Start ins Jahr 2011 mit neuen Zielen |
21.01.2011 14:25 Uhr |
PTA-Forum / Zum Jahreswechsel lassen viele Menschen einmal kritisch das alte Jahr Revue passieren und beginnen voller Hoffnungen und guter Vorsätze das neue. PTA-Forum befragte drei berufspolitisch engagierte Frauen, wie ihr Jahresrückblick aussieht und welche Ziele sie sich für 2011 gesteckt haben.
PTA-Forum: Welches berufspolitische Ereignis war 2010 für Sie am wichtigsten?
Pfeiffer: Das wichtigste berufspolitische Ereignis war ohne Frage die Veröffentlichung des Gutachtens von Professor Igl in Berlin. Professor Igl nimmt hier Stellung zur öffentlichen Regulierung nicht ärztlicher Gesundheitsberufe und ihrer Tätigkeiten. Bei den Recherchen zu diesem Gutachten wurde immer deutlicher, dass der Beruf der PTA im Vergleich zu anderen Gesundheitsfachberufen eine sehr geringe Stellung hat. Das hat viele, an diesem Projekt Beteiligte sehr enttäuscht, in ihrer Einschätzung bestätigt und angestachelt, das zu ändern.
Barbara Neusetzer ist seit Januar 2007 Erste Vorsitzende der Apothekengewerkschaft Adexa und vor allem verantwortlich für die Berufs- und Gesundheitspolitik, Öffentlichkeitsarbeit und die interne Zusammenarbeit.
Neusetzer: Hier denke ich an das monatelange Ringen um die Entschärfung des Spargesetzes AMNOG, das seit Jahresbeginn die Apotheken mit Millioneneinsparungen belastet. Adexa hat durch den Protest der Angestellten, den ich unter anderem beim Apothekertag in München vortragen konnte, viel Achtung und Sympathie auch bei den Apothekenleitern erworben – und ich bin sicher, dass dies zu dem fristgerechten Abschluss eines neuen Gehalts- und Rahmentarifvertrages beigetragen hat. Die Verträge berücksichtigen einerseits die Belastung, aber sorgen auch dafür, dass die Arbeitsplätze attraktiv bleiben – gerade auch für den Berufsnachwuchs.
Graf: Das war vor allem die Tatsache, dass Pick-up-Stellen im AMNOG nicht verboten wurden. Zwar war diese Entwicklung schon abzusehen, dennoch muss ich zugeben, dass ich enttäuscht darüber war. Ich vermisse das eindeutige Bekenntnis der jetzigen Regierung, wie sie die Apotheker und damit auch die PTA in Zukunft sehen will. Braucht unsere Gesellschaft eher den Kaufmann oder den Heilberufler? Nach meiner Ansicht muss durch Gesetze die heilberufliche Aufgabe gestärkt werden.
PTA-Forum: Welche Ziele haben Sie sich für das neue Jahr gesetzt?
Sabine Pfeiffer ist seit April 2005 Vorsitzende des Bundesverband Pharmazeutisch-technischer AssistentInnen (BVpta) und vertritt die Interessen der PTA gegenüber der Politik.
Pfeiffer: Im neuen Jahr werden wir unbeirrt für unsere Ziele arbeiten und uns dafür einsetzen. Die Wertschätzung der Arbeit der PTA in den Apotheken vor Ort muss sich auch in der öffentlichen Wahrnehmung niederschlagen. Unser Ziel ist es, die politischen Vertreter auf die eigenständige Berufsgruppe der PTA mit ihren Aufgaben in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung aufmerksam zu machen. Allein die aktuellen Zahlen der ABDA zu den in der Apotheke angestellten PTA sagen eine Menge über die Verantwortung aus, die unsere Kolleginnen Tag für Tag übernehmen. Die Qualität in der Ausbildung muss sich an diesen Aufgaben messen lassen. Das ist ein wesentliches Ziel 2011.
Auch in diesem Jahr werden wir wieder eng mit anderen Berufsverbänden verschiedener Gesundheitsfachberufe in der Arbeitsgemeinschaft »Professionalisierung Gesundheitsberufe« zusammenarbeiten, um uns gerade in politischen Fragen gegenseitig zu unterstützen.
Neusetzer: Die Nachwuchsförderung ist für die Apothekengewerkschaft ein wichtiges Thema, und wir werden 2011 verstärkt Veranstaltungen für Berufseinsteiger durchführen. Außerdem stehen die Ausbildungsnovellierungen für die PTA und die PKA auf unserer Agenda.
Besonders freue ich mich auf den Adexa Gewerkschafts- und Erlebniskongress am 22. Mai in Köln, mit dem wir uns auf neue, spannende und unterhaltsame Weise unseren Mitgliedern und allen interessierten Nichtmitgliedern präsentieren werden. Alle Infos finden Interessierte bald auf unserer Website www.adexa-online.de, die ab Mitte Februar in modernem Design und benutzerfreundlicher Menüführung an den Neustart geht.
Im geschäftsführenden Vorstand der ABDA vertritt Karin Graf, die Vizepräsidentin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, seit Dezember 2008 die angestellten Apotheker.
Graf: Ich möchte die Apotheker und ihre Teams stärker in die ambulante Versorgung von Palliativpatienten einbeziehen. Immer mehr Schwerkranke haben den Wunsch zuhause zu sterben. Aus diesem Grund wurden die Ärzte bereits angehalten, Teams zur Versorgung dieser Patienten zu gründen. Die Apotheken sind in diese Projekte meist nicht integriert. Um es noch einmal deutlich zu machen. Es geht nicht nur darum, dass Apotheken die Patienten rund um die Uhr mit BTM und anderen Medikamenten beliefern, sondern um eine Mitarbeit auf Augenhöhe.
Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die zertifizierte Fortbildung der Bundesapothekerkammer in Palliativpharmazie, die bereits von einigen Landesapothekerkammern angeboten wird. Ihr Wissen aus dieser Fortbildung können Apotheker gemeinsam mit ihren Mitarbeiter im Sinne der Palliativcare einbringen.
PTA-Forum: Was ist Ihr größter Wunsch, den die Politik den PTA im Jahr 2011 erfüllen könnte?
Pfeiffer: Der größte Wunsch, der auch von verschiedenen Seiten an uns herangetragen wird, ist ein neues Berufsgesetz und eine neue Ausbildungsverordnung. Da der Beruf zu einem bundesrechtlich geregelten Gesundheitsfachberuf gehört, sind einige Hürden auf diesem Weg zu nehmen. Es besteht aber kein Zweifel daran, dass, wenn alle Beteiligten sich engagieren, dieser Wunsch schnell in Erfüllung gehen kann.
Neusetzer: Dürfen es auch zwei Wünsche sein? Ich wünsche mir für die PTA wie für alle Arbeitnehmer ein solidarisches Gesundheitssystem, das die Lasten auf den starken Schultern austariert, das die notwendigen Leistungen für alle sicherstellt und die Arbeitsplätze im Gesundheitswesen und insbesondere in den Apotheken nicht gefährdet.
Speziell für die PTA wünsche ich mir vom Gesundheitsministerium eine zügige und zukunftsfähige Neuregelung der Ausbildungsordnung, die unsere Vorschläge umsetzt.
PTA-Forum: In welche Richtung sollte sich der PTA-Beruf in Zukunft entwickeln? Sollten die PTA neue Aufgaben übernehmen?
Pfeiffer: Der PTA-Beruf muss sich für das offene Europa rüsten. Die Ausbildung muss nicht nur an die Herausforderungen in der Apotheke der heutigen Zeit angepasst werden, sondern muss auch eine Durchgängigkeit im Schulsystem beinhalten. Daraus kann man in der Zukunft auch – praxisorientiert – eine Bachelor-PTA entwickeln, die dem wissenschaftlich ausgebildeten Apotheker zur Seite steht. Das würde den Beruf interessanter machen und vielen Kolleginnen eine Option geben, sich auch innerhalb des Berufes weiterzuentwickeln.
PTA-Forum: Welche Fähigkeiten sollten die Apothekenmitarbeiter besonders stärken, um ihren Beruf auch in Zukunft zu sichern?
Neusetzer: Kommunikationsfähigkeiten bleiben – neben dem ständig notwendigen fachlichen Input – das A & O für die Beratung in der Apotheke und die gute Verständigung im Team.
Zur beruflichen Sicherung ist aber auch die Organisation in der beruflichen Interessen- und Tarifvertretung wichtig. Als Adexa-Mitglied ist eine PTA auch bei Problemen mit dem Arbeitgeber immer gut beraten. Wer dabei eigenes Engagement zeigt, wird durch den Erfahrungsaustausch mit Kolleginnen und die berufspolitischen Diskussionen in seiner Persönlichkeit und seinem Selbstbewusstsein gestärkt.
PTA-Forum: Welche Ideen wollen Sie 2011 in den ABDA-Vorstand einbringen? Sehen Sie neue Tätigkeitsfelder für Apothekenmitarbeiter, in denen sie sich besonders qualifizieren sollten?
Graf: Ich bin der Meinung, wir müssen unsere Kernkompetenzen noch mehr stärken. Das bedeutet im Apothekenalltag, die Beratung in der Selbstmedikation zur regelmäßigen Dienstleistung zu machen. Im Gespräch mit dem Patienten oder Kunden müssen PTA oder Apotheker prüfen, ob das gewünschte Medikament überhaupt für die Beschwerden geeignet ist. Und wenn der Patient ein Rezept einreicht, sollte der Interaktionscheck zur Selbstverständlichkeit werden. Die Software in den Apotheken bietet dafür die beste Voraussetzung. Wir wissen, welche Arzneimittel der Patient regelmäßig verordnet bekommt und welche er in der Selbstmedikation kauft. Das sollten wir als besondere Verantwortung verstehen und hier unsere Dienstleistungen ausbauen, bevor wir neue Felder eröffnen. Ich werde mich 2011 im ABDA-Vorstand dafür einsetzen, die Qualitätsoffensive weiter voranzubringen. Die Standesorganisationen haben die wichtige Aufgabe, daran mitzuarbeiten, Apotheker und PTA für ihre heilberufliche Tätigkeit fit zu machen. /