Ausdauertraining verzögert Fortschreiten von Parkinson |
Emprfohlen werden drei Bewegungseinheiten von je 30 bis 45 Minuten pro Woche – wegen der geringen Sturzgefahr am besten am häuslichen Ergometer. / Foto: Adobe Stock/Robert Kneschke
Bereits eine von diesem Institut initiierte und 2019 im Fachmagazin »The Lancet« veröffentlichte Studie hatte gezeigt, dass regelmäßiges aerobes Training auf dem Ergometer die Verstärkung motorischer Defizite bei Parkinson im Frühstadium im Gegensatz zu in einer Kontrollgruppe, die lediglich Stretching-Übungen anwandte, deutlich verlangsamen kann.
Im Rahmen der jetzigen Folge-Studie wurden nunmehr spezifische, für Parkinson bedeutsame Hirnareale von 56 Patienten unter anderem mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (MRT) genauer untersucht und der Grad der Hirnatrophie erfasst. Daneben mussten die Teilnehmenden validierte Aufgaben zur Überprüfung ihrer okulomotorischen Fähigkeiten sowie verschiedene klinische Tests zur Bewertung ihrer kognitiven Stärken (MOCA-Test), motorischen Symptome und Aufmerksamkeitsleistungen bewältigen.
Es zeigte sich, dass aerobes Ausdauertraining am Ergometer zu stärkeren funktionellen Vernetzungen zwischen dem sensomotorischen Kortex sowie dem vorderem und hinterem Putamen als Teil des extrapyramidalmotorischen Systems mit wichtigen Effekten in der Steuerung der Willkürmotorik und Kontrolle von Bewegungsabläufen führt.
Das hatte zur Folge, dass die Fähigkeit zur kognitiven Beherrschung ungewollter Bewegungen bei den Ausdauersporttreibenden höher war als bei den Teilnehmern der Stretching-Gruppe. Darüber hinaus wurde bei diesen eine stärkere funktionelle Vernetzung im rechten frontoparietalen Netzwerk bei gleichzeitig geringerer Hirnatrophie beobachtet, die mit dem Grad der Fitness korrelierte.
Fest steht somit: »Ausdauersport hat eine messbare Wirkung auf das Gehirn. Indem er die funktionelle und strukturelle Plastizität der für die Planung, Ausführung und Kontrolle von Bewegungen zuständigen Hirnregionen verbessert, kann er dem Abbau motorischer und kognitiver Funktionen bei Morbus Parkinson entgegenwirken«, unterstreicht Professor Lars Timmermann in einem die Veröffentlichung der Studienergebnisse begleitenden Pressestatement der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Ob in der Arztpraxis oder in der Apotheke: »Patienten und Patienten sollten im Beratungsgespräch konsequent zum Ausdauersport motiviert und angeleitet werden«, so der stellvertretende DGN-Präsident. Regelmäßige, sprich dreimal wöchentliche Bewegungseinheiten von 30 bis 45 Minuten am häuslichen Ergometer seien für Parkinson-Patienten besonders gut geeignet, da dieses mit einer niedrigen Sturzgefahr assoziiert ist.
Der Prävention durch regelmäßiges körperliches Training, so die DGN, sei insofern besondere Bedeutung zuzumessen, als derzeit keine ursächlichen, sondern nur symptomatische Therapieoptionen zur Verfügung stünden.
Derzeit leiden in Deutschland circa 400.000 Patienten unter der nach dem Londoner Arzt James Parkinson benannten und erstmals 1817 von ihm als »Schüttellähmung« beschriebenen Erkrankung. Ihre Zahl nimmt rasant zu. Neben dem demographischen Wandel und der Alterung der Gesellschaft werden auch andere Ursachen wie immunologische, metabolische oder umweltbedingte Faktoren und hier auch giftige Chemikalien für den starken Anstieg des nach der Alzheimer-Demenz zweithäufigsten neurodegenerativen Leidens verantwortlich gemacht.