Richtig dosieren mit Pipette |
16.01.2017 10:39 Uhr |
Dass die Applikation von Arzneimitteln bei Säuglingen fehleranfällig sein kann, zeigt der tragische Tod eines zehn Tage alten Neugeborenen in Frankreich Ende 2016. Der Säugling erlitt zu Hause einen Atem- und Herzstillstand, laut französischer Arzneimittelbehörde ANSM wahrscheinlich nach der Applikation einer Vitamin-D-Lösung.
Foto: Shuttersstock/okart
Die Behörde geht nicht davon aus, dass der Inhaltsstoff Colecalciferol des Präparats Uvestérol D, das in Deutschland nicht erhältlich ist, verantwortlich für den Tod des Kindes ist. Unter Verdacht steht die Applikation der Lösung per Dosierspritze. Das Mittel könnte in die Luftröhre des Säuglings gelangt sein.
Grundsätzlich spricht nichts gegen eine Dosierpipette – im Gegenteil: Damit kann deutlich genauer dosiert werden als mit Messlöffeln oder -bechern. Das aufgezogene flüssige Arzneimittel darf jedoch nicht direkt in den Rachen des Kindes gespritzt werden, sondern muss langsam in die Backentasche geträufelt werden. Darauf sollten PTA und Apotheker Eltern bei der Abgabe entsprechender Präparate hinweisen. Sonst kann sich das Kind verschlucken. Das Risiko ist umso größer, je jünger das Kind ist. Bei der Applikation sollte der Säugling, auch ein Neugeborenes, nicht auf dem Rücken liegen, sondern möglichst halb sitzend gehalten werden. Die Applikation hat immer langsam zu erfolgen. Der Kolben muss dabei vorsichtig gedrückt werden, denn gerade bei viskosen Flüssigkeiten wie Fiebersaft entleert sich eine Dosierspritze manchmal ruckartig.
Für Frühgeborene sollten im Fall von Uvestérol die Lösung mit Wasser oder Milch verdünnt und per Schnuller verabreicht werden. Auch bei Kindern mit Reflux sollte verdünnt und per Schnuller oder über einen Becher appliziert werden. Möglich ist auch, ein flüssiges Arzneimittel erst korrekt mit der Dosierpipette abzumessen, anschließend auf einen Löffel zu geben und dann schluckweise im Tempo des Kindes zu verabreichen. Alternativ gibt es Applikationshilfen wie Medikamentenschnuller oder Medizinfläschchen. (PZ/dh)