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AMNOG

Ein schwieriges Jahr für Apotheken

18.02.2011  15:24 Uhr

Von Daniel Rücker, Eschborn / Das Arzneimittelmarkt-Neuordnungs- gesetz (AMNOG) prägt die Arbeit in den Apotheken. Der Ärger darüber ist groß. Vor allem die Packungsgrößenverordnung macht PTA und Apothekern weiterhin zu schaffen.

Seit nunmehr acht Wochen schlagen sie sich mit einer Verordnung herum, die Klarheit bei der Austauschbarkeit von Rabattarzneimitteln schaffen sollte. Über engere Regeln für die Kennzeichnung der Packungsgrößen wollte der Gesetzgeber erreichen, dass eine N1-Packung grundsätzlich gegen die eines anderen Herstellers ausgetauscht werden kann und jede N3 gegen eine andere. Doch stattdessen eskalierte die Lage zu Jahresbeginn. Das hatte verschiedene Gründe.

Neuregelungen bereiten zu Beginn oft Probleme. In diesem Fall kam aber dazu, dass viele Arzneimittelhersteller ihre Packungen falsch gemeldet hatten. Da wurden Packungen als N1 bezeichnet, die nach der neuen Regelung diese Bezeichnung eigentlich nicht mehr tragen durften. Außerdem gab es für bestimmte Verordnungen überhaupt keine passende Packung im Markt. Offensichtlich haben auch manche Apothekenleiter ihre Angestellten nicht in vollem Umfang über den Umgang mit der neuen Packungsgrößenverordnung informiert. Bei einer Telefonaktion von Pharmazeutischer Zeitung und der Treuhand Hannover Ende Januar stellte sich heraus: Vielen Apothekenmitarbeitern waren die von den Apothekerverbänden ausgegebenen Handlungsempfehlungen unbekannt.

Mittlerweile hat sich die Lage ein wenig entspannt. Zwar haben auch im Februar noch zahlreiche Pharmahersteller – absichtlich oder aus Versehen – ihre Packungen falsch gemeldet. Also eine Normgröße auf die Packung gedruckt, obwohl die eigentlich keine oder eine andere tragen müsste. Insgesamt sind es aber deutlich weniger als noch im Januar. Besonders ärgerlich ist dabei, dass es in diesem Monat noch neue Falschmeldungen gab.

Friedenspflicht geplant

Womöglich haben die Probleme auch deshalb abgenommen, weil PTA und Apotheker bei der Abgabe von Arzneimitteln etwas mutiger geworden sind. Schließlich haben die Verhandlungskommissionen des Deutschen Apothekerverbandes und des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung eine Friedenspflicht ausgehandelt. Die Vereinbarung soll zwar erst zum 1. April in Kraft treten. Die Ankündigung gibt aber manchem Apotheker die Hoffnung, dass die Krankenkassen in diesen Fällen ihre Freude am Retaxieren im Zaum halten.

Es ist aber nicht allein die Packungsgrößenverordnung, die in den Apotheken in diesen Wochen Probleme bereitet. Denn zurzeit gibt es nicht nur mehr Arbeit, sondern auch weniger Geld. Das liegt zum einen an dem auf 2,05 Euro pro Arzneimittelpackung erhöhten Zwangsrabatt, den die Apotheken den Krankenkassen gewähren müssen. Rund 200 Millionen Euro kostet dies die gut 21 000 Apotheken in diesem Jahr.

Zum anderen kommt hinzu, dass die Pharmagroßhändler die Ankündigung wahrgemacht haben, ihren Sparbeitrag komplett auf die Apotheker abzuwälzen. Damit wird der Ertrag der Apotheken um weitere 200 Millionen Euro gekürzt. Ziemlich kompromisslos sind die Großhändler dabei vorgegangen. Fast alle Apotheker, die bislang Rabatte von ihrem Großhändler erhielten, müssen zumindest auf einen Teil davon verzichten. Manche Großhandlungen haben zusätzlich noch höhere Preise für ihre Dienstleistungen eingeführt. Zum Teil haben die Großhändler damit die Konditionen für die Apotheker insgesamt so weit gekürzt, dass sie am Ende trotz AMNOG besser dastehen als davor.

Position der Politik unkonkret

Völlig gleichgültig reagiert die Bundesregierung darauf, dass die ursprünglich für Apotheker und Großhandel vorgesehenen Einsparungen nun vollständig von den Apothekern getragen werden. »Wir müssen die Entwicklung weiter beobachten«, konstatierte zum Beispiel der gesundheitspolitische Sprecher der CDU, Jens Spahn, in der Pharmazeutischen Zeitung. Bei ihm, wie bei anderen Regierungspolitikern, schwingt dabei durch, dass sie die Vergütung der Arbeit in den Apotheken über die Arzneimittelpreisverordnung, also derzeit 6,05 Euro plus 3 Prozent vom Packungspreis, für ausreichend halten. Ob damit eine hochwertige und flächendeckende Arzneimittelversorgung überhaupt möglich ist, spielt bei diesen Überlegungen offensichtlich eine untergeordnete Rolle.

Für die Apotheken dürfte 2011 also ein sehr schwieriges Jahr werden. Mit der Apothekenbetriebsordnung und dem GKV-Versorgungsgesetz stehen zwei weitere Eingriffe des Gesetzgebers an, die die Rahmenbedingungen in der Arzneimittelversorgung beeinflussen werden. Es bleibt die Hoffnung, dass die Regierung hier die richtigen Entscheidungen trifft. Sicher ist dies aber natürlich nicht. /

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