Fachkundiger Rat für besorgte Eltern |
03.04.2009 09:05 Uhr |
Fachkundiger Rat für besorgte Eltern
Von Elke Wolf
Wie sie ihre Kleinen bei Schniefnase und Hüsteln behandeln können, wissen die meisten Eltern. Doch was ist zu tun, wenn Infektionskrankheiten wie Dreitagefieber oder Windpocken dem Kind Probleme bereiten?
Learning by doing: Das könnte der Leitspruch für das kindliche Immunsystem sein. Denn es muss eine Menge lernen. Wenn sich die in der Schwangerschaft übertragenen mütterlichen Antikörper nach der Geburt langsam abbauen, nimmt die Häufigkeit von Infektionen in der Regel im zweiten Lebenshalbjahr deutlich zu. Diese »Schule« des Immunsystems durchschreitet jedes Kind. Der Prozess bildet die Grundlage für einen lang dauernden Schutz gegenüber einer Vielzahl von Krankheitserregern.
Verklebte Augen am Morgen
Schnupfen zieht bei kleineren Kindern häufig als Superinfektion eine bakterielle Bindehautentzündung nach sich. Weil die Schleimhaut von Nase und eustachischer Röhre stark geschwollen ist, sucht sich das Sekret seinen Ausgang mitunter über die Tränendrüsen der Augen. Dann vermehren sich dort auch leicht Bakterien. Die Augen schmerzen und tränen, sind stark gerötet und lichtempfindlich, schleimiges, eitrig-gelbes Sekret wird abgesondert. Über Nacht können deshalb die Augen verkleben.
Dann reinigen die Eltern die Augen ihres Kindes am besten mehrmals täglich mit isotonischer Kochsalzlösung, und zwar vom äußeren Augenwinkel zur Nase hin. Dazu jedes Mal für jedes Auge ein frisches Tuch aus Baumwolle oder Leinen verwenden. Keine Watte, sie fusselt. Auch feuchte, sterile Pflegetücher, die einzeln verpackt sind (zum Beispiel Supranettes®), eignen sich. Homöopathisch hilft Euphrasia als Augentropfen oder D4 Globuli. Gegen die Schwellung der Schleimhäute wirkt Apis mellifica D4, dreimal täglich fünf Globuli.
Wenn sich die Beschwerden nicht innerhalb von 48 Stunden bessern, ist ein Besuch beim Kinderarzt erforderlich. Bakterielle Infektionen müssen mit antibiotischen Augentropfen oder -salben behandelt werden. Sie enthalten beispielsweise Ofloxacin oder Kanamycin. Diese sind auch für Kinder geeignet, da sie bei topischer Anwendung am Auge nur gering resorpiert werden und daher kaum systemische Effekten hervorrufen. Dosierung: bis zu viermal täglich ein Tropfen in jedes Auge. Zusätzlich sorgen Nasentropfen mit alfa-Sympathomimetika dafür, dass die Schleimhaut in der Nase und der eustachischen Röhre abschwillt.
Macht den Allerjüngsten wiederholt eine Bindehautentzündung zu schaffen, kann ein angeborener Verschluss an der Einmündung des Tränenkanals in den unteren Nasengang die Ursache sein. Dann staut Schleim zurück, und die Tränen fließen vermehrt. Öffnet sich der Tränenkanal mit der Zeit nicht von allein, muss der Augenarzt diesen mit einer Sonde aufstoßen. Tipp: Den Eingriff noch im ersten Lebensjahr machen lassen, da dann keine Vollnarkose mit stationärem Aufenthalt nötig ist.
Obwohl der Höhepunkt der diesjährigen Grippewelle überwunden ist: Auch jetzt können Kinder von Kindergarten, Hort und Co. noch Influenza-Infektionen mit nach Hause bringen. Normalerweise ist hohes Fieber bis 41°C neben Atemwegsbeschwerden und einem schweren Krankheitsgefühl das typische Leitbild einer Influenza. Doch bei Säuglingen und Kleinkindern präsentiert sich eine Influenza oft atypisch. Mitunter stehen Durchfall und Erbrechen neben Husten und Atemnot im Mittelpunkt. »Kinder reagieren auf Infektionskrankheiten oft anders als Erwachsene. Häufig haben sie Allgemeinsymptome wie Bauchbeschwerden. Bei ihnen reagiert das ganze Immunsystem, das zu 90 Prozent im Bauchraum liegt«, erklärte Professor Dr. Peter Wutzler, Direktor des Instituts für Virologie und antivirale Therapie in Jena, im Gespräch mit dem PTA-Forum.
Der geringe Durchmesser der Atemwege führe dazu, dass die Kinder heftigere Atembeschwerden hätten als Erwachsene. Otitis media und eine Lungenentzündung gehörten bei der Hälfte der Kinder zum Krankheitsbild, informierte Wutzler. »Das höchste Risiko für Influenza-assoziierte Komplikationen haben Kinder unter fünf Jahren.«
Schmerzen bei jedem Bissen
Auch die Mundschleimhaut steht mitunter im Visier diverser Infektionserreger. Läsionen in Mund und Rachen bei der viral bedingten Mund-Hand-Fuß-Krankheit, bei Stomatitis aphthosa (Mundfäule) oder einer Herpangina sind mitunter so schmerzhaft, dass die Kinder das Essen verweigern. Zu kalte, warme oder saure Speisen brennen dann wie Feuer im Mund. Bewährt haben sich Kartoffelbrei, ungesalzene Fleischbrühe, Milchreis und Wackelpudding mit Vanillesoße. Auch das Trinken nicht vergessen.
Zusätzlich können die Eltern die Schmerzen mit Lokalanästhetika und die entzündeten Stellen im Mund mit Adstringentien behandeln. In Frage kommen Gele mit Lidocain oder Tinkturen mit Extrakten aus Rhabarberwurzel, Myrrhe, Rathaniawurzel oder Tormentillwurzelstock (zum Beispiel Dynexan® Gel, Pyralvex®, Inspirol® forte, Repha-Os®).
Ältere Kinder können mit verdünntem Kamillenextrakt (zum Beispiel Kamillosan®) oder Salbeitee mehrmals täglich und nach den Mahlzeiten spülen. Allerdings liegen für sämtliche Mundspüllösungen, Gels und Sprays keine kontrollierten Studien vor, die die Wirksamkeit bei Kindern nachweisen.
Auch helfen homöopathische Arzneimittel, beispielsweise Traumeel®-Ampullen: mit einer Lösung aus einigen Tropfen in Wasser die Mundschleimhaut spülen und so deren Regeneration fördern. Borax D6 (zweimal täglich 1 Tablette) und bei starken Schmerzen zusätzlich Acidum nitricum D4 (alle zwei Stunden 5 Globuli) stimulieren die Selbstheilungskräfte.
Die systemische Gabe von Analgetika ist ebenfalls möglich. Allerdings wirkt Ibuprofen oft nicht ausreichend analgetisch. Mittel der Wahl ist das rezeptpflichtige Metamizol. Es ist bereits für Kinder ab einem Körpergewicht von 5 kg beziehungsweise ab dem dritten Lebensmonat zugelassen und kann auch rektal verabreicht werden. Allerdings gilt auch hier: Zur Anwendung bei Kindern liegen keine validen Studien vor. Wahrscheinlich erhöht Metamizol das Risiko für eine Agranulozytose (meist tödlich verlaufende Abnahme der Granulozyten, der körnchenhaltigen weißen Blutkörperchen) nur bei hoch dosierter und langfristiger Gabe.
Kloß im Hals
Der Hals kratzt bei einer banalen Erkältung meist nur wenig. Deshalb sind heftige Schluckbeschwerden und Beläge auf der Zunge immer Indizien für schwerer wiegende Erkrankungen, beispielsweise eine Streptokokken-Angina oder Scharlach. Kann das Kind kaum noch schlucken, wird der Kinderarzt immer einen Schnelltest auf Streptokokken machen. Grund für die Beschwerden könnte eine akute Infektion mit Streptokokken A, also eine Streptokokken-Angina sein. Neben der Halssymptomatik ist das schlagartig beginnende und hohe Fieber typisch. Das Kind fühlt sich sehr krank und isst nicht mehr. Die Mandeln sind vergrößert, gerötet und haben oft weiße, weiß-gelbliche Stippen. Auch charakteristisch: Die Lymphknoten am Hals und unter den Ohren sind stark geschwollen und druckempfindlich.
Ist die Mandelentzündung dagegen durch Viren bedingt, sind die Lymphknoten kaum in Mitleidenschaft gezogen sowie die Mandeln und Zunge nicht belegt. Der kleine Patient fühlt sich auch nicht so krank. Bei der Streptokokken-Angina verordnet der Arzt sofort Antibiotika, zumeist Penicillin für zehn Tage. Wichtig: PTA oder Apotheker sollten die Eltern bei der Abgabe darauf hinweisen, dass sie auch nach Anklingen der Symptome das Arzneimittel nicht vorzeitig absetzen dürfen. Zwar besteht 24 bis 48 Stunden nach Beginn der Therapie keine Ansteckungsgefahr mehr. Trotzdem sollten sie das Kind weder in den Kindergarten noch in die Schule schicken. Durch den rechtzeitigen Penicillin-Einsatz sind Komplikationen wie rheumatisches Fieber, akute postinfektiöse Glomerulonephritis oder Herzschädigungen selten geworden. Dennoch: Drei Wochen nach der Infektion sind Herz und Urin zu kontrollieren.
Fieber richtig behandeln
Leichtes Fieber, also unter 38,5°C, können die Eltern am besten mit Wadenwickeln angehen. Erst wenn das Fieber höher steigt, das Kind stark beeinträchtigt ist oder nicht ausreichend trinkt, sind Ibuprofen oder Paracetamol als Saft oder Zäpfchen die richtige Wahl. Manche Kinder mögen Ibuprofen auch als Getränk aus Brausegranulat.
Paracetamol ist für die Selbstmedikation von Fieber und Schmerzen ohne Altersbeschränkung zugelassen. Es sollte nicht länger als drei Tage in Folge gegeben werden. Die Dosierung hängt von Alter und Körpergewicht ab; die Maximaldosis pro Tag darf wegen der Gefahr der Hepatotoxizität nicht überschritten werden (Einzeldosis: maximal 10 bis 15 mg pro kg Körpergewicht, Tageshöchstdosis: 50 mg pro kg pro Körpergewicht). Ibuprofen ist für Kinder ab drei Monaten zugelassen und ebenfalls abhängig von Alter und Körpergewicht zu dosieren. Deshalb schlägt man im Zweifelsfall die genauen Dosen bezogen aufs Alter in der jeweiligen Gebrauchs- oder Fachinformation nach.
Sonderfall Scharlach
Scharlach ist eine Sonderform der Streptokokken-Angina. Auch diese Infektion kommt durch Streptokokken A zustande, vor allem Streptococcus pyogenes. Nur wenn die Streptokokken Bakteriophagen beherbergen, erkrankt das Kind an Scharlach. Ohne diese kommt es allein zu einer eitrigen Mandelentzündung. Bakteriophagen sind spezielle Viren, die auch Bakterien als Wirtszelle benutzen. Die Streptokokken-Bakteriophagen produzieren das Scharlach-Toxin. Da es mehrere Serotypen dieser Bakteriophagen gibt, die gegenseitig keine Immunität verursachen, können Menschen im Laufe ihres Lebens im Gegensatz zu vielen anderen »Kinderkrankheiten« mehrfach an Scharlach erkranken.
Nach einer Inkubationszeit von zwei bis vier Tagen äußert sich Scharlach zunächst mit einer weiß belegten Zunge und Fieber. Später lösen sich die Beläge, und die Zunge erscheint glänzend rot mit hervorstehenden Geschmacksknospen (Himbeerzunge). Am zweiten oder dritten Tag blüht der typische feinflächige rote Scharlachausschlag auf, der an Samt erinnert. Von der Leistengegend und den Achseln aus kann er den gesamten Körper überziehen, nur der Bereich um den Mund bleibt ausgespart (Milchbart). Manchmal juckt der Ausschlag, er kann aber auch ganz fehlen. Ein bis drei Wochen nach Krankheitsbeginn schält sich häufig die Haut an den Handflächen und Fußsohlen in großen Fetzen. In manchen Fällen stellt der Kinderarzt die Diagnose erst zu diesem späten Zeitpunkt.
Antibiotika verhindern die früher gefürchteten Spätkomplikationen. Penicillin ist das Antibiotikum der Wahl. Wichtig: Die Therapie muss konsequent zehn Tage dauern, sonst bleibt das Risiko für Spätkomplikationen. Kindern mit einer Penicillin-Allergie verordnet der Arzt ein Makrolid-Antibiotikum wie Erythromycin oder Clarithromycin. Auch hier sollte der Kinderarzt einige Wochen nach der Therapie Herz und Nieren überprüfen.
Drei Tage Fieber und rote Flecken
Auch Dreitagefieber und Ringelröteln verursachen typische Hautausschläge. Während das Dreitagefieber eher die ganz Kleinen trifft – meist noch vor Vollendung des ersten Lebensjahres –, erkranken Schulkinder an Ringelröteln.
Humane Herpesviren, meist HHV-6, seltener HHV-7, sind die Verursacher des Dreitagefiebers. Nach Kontakt mit dem Virus dauert es etwa 7 bis 17 Tage, bis plötzlich Fieber um die 40°C auf sich aufmerksam macht. Der Patient ist dennoch in seinem Allgemeinbefinden nur wenig beeinträchtigt. Nach drei bis vier Tagen verschwindet das Fieber so schnell, wie es gekommen ist. Zurück bleibt ein fleckiger, roter Masern- oder Röteln-ähnlicher Ausschlag, der den ganzen Körper überzieht und nach etwa zwei Tagen wieder verblasst. Sobald der Ausschlag auftritt, ist die Ansteckungsgefahr vorüber. Das Kind ist dann lebenslang gegen die Viren immun. Da der Hautausschlag leicht mit Scharlach, Masern oder Röteln zu verwechseln ist, muss ein Arzt die Diagnose stellen. Die einzige Möglichkeit, wie die Eltern ihrem kranken Kind helfen können, sind Fieber senkende Mittel.
Eine Krankheit, deren Erreger erst vor rund 25 Jahren identifiziert wurde und die bis heute noch nicht restlos erforscht ist, sind die Ringelröteln. Auslöser sind die Parvoviren, die mit 23 Nanometern die kleinsten Viren sind, die den Menschen krank machen. Meist trifft es Kinder im Schulalter. Nach der Ansteckung vergehen 4 bis 18 Tage, bis die Krankheit ausbricht. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion oder durch direkten Kontakt mit den Erkrankten. Die Infektion hinterlässt vermutlich eine lebenslange Immunität. Sehr häufig verläuft die Infektion symptomlos, und es findet eine stille Immunisierung statt.
In anderen Fällen äußert sich die Infektion in grippeähnlichen Symptomen ohne Hautausschlag. Der typische Ausschlag zeigt sich nur bei bis zu 20 Prozent der Infizierten. Über den Wangen und dem Nasenrücken blüht dann ein schmetterlingsförmiger, häufig juckender Ausschlag auf. Innerhalb von vier bis sechs Tagen breitet er sich auf den Rumpf und die Innenseiten der Arme und Beine aus. Zur gleichen Zeit verformt sich der Ausschlag zu Rundungen und Girlanden. Typisch ist, dass er periodisch verblasst und wieder neu entsteht. Die meisten Kinder haben kein Fieber. Innerhalb von 14 Tagen sind die Ringelröteln meist überstanden. Es gibt aber auch Fälle, bei denen sich die Hautsymptome bis zu sieben Wochen halten. Ernsthafte Komplikationen sind äußerst selten. Zur Therapie bleibt nur die Behandlung des Juckreizes. Eine Impfung gegen Röteln richtet gegen Ringelröteln nichts aus.
Ringelröteln sind häufiger als man denkt: Der Durchseuchungsgrad liegt im Vorschulalter bei etwa 5 bis 10 Prozent, im Erwachsenenalter bei 60 bis 70 Prozent. Problematisch ist eine Ansteckung während der Schwangerschaft. Das Erkrankungsrisiko für das Ungeborene liegt bei bis zu 10 Prozent.
Impfschutz aufbauen
Vor vielen Infektionskrankheiten wie Röteln, Masern und Co. können Eltern ihre Kinder durch Impfungen bewahren. Eine Standardimpfung, die die STIKO gegen Kinderkrankheiten erst neuerdings empfiehlt, ist die gegen Windpocken (Varicella zoster). Diese ist für alle Kleinkinder zwischen dem vollendeten 11. und 14. Lebensmonat indiziert. Weiterhin sollen alle ungeimpfte, nicht erkrankte Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr die Impfung nachholen.
Zur Verfügung stehen Lebend-Impfstoffe mit abgeschwächten Varicella-zoster-Viren (wie Varilrix®, Varivax®), deren hohe Effektivität und gute Verträglichkeit dokumentiert ist. Mit nur einer Injektion ist das Kind gegen Windpocken geschützt. Erwachsene und Kinder ab dem vollendeten 13. Lebensjahr benötigen zum Aufbau des kompletten Schutzes vier bis acht Wochen nach der ersten Impfung eine zweite Injektion. Für Kleinkinder empfiehlt sich die Kombi-Impfung mit Masern, Mumps und Röteln (zum Beispiel Priorix® Tetra), da sich so ein Impftermin einsparen lässt. Dieser Impfstoff muss zweimal injiziert werden.
Wer nicht gegen Varizellen geimpft ist, hat sich Windpocken in Windeseile eingefangen. Die Viren werden durch Tröpfchen beim Atmen oder Husten übertragen und können unter Umständen mehrere Meter weit geschleudert werden. Aber auch die Berührung virushaltiger Bläschen oder Krusten birgt Ansteckungsgefahr.
Der Schweregrad der Hautläsionen variiert sehr stark. Manche Kinder haben nur einige Pusteln, bei anderen ist der ganze Körper mit juckenden Bläschen übersät. Generell gilt: Kleinere Kinder bilden meist weniger Bläschen aus als ältere Personen und leiden auch nicht so stark unter den Symptomen. Besonders wenn die Windpocken erst im Erwachsenenalter für Ungemach sorgen, können zum Teil lebensbedrohliche Komplikationen auftreten. Bedenklich ist deshalb, dass in den letzten Jahren immer mehr Erwachsene erkranken. Ernst und keinesfalls selten ist die Varizellen-Pneumonie. Sie tritt bis zu 20 Prozent häufiger bei Erwachsenen auf und geht mit Husten, Atemnot, gesteigerter Atemfrequenz und Fieber einher, in Einzelfällen auch mit Hirnhaut- und Gehirnentzündungen sowie Entzündungen des Herzmuskels.
Weiterer Pluspunkt der Varizellen-Impfung: Geimpfte erkranken seltener an Gürtelrose oder können zumindest mit einem weniger heftigen Verlauf rechnen als Ungeimpfte. Diese Erkrankung, die der Volksmund Gürtelrose und die Fachleute Herpes zoster nennen, ist die zweite Erkrankung durch dieselben Erreger. Auslöser ist in beiden Fällen das Varicella-zoster-Virus.
Helfer gegen die Hautläsionen
Auch wenn die Hautläsionen bei Windpocken, Ringelröteln und Co. bei ansonsten gesunden Personen in der Regel einen gutartigen Verlauf nehmen und normalerweise ohne Narben abheilen, so kann der Juckreiz schier unerträglich sein. Gegen das Feuer auf der Haut helfen kühlende Topika wie Lotio alba aquosa, eventuell mit einem Lokalanästhetikum versetzt, oder Lotionen mit Polidocanol (zum Beispiel Anaestesulf® Lotio).
Antihistaminika wie Dimetinden oder Cetirizin gibt man am besten nur bei starkem Juckreiz. Prinzipiell sollte die Immunabwehr nicht beeinflusst werden, um dem Körper die Gelegenheit zu geben, einen guten Immunstatus aufzubauen. Gegen den Juckreiz können die Eltern auch homöopathisch vorgehen, und zwar mit stündlich 5 Globuli Rhus toxicodendron D12 bis zur Besserung nach maximal fünf Stunden.
Duschen und Baden mit kühlem Wasser beruhigt zumindest kurzfristig die Haut. Warme Bäder vermeiden, sie heizen den Juckreiz erst richtig an. Das Fieber bei Windpocken anstatt mit Wadenwickeln lieber mit Ibuprofen- oder Paracetamol-Zäpfchen oder -Saft senken; die feuchte Wärme unter den Wickeln würde die Pocken geradezu »hervorlocken«. Babys und Kleinkinder, die noch Windeln tragen, häufig wickeln, um feuchtes Milieu zu vermeiden. Sitzbäder mit Kamillezusatz (zum Beispiel Kamillosan®) können bei Mädchen mit Windpocken-Bläschen in der Scheide das Brennen beruhigen. Den betroffenen Kindern die Fingernägel kurz schneiden; die können dann beim Kratzen weniger Schaden anrichten.
Eine Impfung, doppelter Schutz
Auch andere Impfungen sind in der Lage, nicht nur vor einer Krankheit einen Schutz aufzubauen. So bewahrt eine Impfung gegen Influenza (zum Beispiel Begrivac®) nicht nur vor Grippe, sondern auch vor einer Mittelohrentzündung:. Der Grippeimpfstoff reduziert das Risiko, an Otitis media zu erkranken, um 40 Prozent. Vergleichbares gilt auch für die Pneumokokken-Impfung.
Neues gibt es vom Pneumokokken-Impfstoff zu berichten: Derzeit kommt ein 7-valenter Konjugat-Impstoff (zum Beispiel Prevenar®) zum Einsatz. Doch im Laufe dieses Jahres werden wahrscheinlich ein neuer 10-valenter und ein 13-valenter Impfstoff auf den Markt kommen, ersterer vermutlich schon in einem Monat. Die neuen Vakzinen enthalten Antigene von drei beziehungsweise sechs weiteren Pneumokokken-Serotypen, die mit schweren Verläufen invasiver Pneumokokken-Erkrankungen assoziiert sind und für 5 bis 25 Prozent aller Erkrankungen verantwortlich gemacht werden.
Die STIKO empfiehlt die Pneumokokken-Impfung für alle Kinder ab dem vollendeten 2. Lebensmonat bis zum vollendeten 2. Lebensjahr. Zum vollständigen Impfschutz sind vier Impfungen notwendig. Wenn das Kind bereits älter ist und ein anfälliges Immunsystem oder eine chronische Erkrankung hat, dann ist eine Impfung bis zum 5. Lebensjahr sinnvoll. Die Bakterien können neben Mittelohr- und Nasennebenhöhlenentzündungen auch lebensgefährliche Hirnhaut- und Lungenentzündungen verursachen. Pneumokokken werden ähnlich wie Grippeviren durch Tröpfchen in der Luft übertragen, zum Beispiel durch Niesen oder Husten. Vor allem Kinder bis zwei Jahre haben ein besonders hohes Risiko, sich anzustecken.
Welche Arzneimittel sind für die Anwendung bei Kindern zugelassen? Die Website www.zak-kinderarzneimittel.de listet derzeit 2015 Arzneimittel von 51 Firmen. Über eine Suchmaske können Interessierte für die Altersgruppen von 0 bis 16 Jahren alle relevanten Informationen über zugelassene Arzneimittel abrufen. Die Datenbank ist mit Fachinformationen und Therapieleitlinien verlinkt.
E-Mail-Adresse der Verfasserin:
pr-ewolf(at)t-online.de