Wenn Wasser zur Mangelware wird |
21.02.2007 10:29 Uhr |
Wenn Wasser zur Mangelware wird
von Désirée Kietzmann, Berlin
Das arktische Eis schmilzt, die Alpen zerfallen durch Erosion, der Golfstrom reißt ab. In jüngster Zeit überschlagen sich die beunruhigenden Prognosen zum Klimawandel. Auch der Weltwassertag (WWT) am 22. März 2007 thematisiert die aktuelle Problematik mit dem Motto »Zeit zum Handeln – Wasserknappheit und Dürre«.
Wasser ist Ursprung und Voraussetzung des Lebens auf der Erde und damit unbestritten die bedeutendste chemische Verbindung für den Menschen. Die Flüssigkeit, deren Moleküle aus Wasserstoff und Sauerstoff bestehen, spielt bei zahlreichen Stoffwechselvorgängen von Pflanze, Tier und Mensch eine entscheidende Rolle. Während ein gesunder Mensch mehrere Wochen ohne feste Nahrung überleben kann, verdurstet er bereits nach drei bis vier Tagen ohne Wasser.
Der menschliche Körper besteht zu 60 Prozent aus Wasser. Einen Teil davon verliert er täglich über Nieren, Darm, Haut und Atmung. Diese Verluste muss der Mensch durch regelmäßige Zufuhr von Flüssigkeit wieder ausgleichen. Ernährungsexperten raten täglich 30 ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht zu sich zu nehmen, dies entspricht je nach Gewicht zwei bis drei Litern.
Insbesondere ältere Menschen tun das zu wenig, denn das Durstgefühl nimmt im Alter deutlich ab. Inkontinenz und Prostataleiden sind weitere Gründe für den zurückhaltenden Wasserkonsum der Senioren. PTA und Apotheker sollten ihre Patienten deshalb stets daran erinnern, wie wichtig das Trinken ist, und auf die Gefahren für den Kreislauf hinweisen.
Außerdem kennen ältere Menschen oft nicht den Zusammenhang zwischen ausreichender Flüssigkeitszufuhr und der geistigen Leistungsfähigkeit. Vereinfacht gesagt: Wer das Trinken vergisst, dem fällt auch das Denken schwerer.
Dass die Deutschen im Allgemeinen zu wenig trinken, ist global betrachtet jedoch eher ein Luxusproblem. Denn in vielen Teilen der Welt ist der tägliche Gang zum Wasserhahn nicht so selbstverständlich wie in den Industriestaaten. So hatten im Jahre 2005 mehr als 1,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Klimawandel bringt Dürre
Der Klimawandel und das Wachstum der Weltbevölkerung sind entscheidende Gründe dafür, warum laut Schätzungen von Experten im Jahr 2050 etwa ein Drittel der Weltbevölkerung unter Wassermangel leiden wird. Die Erdoberfläche ist zwar zu 72 Prozent von Wasser bedeckt. Jedoch sind nur knapp drei Prozent davon Süßwasser, von dem wiederum lediglich ein Zehntel als Trinkwasser erschlossen werden kann. Der Rest ist im Polareis und in Gletschern gebunden. Wasser ist als einziges Nahrungsmittel unersetzbar.
Werden die Wasserressourcen knapp, sind Konflikte um deren Nutzung programmiert. Nicht ohne Grund wird Wasser immer häufiger als »Öl des 21. Jahrhunderts« bezeichnet.
Wasserknappheit im Sommer
Die Vereinten Nationen haben sich angesichts dieser Prognosen das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Anteil der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, bis zum Jahre 2015 zu halbieren. Auch der Weltwassertag, der seit 1993 jedes Jahr am 22. März stattfindet, ist Teil dieser Initiative. In allen Mitgliedsstaaten soll die Öffentlichkeit an diesem Tag auf den Wert des Zugangs zu sauberem Wasser aufmerksam gemacht werden.
Auf Grund der frühlingshaften Temperaturen prognostiziert das Bundesministerium für Umwelt, dass in Zukunft auch in Deutschland während der Sommermonate regional begrenzt das Wasser knapp werden könnte.
Neue Technologien sind gefragt
Angesichts der drohenden Trinkwasserknappheit suchen Wissenschaftler nach alternativen Methoden zu dessen Gewinnung. Die Meerwasserentsalzung ist eine Möglichkeit, die heute schon vielerorts genutzt wird. In Deutschland gewinnen zum Beispiel die Helgoländer ihr Trinkwasser durch Umkehrosmose. Salz- und Trinkwasser sind zwar wie beim herkömmlichen Osmoseprozess durch eine halbdurchlässige Membran getrennt, bei der Umkehrosmose wird das Meerwasser jedoch sehr hohen Drücken von 60 bis 80 bar ausgesetzt. Dadurch wandern die Wassermoleküle aus der Salzlösung in Richtung Trinkwasser und nicht umgekehrt, wie es beim normalen Konzentrationsausgleich geschehen würde.
Am Persischen Golf dienen sogenannte Entspannungsverdampfer als Hauptquelle für die Trinkwassergewinnung. Riesige Kraftwerke erhitzen das Meerwasser auf 115 Grad Celsius, woraufhin es sich als salzfreies Kondensat abscheidet. Der Nachteil dieser bereits etablierten Verfahren liegt auf der Hand: Zur Erzeugung hoher Drücke und Temperaturen wird viel Energie benötigt. Außerdem geben die Betreiber der Entspannungsverdampfer das abfallende Salz häufig wieder ins Meer zurück. Der steigende Salzgehalt gefährdet auf lange Sicht nicht nur das Ökosystem Meer, sondern verteuert auch den Betrieb der Entsalzungsanlagen. Das Bundesministerium für Umwelt möchte mit dem Weltwassertag vor allem wasserwirtschaftlich orientierten Unternehmen die Chance eröffnen, interessierte Bürger über ihre innovativen Lösungen für eine nachhaltige Wassernutzung zu informieren und der Öffentlichkeit ihre Konzepte zu präsentieren.
E-Mail-Adresse der Verfasserin:
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