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Berufspolitik

Start ins Jahr 2009 mit neuen Zielen

01.02.2009  12:04 Uhr

Berufspolitik

Start ins Jahr 2009 mit neuen Zielen

PTA-Forum / Der Jahreswechsel ist für viele Menschen Anlass, einmal kritisch das alte Jahr Revue passieren zu lassen und auch voller Hoffnungen und guter Vorsätze das neue Jahr zu beginnen. PTA-Forum befragte drei berufspolitisch engagierte Frauen, wie ihr Jahresrückblick aussah und welche Ziele sie sich für 2009 gesteckt haben.

Die Gesprächspartnerinnen des PTA-Forums sind:

  • Sabine Pfeiffer, seit April 2005 Vorsitzende des Bundesverband Pharmazeutisch-technischer Assis-tentInnen (BVpta).
  • Barbara Neusetzer, seit dem 1. Januar 2007 erste Vorsitzende der Apothekengewerkschaft Adexa und vor allem verantwortlich für die Berufs- und Gesundheitspolitik, Öffentlichkeitsarbeit und interne Zusammenarbeit
  • Karin Graf. Am 10. Dezember 2008 wurde der Vorstand der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände neu gewählt. Im Geschäftsführenden Vorstand der ABDA vertritt Karin Graf, die Vizepräsidentin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, die angestellten Apotheker.

PTA-Forum: Welches berufspolitische Ereignis war 2008 für Sie am wichtigsten? 

Pfeiffer: Da muss ich gleich mehrere nennen. Zum einen das Verbot des Fremd- und Mehrbesitzes und die Schlussanträge des Generalanwaltes des EuGH, Yves Bot, welche die selbstständigen Apotheker und mit ihnen die vielen tausend Angestellten wieder hoffnungsvoller in die Zukunft blicken lassen. Aber uns PTA beschäftigt auch immer wieder die unendliche Geschichte der Rabattverträge mit all’ den Gerichtsverfahren und neuen Auflagen und den Konsequenzen für unser Tun im Apothekenalltag. 

Und dann möchte ich noch die Diskussion um das Versandverbot verschreibungspflichtiger Arzneimittel nennen: ja versus nein, unter anderem aufgrund der Zunahme der Arzneimittelfälschungen, übrigens weltweit, da dies inzwischen ein lukrativeres Geschäft ist als der illegale Drogenhandel.

Neusetzer: 2008 war insgesamt eher ein Jahr des Wartens als der Ereignisse, insbesondere des Wartens auf das EuGH-Urteil zum Fremdbesitzverbot. Zwar hat der Schlussantrag des Generalanwalts Yves Bot im Dezember hier eine deutliche Richtung vorgegeben, aber das Gericht ist letztlich nicht an sein Plädoyer gebunden. Das Warten geht also weiter. 

Zwei für Adexa und die Apothekenangestellten erfreuliche berufspolitische Ereignisse möchte ich aber herausheben: Das erste war die Möglichkeit, auf dem Podium des Deutschen Apothekertages in München die Interessen der Apothekenmitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu vertreten. Ich habe die Bereitschaft der Angestellten unterstrichen, ihren Beitrag für die pharmazeutische Betreuung der alternden Bevölkerung zu leisten.

Ein weiteres positives Ereignis war die Wahl von Eva-Maria Plank in den ABDA-Gesamtvorstand. Sie ist Mitglied im Landesvorstand Bayern von Adexa und Vorsitzende der Fachgruppe Approbierte. In ihrer neuen Position wird sie den Kontakt zwischen ABDA und Adexa weiter ausbauen.

Graf: Das Plädoyer des Generalanwalts des EuGH, der es zulässig hält, den Besitz und Betrieb von Apotheken Apothekern vorzubehalten.

Außerdem das bereits ergangene Urteil zu §14 Apothekengesetz, das das deutsche Regionalprinzip zur Krankenhausversorgung für rechtens erklärt hat, weil bestätigt wurde, dass es ausschließlich die Angelegenheit der Mitgliedsstaaten sei, wie und auf welchem Niveau sie den Schutz der Bevölkerung in Gesundheitsfragen gewährleisten wollen.

PTA-Forum: Welche Ziele haben Sie sich für das neue Jahr gesetzt? 

Pfeiffer: Die Novellierung der Ausbildung, die den Ansprüchen des Gesundheitswesens gerecht wird, das heißt, der BVpta fordert drei Jahre Ausbildung mit Fachhochschul-Abschluss, damit unsere Ausbildung europaweit anerkannt wird und wir in ganz Europa arbeiten können. Seit der letzten Novellierung hat sich das Berufsbild geändert. Wir müssen weg von der Annahme, dass PTAs nur in der Apotheke tätig sein können, das Berufsbild ist wesentlich vielfältiger!

Neusetzer: Mit dem Abschluss eines Tarifvertrages für Nordrhein rückwirkend zum 1. Januar ist ein Ziel bereits erreicht. Die  Gehaltssteigerung von 2,5 Prozent für 2009 ist mit Blick auf die Lage im Apothekenmarkt angemessen. Eine echte Innovation ist die für 2010 vorgesehene Einführung der Leistungsorientierten Bezahlung (LOB). Dafür hat sich Adexa schon lange stark gemacht. Das Fortbildungsengagement und die Leistung der Mitarbeiter werden damit endlich auch finanziell honoriert. Die TGL hat sich dabei als Vorreiter unter den Arbeitgebervertretern erwiesen und den Apothekerverband Deutscher Apotheken (ADA), der die übrigen Kammerbezirke mit Ausnahme von Sachsen vertritt, tarifpolitisch abgehängt. Ziel ist hier, ebenfalls zeitnah einen Abschluss zu erreichen. Dazu muss sich der ADA aber noch deutlich bewegen. 

Ein wichtiges Ziel ist es, dass wir die Novellierung der PTA-Ausbildung in diesem Jahr weiter vorantreiben. Der PTA-Beruf muss fit für Europa gemacht werden, das bedeutet vor allem eine Verlängerung der Ausbildung. 

Um beim Stichwort Europa zu bleiben: Die bestehenden Kontakte zu den anderen europäischen Gewerkschaften für PTA und die anderen Apothekenberufe sollen ausgebaut werden und ein Netzwerk entstehen. Dazu gibt es zum Beispiel eine Veranstaltung auf der Interpharm in Hamburg. 

Graf: Weiter daran zu arbeiten, dass die Apotheke und die ApothekerInnen als Teil des Gesundheitswesen begriffen werden und nicht als Teil der Handelskette.

PTA-Forum: Was ist Ihr größter Wunsch, den die Politik den PTA im Jahr 2009 erfüllen könnte?

Pfeiffer: Ein großer Wunsch, neben vielen kleinen, ist, dass die Politik unserer Berufsgruppe die Anerkennung zukommen lässt, die ihr gebührt! Man sieht in Berlin immer nur die »angeblich« großen Player und vergisst dabei die vielen Berufsgruppen, ohne die eben diese Player gar nichts wären. 

Wir können im Grunde viel besser die Bedürfnisse und Wünsche der Patienten und Menschen formulieren und weitergeben als ein Großteil derjenigen, die vom Schreibtischsessel aus die Entscheidungen treffen. Ich weiß, dass oft viele verschiedene Faktoren politische Entscheidungen beeinflussen, aber die Basis vertreten wir!

Neusetzer: Wenn nicht nur die Abgabe von Arzneimitteln per Packung, sondern auch die Beratungsleistung als solche durch die Kassen endlich honoriert würde, wäre dies ein großer Durchbruch. Die Belastung der Apothekenteams, zum Beispiel durch die Rabattverträge, ist permanent gewachsen, die Politik hat dies bisher aber nicht durch eine finanzielle Entlastung der Apotheken gewürdigt. 

Ganz oben auf der Wunschliste stehen außerdem Rahmenbedingungen, die die Arbeitschancen und die finanzielle Sicherung von Frauen stärken sowie Geringverdiener und Familien deutlich entlasten.

Graf: Gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, dass mehr Pharmazie in den Apotheken gelebt werden kann.

PTA-Forum: In welche Richtung sollte sich der PTA-Beruf in Zukunft entwickeln? Sollten die PTA neue Aufgaben übernehmen?

Pfeiffer: Der Berufsverband möchte die PTA als einen eigenständigen Beruf sehen, der sich absetzt von der Hilfskraft des Apothekers. In vielen Bereichen des Gesundheitswesens haben wir inzwischen Tätigkeitsfelder gefunden, in denen unsere anspruchsvolle und vielseitige Ausbildung einsetzbar ist. Wir sind unter anderem die Handwerker, die heute schon in der Industrie viel gefragte Mitarbeiter sind, zum Beispiel in Entwicklung neuer Arzneiformen und in der Forschung. Aber auch die Apotheker in den öffentlichen Apotheken sollten uns eigenständige Aufgaben, entsprechend unserer Ausbildung, ausführen lassen.

PTA-Forum: Welche Fähigkeiten sollten die Apothekenmitarbeiter besonders stärken, um ihren Beruf auch in Zukunft zu sichern? 

Neusetzer: Apotheken werden sich in Zukunft vermutlich immer mehr spezialisieren; wer Zusatz- und Spezialwissen erwirbt, muss sich um seine Zukunft daher keine Sorgen machen.

Neben den fachlichen Fähigkeiten gehören Kommunikationskompetenz und Teamfähigkeit zu den ganz wichtigen Kernkompetenzen für ApothekenmitarbeiterInnen. Das Fachwissen kontinuierlich aufzufrischen und neues Know-how zu erwerben, sollte heute in Apotheken eine Selbstverständlichkeit sein. Aber man kann sein Wissen eben nur dann optimal an die Kundin oder den Kunden bringen, wenn man richtig kommuniziert. Die Adexa-Wissenswerkstatt bietet dazu zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen an. 

PTA-Forum: Welche Ideen wollen Sie 2009 in den ABDA-Vorstand einbringen? Sehen Sie neue Tätigkeitsfelder für Apothekenmitarbeiter, in denen sie sich besonders qualifizieren sollten?

Graf: Ich möchte mich verstärkt dafür einsetzen, dass PTA und Apotheker auch in der Prävention eine wichtige Rolle spielen und von ihren Partnern, wie auch zum Beispiel von den Krankenkassen, als Präventionsberater oder -manager anerkannt werden.

Ganz neue Tätigkeitsfelder für Apothekenmitarbeiter sehe ich weniger. Für absolut zukunftssichernd halte ich aber das verstärkte Engagement in den pharmazeutischen Kernkompetenzen, die Intensivierung der pharmazeutischen Betreuung, zum Beispiel in Hausapothekenmodellen, Qualitätssicherung in der Rezeptur und Defektur, Information und Beratung in der Selbstmedikation, aber auch bei ärztlich verordneten Arzneimitteln und in der Prävention. 

Erste, neue Ansatzpunkte bietet der erst kürzlich abgeschlossene Vertrag des Deutschen Apothekerverbandes mit der Barmer Ersatzkasse über die intensivierte Diabetesbetreuung. Neue Curricula, die unter der Mitarbeit der BAK erstellt worden sind, sichern dazu die Qualität der Dienstleistungen.