Placebo wirkt auch ohne Täuschung |
21.01.2011 13:46 Uhr |
PTA-Forum / Unter Wissenschaftlern gilt bisher als unbestritten: Die wichtigste Voraussetzung, damit Placebos wirken können, ist die Ahnungslosigkeit des Patienten. Er darf nicht wissen, dass er nur ein Scheinmedikament erhält. Nun zweifeln US-amerikanische Forscher diese Theorie an.
Der Mediziner Ted Kaptchuk von der Harvard Medical School in Boston und seine Kollegen führten mit insgesamt 80 Patienten, die am Reizdarmsyndrom litten, eine dreiwöchige Studie durch. Dabei teilten sie die Probanden in zwei Gruppen auf: Die eine Hälfte erhielt Placebo-Kapseln, die sie zweimal am Tag einnehmen sollten, die andere Hälfte blieb unbehandelt. Die Placebo-Kapseln bezeichneten die Mediziner gegenüber den Patienten als »Zuckerpillen« und machten deutlich, dass diese keine Arzneisubstanz enthielten. Zusätzlich waren die Packungen mit der Aufschrift »Placebo« gekennzeichnet. Kaptchuk betont: »Wir sagten den Patienten, sie müssten nicht einmal an den Placeboeffekt glauben. Sie sollten nur die Pillen nehmen.«
Das Studienergebnis hatten die Wissenschaftler so nicht erwartet: Nach drei Wochen hatten sich bei 59 Prozent der Patienten aus der Placebo-Gruppe die Symptome deutlich verbessert. Bei der unbehandelten Kontrollgruppe reduzierten sich hingegen die Beschwerden nur bei 35 Prozent. Im Kommentar zu ihrer Studie betonen die Forscher jedoch, dass die Ergebnisse noch in umfangreicheren Untersuchungen bestätigt werden müssten. /
Quelle: Science