größerer Mengen kann die als unbedenklich geltende Menge Koffein allerdings schnell überschritten werden. Gleichzeitiger Konsum größerer Mengen Alkohol oder ausgiebige körperliche Belastung können sich zusätzlich negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. Kindern, Schwangeren, Stillenden und koffeinempfindlichen Personen rät das Institut vom Konsum ab.
Eine randomisierte Studie von 2019 bei jungen Erwachsenen weist auf die Gefahren hin, dass Energydrinks neben der Erhöhung des Blutdrucks außerdem das QT-Intervall im EKG verlängern können. Für Koffein und Taurin ist eine Auswirkung auf das QT-Intervall belegt; beim Koffein ab einer Dosis von 400 mg. Für gesunde junge Menschen dürfte der Blutdruckanstieg risikolos sein, zumal er sich nach einiger Zeit normalisiere, heißt es. Eine Verlängerung des QT-Intervalls hingegen könne problematisch werden, weil sie mit einem erhöhten Risiko auf ventrikuläre Herzrhythmusstörungen einhergeht.