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Homöopathie

Hausapotheke für Kinder

22.01.2018  12:06 Uhr

Von Verena Schröer / Die Beliebtheit homöopathischer Arznei­mittel ist in Deutschland groß, besonders bei der Behandlung von Kindern. PTA und Apotheker sollten die wichtigsten und gängig­sten Mittel für Kinder kennen.

Eltern fragen in der Apotheke häufig nach sanften, natürlichen beziehungsweise homöopathischen Arzneimitteln. Der erste Kontakt mit der Homöopathie ist bei vielen über die Hebamme entstanden oder über Tipps aus dem Bekanntenkreis.

Das Grundprinzip der Homöopathie ist, Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen. Das bedeutet, dass ein Mittel in homöopathischer Verarbeitung bei den Symptomen eingesetzt wird, die es in konzentrierter Form beim Gesunden auslösen kann. Ein Beispiel ist die Honig­biene, Apis mellifica: Der Stich einer­ Biene führt zu einer starken Schwellung. Ihr Gift wird also bei Erkrankungen eingesetzt, bei denen die Schwellung ein wichtiges Symptom ist, also bei Stichen und bei Hals- und Gelenkentzündungen. Die homöopathische Potenzierung nimmt dem Mittel bei der Verarbeitung seine Giftigkeit und das allergene Potenzial.

Beschreiben die Eltern konkrete Beschwerden ihrer Kinder in der Apotheke, ist es zunächst wichtig, durch gezieltes Fragen herauszufinden, ob eine Selbstmedikation möglich und an­gemessen ist, oder ob man die Eltern besser zum Arzt schicken sollte. Das hängt sowohl von der Schwere der Erkrank­ung als auch vom Alter des Kindes­ ab. Ist eine Selbstmedikation angemessen, können PTA oder Apo­theker je nach Bedarf homöo­pathische und allopathische Arznei­mittel an­bieten. Oft macht es auch Sinn, homöopathische Mittel ergänzend­ zur schulmedizinischen Behandlung einzusetzen.

Homöopathische Mittel sollen die Selbstheilungskräfte anregen, daher sollte man sie frühzeitig anwenden. Deshalb macht es auch Sinn, interessierten Eltern eine Hausapotheke für ihre Kinder zu empfehlen. Diese sollte vor allem Mittel gegen Erkältungen, leichte Verletz­ungen und leichte Magen-Darm-Erkrankungen enthalten – Erkrankungen, die im Kindesalter oft auftreten und die homöopathisch gut in der Selbstmedikation behandelbar sind.

Verletzungen und Wunden

Starke Entzündungen, tiefe Wunden sowie Verletzungen mit Bewegungseinschränkungen und starken Blut­ergüssen gehören in ärztliche Behandlung. Ansonsten finden der Bergwohlverleih und die Ringelblume bei vielen Arten von Verletzungen Einsatz: Arnica D6 ist breit anwendbar. Es ist wirksam bei Prellungen, offenen Wunden, Verstauchungen, Quetschungen und Blutergüssen. Calendula D6 wendet man gerne an bei Windeldermatitis, eitrigen und schlecht heilenden Wunden.

Fieberhafter Infekt

Bei Temperaturen über 39 °C, Kindern unter sechs Monaten und Fieber ohne erkennbare Ursache ist ein Arztbesuch anzuraten. Es ist auch immer sinnvoll, zusätzlich klassische Fieberzäpfchen im Haus zu haben, weil man mit diesen schnell eingreifen und das Fieber senken kann. Die homöopathischen Mittel dagegen sollen regulierend wirken und die Selbstheilungskräfte anregen. Aconitum D6 kommt zum Einsatz bei plötz­lich auftretenden Beschwerden, etwa schnellem Fieberanstieg. Das Kind ist blass und die Haut ist trocken.

Eine Erkäl­tung beginnt bei Kindern häufig mit einer Aconitum-Symptomatik. Bella­donna D12 wird bei fieberhaften Infekten oft als Folgemittel für Aconitum eingesetzt. Man verwendet Bella­donna, wenn die Gesichtsfarbe rot und das Kind schwitzig ist. Ferrum phosphoricum D6 kommt bei fieberhaften Infekten zum Einsatz, wenn die Gesichtsfarbe des Kindes wechselt und die Symptomatik nicht eindeutig zu Aconitum oder Belladonna passt. Das Kind ist oft kränker als es aussieht und möchte nicht im Bett liegen bleiben.

Halsschmerzen

Bei eitrigen Halsbeschwerden sollten PTA und Apotheker die Eltern immer zum Arzt schicken und nur unter­stützend homöopathische Medi­kamente anbieten. Ansonsten gilt es abzuklären, wie Rachen und Mandeln aussehen und welche Beschwerden auftreten, um das passende Mittel auszuwählen. Phytolacca D6 ist das gängigste Mittel bei der nicht eitrigen Halsentzündung. Der Schmerz zieht bis zu den Ohren und oft sind die Lymphknoten geschwollen. Apis mellifica D6 ist für alle Beschwerden einsetzbar, bei denen die Schwellung im Vordergrund steht. Rachen und Mandeln sind stark geschwollen, aber nur leicht gerötet. Das Kind hat stechende Halsschmerzen. Belladonna D6 kommt zum Einsatz, wenn der Rachen und die Mandeln stark gerötet sind. Plötzlich auftretendes Fieber ist ein weiteres Symptom.

Husten

Bei Kindern unter zwei Jahren, einer Dauer des Hustens von mehr als drei Wochen oder Atemnot ist ein Arzt­besuch anzu­raten. Es ist wichtig zu fragen­, ob es sich um einen schleimigen oder einen trockenen Husten handelt­. Desweiteren sollte abgeklärt werden, ob der Reiz eher im Rachen oder im Brustkorb auftritt. Bryonia­ D6 verwendet man bei unproduktivem Husten, wenn dieser sehr schmerzhaft ist. Rumex D6 nimmt man hingegen bei Kitzelhusten im Rachen. Ipecacuanha D6 findet Einsatz bei krampf­artigem produktivem Husten mit Übelkeit. Coccus­ cacti D6 ist ein Mittel bei Husten­ mit fadenziehendem Schleim.

Schnupfen

Wenn der Schnupfen länger als zwei Wochen anhält oder von hohem Fieber, Ohrenschmerzen oder starken Kopfschmerzen begleitet wird, sollten PTA oder Apotheker die Eltern mit ihren Kindern­ zum Arzt schicken. Ansonsten sollten sie abklären, ob die Nase verstopft ist oder läuft. Am Anfang einer Erkältung ist das Sekret oft dünnflüssig und hat die Funktion, Krankheits­erreger auszuschleusen. Der frühzeitige Einsatz homöopathischer Mittel kann dazu beitragen, dass der Schnupfen sich nicht zu einer Nebenhöhlen­entzündung weiterentwickelt. Allium Cepa D6 ist das Mittel­ bei Fließ­schnupfen, unabhängig davon, ob er durch eine Erkältung oder eine Allergie hervorgerufen wird. Das Sekret ist wässrig und scharf. Ferrum phosphoricum D6 verwendet man, wenn ein dünnflüssiger Schnupfen von Ohrenschmerzen und leichtem Fieber be­gleitet wird. Kalium bichromicum D6 wird empfohlen, wenn das Sekret dick­flüssig wird und sich verfärbt. Dabei entsteht ein Druck unter den Wangenknochen. Sambucus nigra D6 wird eingesetzt bei Säuglingsschnupfen mit Schleimblasenbildung an der Nase. Die Nase ist verstopft und das Kind bekommt­ schlecht Luft.

Ohrenschmerzen

Ohrenschmerzen sind ein häufiges Problem im Kindesalter. Manche ­Kinder haben hier ihre Schwachstelle, und es kommt zu wiederholten Infekten.

Chronische Beschwerden sowie Ohrenschmerzen mit hohem Fieber oder Erbrech­en sollten vom Arzt behandelt werden. Ferrum phosphoricum D6 wird bei allmählich beginnender Mittel­ohrentzündung mit leichtem Fieber eingesetzt. Besonders eignet es sich bei infektanfälligen Kindern mit wieder­kehrenden Mittelohrentzündungen. Belladonna D6 verwendet man, wenn das Ohr heiß und gerötet ist. Die Mittel­ohrentzündung beginnt­ plötzlich und mit hohem Fieber­. Dabei ist auch der Kopf des Kindes gerötet.

Apis D6 wird eingesetzt, wenn das Trommelfell stark geschwollen ist. Es wird auch bei Paukenerguss verwendet, weil es Flüssigkeiten aus Hohlräumen löst.

Magen-Darm

Auch bei Magen-Darm-Beschwerden ist es wichtig, die Grenzen­ der Selbstmedikation zu beachten. So sollten PTA und Apotheker zum Beispiel bei Durchfall bei Kindern unter zwei Jahren einen Arztbesuch anraten, weil diese schnell dehydrieren. Bei leichten Beschwerden oder ergänzend zur ärztlichen Behandlung lassen sich homöopathische Mittel gut einsetzen.

Chamomilla D6 ist ein typisches Kindermittel. Die Kamille hat eine entzündungshemmende Wirkung. Neben dem Einsatz­ bei Säuglingskoliken wirkt sie auch bei Zahnungs­beschwerden und fieberhaften Infekten mit Unruhe. ­Lycopodium D12 ist der klassische Entschäumer in der Homöo­pathie. Er wird bei Blähungen sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen erfolgreich verwendet. Okoubaka D3 wird auch als das homöopathische Probiotikum bezeichnet. Es stärkt die Darmflora bei und nach einer Antibiotika­­be­hand­lung. Es ist wirksam, wenn Durchfälle und Blähungen auf­treten. Man kann es auch zur Vorbeugung von Reisediarrhö und bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten empfehlen. Nux vomica D6 kommt zum Einsatz bei Übelkeit und Er­brechen. Es kann aber auch bei einem Zuviel an Reizen und Genussmitteln eingesetzt werden. Außerdem kann es bei Ver­stopfung helfen, wenn das Kind zwar Stuhldrang verspürt, aber zu angespannt ist.

Zum Abschluss des Beratungsgespräches ist es sinnvoll, den Kunden zu bitten, nach der Anwendung ein Feedback zu geben. Das stärkt das Vertrauensverhältnis von Kunde zu PTA beziehungsweise Apotheker. Gleichzeitig sammelt das Apothekenteam durch die Rückmeldung Erfahrungen mit homöopathischen Arzneimitteln. /

Dosierung und Anwendung

In der Selbstmedikation ist die Anwen­dung von D3-, D6- und D12-Potenzen üblich. Manchmal kann auch eine D30-Potenz sinnvoll sein. Die Dosierungsempfehlungen hängen im Wesentlichen von der Potenz und vom Alter ab.

D3 und D6 werden dreimal täglich, in akuten Situationen kurzfristig maximal stündlich gegeben. D12 nimmt der Patient zweimal täglich, kurzfristig maximal fünfmal täglich. D30 hat eine lange Wirkdauer und wird daher nur einmal wöchentlich angewandt.

Säuglinge bekommen pro Einzel­dosis einen Globulus, Kleinkinder drei Globuli und Schulkinder und Erwach­sene fünf. Idealerweise sollte man die Globuli im Mund zer­gehen lassen und einen zeitlichen Abstand zum Essen und Trinken einhalten. Ätherische Öle wie Menthol, Kaffee und starke Ge­würze können die homöopathische Wirkung abschwächen oder auf­heben. Für Säuglinge kann man den Globulus auch in Wasser auf­lösen.