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Personalmangel entgegentreten

Ausbildungsvergütung für mehr PTA-Nachwuchs

Warum möchten so wenige junge Menschen den PTA-Beruf ergreifen? Im ApoLeadership Campus auf der Expopharm ging ein PTA-Schulleiter den möglichen Ursachen auf den Grund. Als Dreh- und Angelpunkt sieht er die Vergütung.
Juliane Brüggen
16.09.2022  10:30 Uhr

In Brandenburg gibt es eine PTA-Schule mit 24 Plätzen »und ich kriege die Klasse nicht voll«, berichtete Clemens Tründelberg, Leiter der PTA-Schule Eisenhüttenstadt, auf der Expopharm in München. Ein Grund für die fehlende Nachfrage: Die angehenden PTA erhalten die meiste Zeit ihrer Ausbildung keinen Lohn. Dementgegen stehen andere Ausbildungsberufe wie in der Pflege, im Labor oder in der Physiotherapie, bei denen Krankenkassen die Vergütung übernehmen. Die zugrundeliegenden Gesetze wie das Krankenhausfinanzierungsgesetz umfassen den PTA-Beruf allerdings nicht. »Das heißt, es gibt nichts«, brachte es der Apotheker auf den Punkt.

Mitentscheidend für oder gegen eine Ausbildung seien aber auch die Attraktivität des Berufs, die Bekanntheit und die Zukunftssicherheit. In diesen Punkten stellte der Apotheker Defizite fest: So gebe es für PTA nur begrenzt die Möglichkeit, im Beruf aufzusteigen – »es ist ein Assistenzberuf«. Das Image als sicherer Arbeitsplatz leide durch die Präsenz der Online-Apotheken und die öffentliche Darstellung von Problemen der Apothekerschaft wie Schließungen und wirtschaftlichen Sorgen. 

Dabei hat der Beruf viele Vorteile: »PTA sind Lotsen im Gesundheitssystem«, betonte der PTA-Schulleiter. Patienten erhalten durch sie eine niederschwellige Beratung bei gesundheitlichen Problemen. »Das bietet sonst niemand. Vielen ist nicht klar, wie wichtig der Beruf ist.« Die Liste der Vorteile lasse sich fortsetzen:  Er ist lockdownfest, krisensicher, wohnortnah und erfordert keine Schichtarbeit – im Gegensatz zur Pflege. Das müsse kommuniziert werden. Potenzial sieht Tründelberg zum Beispiel in den Schaufenstern der Apotheken. Ein Plakat mit der Aufschrift »Deine Zukunft in der Apotheke – sprich uns an« aufzuhängen, sei ein Leichtes.

Für die Ausbildungsvergütung setzt Tründelberg sich seit Längerem ein. In seiner PTA-Schule hat er ein Modellprojekt etabliert, bei dem PTA-Schüler ein von Apotheken getragenes Stipendium erhalten und ab dem zweiten Ausbildungsjahr einen Tag pro Woche in der Apotheke arbeiten können. Finanzielle Anreize könnten die Attraktivität der Ausbildung deutlich steigern. Doch hier erfährt der Apotheker oft Widerstand. Die häufigsten Gegenargumente stellte er vor – und kommentierte sie:

  • Argument 1: »Der Staat muss zahlen«
    Eine staatliche Vergütung für PTA-Schüler einzufordern, schätzt Tründelberg als schwierig ein. Der »Staat« finanziere schon den Ausbildungsplatz, außer bei privaten Schulen. Das ist in anderen Ausbildungsberufen wie Pflege nicht der Fall.
  • Argument 2: »PTA-Schüler arbeiten nicht, deshalb brauchen sie nichts zu bekommen«
    Hier müsse man sich fragen, woran das liegt. Grundlage sei schließlich die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung, in der selbst nach der letzten Reform, die 2023 in Kraft tritt, die schulische Struktur nicht angetastet worden sei.
  • Argument 3: »Wenn wir es selbst zahlen, nehmen wir den Druck von der Politik«
    »Das ist nicht falsch, aber das ist doof«, so Tründelbergs Kommentar. Die Politik habe nicht den Druck, sondern die Apotheken. In Brandenburg sei die PTA-Ausbildung eine freiwillige Leistung des Gesundheitsministeriums. Hier nach zusätzlichen Mitteln für eine Ausbildungsvergütung zu fragen, sei aussichtslos.

»Ich frage mich, ob wir uns das noch leisten können, nichts zu geben«, sagte Tründelberg. Er machte deutlich, dass die Auszubildenden ein System brauchen, bei dem sie sich auf ein regelmäßiges und festgesetztes Gehalt verlassen können. 450 Euro seien beispielsweise möglich, ohne das Bafög zu schmälern. In Brandenburg müsste jede Apotheke dafür 38 Euro pro Monat zahlen, rechnete der Apotheker vor.

Ein Problem gibt es allerdings: rechtliche Hürden. »Die Ausbildungsvergütung ist keine originäre Aufgabe der Kammer«, so Tründelberg. Ein über die Kammer organisierter Fonds, der durch die öffentlichen Apotheken getragen wird, ist deshalb anfällig für rechtliche Streitigkeiten. Es brauche eine gesetzliche Grundlage, eine Änderung des Heilberufegesetzes. Hierbei gehe es jedoch nicht um Bundespolitik, das müsste jedes Land einzeln beschließen. 

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