Duo zum Jahresende |
09.01.2018 09:53 Uhr |
Von Sven Siebenand / Insgesamt 35 neue Arzneistoffe kamen im Laufe des Jahres 2017 neu in den deutschen Handel. Die beiden letzten Neulinge waren das Krebsmedikament Niraparib (Zejula® 100 mg Hartkapseln, Tesaro Bio Germany) und der bei Schuppenflechte zugelassene Antikörper Guselkumab (Tremfya® 100 mg Injektionslösung, Janssen-Cilag).
Niraparib ist zugelassen als Monotherapie zur Erhaltungstherapie bei Frauen mit Rezidiv eines Platin-sensiblen serösen Karzinoms der Eierstöcke, der Eileiter oder des Bauchfells, die sich nach einer Platin-basierten Chemotherapie in Remission befinden. Anders als beim 2015 eingeführten Olaparib (Lynparza™) ist der Nachweis von Mutationen in den Breast Cancer (BRCA1- und -2)-Genen keine Voraussetzung für die Therapie mit Niraparib.
Beide Wirkstoffe blockieren die Wirkung von humanen Poly-ADP-Ribose-Polymerasen (PARP), die zur Reparatur von DNA-Einzelstrangbrüchen benötigt werden. Nach Inhibition von PARP entstehen mit der nächsten Zellteilung dann Doppelstrangbrüche, was schließlich zum Tod der Krebszellen führt.
Die empfohlene Dosis liegt bei drei 100-mg-Hartkapseln einmal pro Tag. Die Einnahme sollte dabei jeden Tag etwa zur gleichen Zeit erfolgen. Laut Fachinformation kann die Einnahme unmittelbar vor dem Schlafengehen helfen, Übelkeit zu vermeiden. Es wird empfohlen, die Behandlung bis zur Progression der Erkrankung fortzuführen. Tritt sie ein, profitieren die Patientinnen nicht weiter von der Therapie. In der Fachinformation finden sich Anweisungen für Dosismodifizierungen beim Auftreten bestimmter Nebenwirkungen.
Bei Frauen mit schwerer Einschränkung der Nieren- oder Leberfunktion sollte Niraparib nur mit Vorsicht zum Einsatz kommen. In der Stillzeit ist Zejula kontraindiziert. Auch bei Schwangeren sollte das Mittel keine Anwendung finden. Das gilt auch für Frauen im gebärfähigen Alter, die während der Behandlung mit Zejula und für einen Monat nach Einnahme der letzten Dosis keine sichere Methode zur Empfängnisverhütung anwenden möchten. Wichtig: Bei allen Frauen im gebärfähigen Alter sollte vor Beginn der Behandlung ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden.
Sehr häufige Nebenwirkungen von Niraparib sind unter anderem Übelkeit, Ermüdung, Anämie, Obstipation, Erbrechen, Abdominalschmerzen, Neutropenie, Thrombozytopenie, Schlaflosigkeit, Kopfschmerz, verminderter Appetit, Nasopharyngitis, Diarrhö, Dyspnoe, Hypertonie, Dyspepsie, Rückenschmerzen, Schwindelgefühl, Husten, Harnwegsinfektion, Arthralgie, Palpitationen und Geschmacksstörungen.
Die Fachinformation geht auf ein mögliches myelodysplastisches Syndrom/eine akute myeloische Leukämie und eine hypertensive Krise ein, sowie auch explizit auf das Risiko hämatologischer Nebenwirkungen. Um alle klinisch relevanten Veränderungen der hämatologischen Parameter rechtzeitig zu erkennen, wird während des ersten Monats der Behandlung die einmal wöchentliche Anfertigung eines großen Blutbilds empfohlen, gefolgt von monatlichen Kontrollen über die folgenden zehn Monate der Therapie und danach in regelmäßigen Abständen.
In Sachen Wechselwirkungen mit Niraparib ist zu bedenken, dass bei der Kombination mit Impfstoffen, Immunsuppressiva oder anderen zytotoxisch wirkenden Arzneimitteln Vorsicht angezeigt ist.
Weiterer Antikörper bei Schuppenflechte
Guselkumab ist ein weiterer Antikörper, der bei der mittelschweren bis schweren Schuppenflechte zum Einsatz kommen kann. Ärzte dürfen ihn Erwachsenen verordnen, die für eine systemische Therapie infrage kommen.
Guselkumab bindet an Interleukin-23 (IL-23) und blockiert dadurch dessen Aktivität. Der Botenstoff IL-23 steuert das Wachstum und die Reifung bestimmter T-Zellen. Diese Zellen sind an der Entstehung von Entzündungen beteiligt, die mit der Bildung von Plaque-Psoriasis in Verbindung stehen. Indem die Wirkung von IL-23 gehemmt wird, mindert Guselkumab die Entzündung und die Symptome der Erkrankung.
Die empfohlene Dosis beträgt 100 mg subkutan als Einzeldosis, gefolgt von einer weiteren Dosis nach vier Wochen und dann 100 mg alle acht Wochen. Patienten können sich das Medikament nach einer Schulung selbst verabreichen. Sie sollten dabei Spritzstellen wählen, die frei von Schuppenflechte sind. Bessert sich die Erkrankung nach 16 Wochen nicht, sollte der Arzt den Abbruch der Therapie erwägen.
Guselkumab stellt eine Option für Menschen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis dar.
Foto: Fotolia/hriana
Infektionen der oberen Atemwege wurden in Studien sehr häufig als Nebenwirkung registriert. Aufgrund der immunmodulierenden Wirkung von Guselkumab darf der Antikörper nicht bei klinisch relevanten aktiven Infektionen wie Tuberkulose verwendet werden. Vor Therapiestart muss eine Tuberkulose per Test ausgeschlossen werden. Grundsätzlich sollten PTA und Apotheker die Patienten darauf hinweisen, dass sie ärztlichen Rat einholen sollen, wenn unter Tremfya Anzeichen einer Infektion auftreten.
Bevor es mit einer Guselkumab-Behandlung losgehen kann, sollte der Impfstatus der Patienten auf den aktuellen Stand gebracht werden. Vor einer Impfung mit Lebendimpfstoffen muss die Behandlung mit Tremfya nach der letzten Gabe für mindestens zwölf Wochen ausgesetzt, und kann frühestens zwei Wochen nach der Impfung wieder aufgenommen werden.
Frauen im gebärfähigen Alter sollten während und für mindestens zwölf Wochen nach der Behandlung zuverlässig verhüten. Sicherheitshalber sollten Schwangere kein Guselkumab erhalten. In der Stillzeit muss die Mutter während der Behandlung und bis zu zwölf Wochen nach der letzten Gabe entweder auf das Stillen verzichten oder der Arzt die Tremfya-Behandlung unterbrechen.
Das neue Medikament wird im Kühlschrank bei 2 bis 8 Grad Celsius gelagert. Für Patienten wichtig: Die Fertigspritze soll nach der Entnahme aus dem Kühlschrank für die Injektion noch für eine halbe Stunde im Umkarton verbleiben. Patienten dürfen das Mittel erst bei Raumtemperatur injizieren. Die Fertigspritze darf keinesfalls geschüttelt werden. /