Beratung ist unverzichtbar |
21.02.2007 21:36 Uhr |
Beratung ist unverzichtbar
BVpta / Als schweren Schlag gegen die individuelle Betreuung und Beratung der Kunden und Patienten in Apotheken bezeichnet Sabine Pfeiffer, Vorsitzende des Bundesverbandes der pharmazeutisch-technischen Assistentinnen (BVpta), die Wiedereröffnung der DocMorris-Filiale in Saarbrücken. Das Oberverwaltungsgericht des Saarlandes hatte am Montag eine Einstweilige Verfügung des Saarländischen Verwaltungsgerichtes vom 12. September 2006 aufgehoben. Damit darf die niederländische Kapitalgesellschaft ihre Filiale in Saarbrücken wieder betreiben.
Das Oberverwaltungsgericht bezog sich mit seiner Entscheidung auf die Niederlassungsfreiheit innerhalb der Europäischen Union. Pfeiffer stellt klar, dass das Oberverwaltungsgericht zunächst nur die sofortige Schließungsverfügung gegen die DocMorris-Apotheke aufgehoben hat. »Eine Entscheidung im Hauptsacheverfahren ist damit nicht gefallen. Allerdings wird es wohl einige Jahre dauern, bis der Prozess endgültig entschieden ist, den einige Apotheker, die Apothekerkammer des Saarlandes und der Deutsche Apothekerverband gegen DocMorris und das Saarländische Justizministerium führen. Bis dahin kann die Kapitalgesellschaft ungehindert Fakten schaffen.«
Der BVpta befürchtet, dass diese Gerichtsentscheidung Wasser auf die Mühlen derer ist, die das Fremdbesitzverbot in Deutschland kippen wollen. »Das steht im klaren Widerspruch zur eindeutigen Meinung der Mehrheit im Deutschen Bundestag und im Bundesrat«, erklärt Pfeiffer. Erst im Dezember hatten die Vertreter der Länder die in der Gesundheitsreform ursprünglich vorgesehene Arzneimittelhöchstpreisverordnung und die Möglichkeit der Apotheken, teilweise auf die Zuzahlung zu verzichten, gekippt. Der Bundesrat begründete seine Initiative damit, dass nur wirtschaftlich unabhängige Apotheken die individuelle Beratung der Kunden sicherstellen könnten. »Die Länder geben den unabhängigen und selbständigen Apothekenleitern offenkundig den klaren Vorzug vor kapitalgesteuerten Apothekenketten«, so Pfeiffer. »Wir sind stolz darauf, in einem System arbeiten zu können, in dem die Beratungsqualität und der Heilberuf eindeutigen Vorrang vor Kapitalinteressen haben«, betont die BVpta-Vorsitzende. »Dabei soll es auch bleiben!« Bei kapitalgesteuerten Apothekenketten stünde dagegen die Profitmaximierung im Vordergrund. »Da muss verkauft werden, was das Zeug hält«, befürchtet Pfeiffer. Die BVpta-Vorsitzende appelliert an die Politik, in dieser Frage hart zu bleiben. Notfalls müsse die Bundesregierung einen Vorstoß auf europäischer Ebene machen, damit Apothekenketten in Deutschland auch weiterhin verboten bleiben.
Der BVpta e. V. vertritt auch die Interessen der rund 46.500 pharmazeutisch-technischen Assistentinnen in Apotheken. Aktuell gehören dem Verband mehr als 7500 PTA an.