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Bundesweiter Informationsdienst

Und nun die Pollenflugvorhersage

28.03.2007  09:55 Uhr

Bundesweiter Informationsdienst

Und nun die Pollenflugvorhersage

von Christina Brunner, Oberaudorf

Die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, täglich bundesweit den Pollenflug vorherzusagen. Geschultes Personal, zahlreiche Messstationen und Datenbanken sowie die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst machen dies möglich.

»Mit allmählich aufkommenden Niederschlägen lässt die Pollenkonzentration in der Luft etwas nach. Die Haselpollenkonzentration zeigt eher schon abnehmende Tendenz. Besonders in der Südhälfte Deutschlands ist teilweise ein mäßiger Erlenpollenflug möglich. Mit einem nennenswerten Flug erster Pappel-, Ulmen- und Weidenpollen wird ab Anfang März gerechnet«, so lautete die Pollenflugvorhersage am 23. Februar 2007.

Täglich wertet das Personal des Deutschen Polleninformationsdienstes (PID) an etwa 60 Standorten in Deutschland die Messergebnisse spezieller Pollenflugfallen aus. Die Werte geben sie an den Deutschen Wetterdienst (DWD) weiter, der zusammen mit den Wettererkenntnissen und sogenannten phänologischen Beobachtungen eine Pollenflugvorhersage erstellt. Phänologische Sofortmelder des DWDs beobachten dazu die Vegetation. An 450 Standorten in ganz Deutschland melden sie den Blühbeginn verschiedener Pflanzen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den sechs allergologisch wichtigen Blütenpollen von Hasel, Erle, Birke, Süßgräsern, Roggen und Beifuß.

Vorhersage per Telefon oder Internet

Die Telefonansagedienste der einzelnen Bundesländer sind bundesweit anwählbar, aus dem deutschen Festnetz für 0,62 Cent pro Minute. Zuerst 0 90 01 wählen und dann

11 54 80 93 für Baden-Württemberg 
11 54 80 94 für Bayern  
11 54 80 87 für Berlin, Brandenburg 
11 54 80 83 für Bremen/Niedersachsen 
11 54 80 82 für Hamburg
11 54 80 86 für Hessen 
11 54 80 84 für Mecklenburg-Vorpommern 
11 54 80 85 für Nordrhein-Westfalen
11 54 80 92 für Rheinland-Pfalz
11 54 80 91 für Saarland
11 54 80 90 für Sachsen
11 54 80 88 für Sachsen-Anhalt
11 54 80 81 für Schleswig-Holstein
11 54 80 89 für Thüringen

Im Internet gibt die Seite www.dwd.de/pollenflug Auskunft über den Pollenflug in Deutschland. Europaweite Pollenflugvorhersagen veröffentlicht das Europäische Polleninformationssystem (epi) im Internet unter www.polleninfo.org. Auch das PTA-Forum informiert online durch Verlinkung mit der Pharmazeutischen Zeitung über die Pollenflugvorhersage für Deutschland, ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.

Hesna Gözlükaya ist die zuständige Pollenanalytikerin der Messstation des Berliner Universitätsklinikums Charité. Jeden Tag wertet sie die mit Vaseline beschichtete und eingefärbte Folie des Pollenmessgerätes unter dem Mikroskop aus. Das Gerät steht auf dem Dach der Charité und ist eine sogenannte Burkard-Pollenfalle. Die beschichtete Folie befindet sich auf einer Trommel, die sich kontinuierlich um ihre eigene Achse dreht. Zwei Millimeter pro Stunde legt sie zurück. Geschützt vor Regen und Wind saugt die Falle über einen Kompressor ein kontinuierliches Luftvolumen ein. Das Volumen ist die Bezugsgröße für die Pollenzahl. Eine Windfahne an der Oberseite der Burkard-Falle garantiert, dass die Luft immer aus der jeweils herrschenden Windrichtung angesaugt wird.

Pollen zählen und bestimmen

»Jeder Pollen hat seinen eigenen Fingerabdruck«, weiß Gözlükaya die verschiedenen Arten zu unterscheiden. Nachschlagewerke und Bestimmungsbücher helfen ihr bei der Arbeit. Die ausgezählten Pollenwerte gibt sie tabellarisch an den Deutschen Wetterdienst weiter. Alle gewonnenen Messdaten gehen zu Forschungszwecken außer in die Datenbank des PID noch in das Europäische Polleninformationssystem (epi) ein.

Aggressiver Ambrosia-Pollen

Eine neue Pollenart spielt in letzter Zeit auch in Deutschland vermehrt eine Rolle: der Pollen von Ambrosia artemisiifolia, dem Beifußblättrigen Traubenkraut. »Diese Pflanze stammt eigentlich aus Nord-Amerika. Ihre Pollen sind um ein Vielfaches aggressiver als alle in Deutschland bekannten Pollenarten. Auch das Berühren der Pflanze führt zu Hautirritationen«, so die Pollenspezialistin. Die Pflanze breitet sich, begünstigt vom Klimawandel, von Süden ausgehend nach Mitteleuropa aus. In einigen betroffenen Ländern bestehen gesetzliche Vorgaben, wie die Behörden die Ausbreitung der Pflanze bekämpfen sollen.

Auch in Deutschland wirkt sich die zunehmend wärmere Witterung auf den Pollenflug aus. Die Berliner Messstelle ist eine von zehn sogenannten Referenzmessstellen, die das ganze Jahr über Daten liefern. Die restlichen Pollenflugfallen werden zum Ende der Pollensaison abgebaut. Doch Mitte Dezember 2006 standen vielerorts die ersten Haseln in voller Blüte. »In diesem Winter hat der Pollenflug gar nicht aufgehört. Die bereits abgebauten Pollenfallen mussten wieder aufgestellt werden«, so Gözlükaya.

Pollenflugsymposien und Lehrgänge

Nicht nur die Pollenflugvorhersage gehört zu den Aufgaben des PID. Der Informationsdienst bietet unter anderem Lehrgänge zur Pollenanalytik an, unterstützt Forschungsarbeiten, zum Beispiel indem die Wissenschaftler die umfangreichen Datenbanken des PID einsehen können, und hält regelmäßig Pollenflugsymposien ab, zu denen sich Wissenschaftler aus aller Welt einfinden.

2008 feiert der PID sein 25-jähriges Jubiläum. Vertreter aus Politik, Krankenkassen, des Ärzteverbands Deutscher Allergologen, des Deutschen Wetterdienstes und der pharmazeutischen Industrie gründeten die Stiftung. Sie verpflichteten sich entsprechend der Satzung »zur Förderung der Gesundheit durch Einrichtung eines bundesweit tätigen und für jedermann erreichbaren Polleninformationsdienstes«. Seit 1991 hat der PID seinen Sitz am Allergie-Dokumentations- und Informationszentrum (ADIZ) in Bad Lippspringe.

Die täglich aktualisierte Pollenflugvorhersage ermöglicht Pollenallergikern eine gezielte Prophylaxe, zum Beispiel mit den Arzneistoffen Cromoglicinsäure oder Nedocromil. Beide Substanzen verhindern die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen und werden vorbeugend angewendet, bevor sich die ersten Symptome der Allergie bemerkbar machen. Unbehandelt führt die Pollenallergie bei etwa jedem dritten Heuschnupfenpatienten zu Pollenasthma.

Pollenschutz

Die Experten des Deutschen Allergie- und Asthmabundes e.V. raten zu folgenden vorbeugenden und therapiebegleitenden Maßnahmen:

  • Die größte Pollenausschüttung erfolgt in den frühen Morgenstunden zwischen 4 und 6 Uhr. In ländlichen Gebieten sollten daher die Fenster in dieser Zeit geschlossen bleiben. Die beste Zeit zum Lüften ist hier abends zwischen 19 und 24 Uhr. In städtischen Gebieten schweben gerade in den Abendstunden die Pollen herab. Hier tritt die geringste Pollenkonzentration in der Luft in den Morgenstunden zwischen 6 und 8 Uhr auf.
  • Spezielle Pollenschutzgitter können zudem verhindern, dass Pollen durch geöffnete Fenster in die Wohnräume gelangen.
  • Für viele Automodelle sind inzwischen Pollenfilter für die Lüftungsanlagen erhältlich.
  • Auch Staubsauger sollten mit einem speziellen Filter ausgestattet sein. Pollenallergiker sollten täglich staubsaugen.
  • Pollenallergiker sollten möglichst jeden Abend vor dem Zubettgehen die Haare waschen und die Straßenkleidung außerhalb des Schlafzimmers ablegen, um keine Pollen ins Schlafzimmer einzuschleppen.
  • Pollenallergiker sollten ihre Ferien so planen, dass sie in der Zeit, in der die allergieauslösenden Pollen fliegen, in Urlaub fahren. Die Luft auf Inseln, am Meer oder in Hochgebirgslagen ist besonders pollenarm.

E-Mail-Adresse der Verfasserin:
ch.brunner(at)apotheker-ohne-grenzen.de