Ein Vitamin für viele Fälle |
Ernst-Albert Meyer |
18.02.2011 15:29 Uhr |
Pantothensäure fördert die Neubildung von Granulationsgewebe und somit die Wundheilung (Epithelisierung) /Foto: Shutterstock/Artfully Photographer
Die Pantothensäure heißt auch Vitamin B5 und kommt praktisch in jeder Körperzelle vor. Nach oraler Aufnahme wird die Pantothensäure nahezu vollständig im Dünndarm resorbiert und in den Zellen in Coenzym A umgewandelt. Coenzym A wiederum ist für unterschiedliche Prozesse im gesamten Organismus bedeutsam: für die Energiegewinnung, den Eiweiß- und Fettstoffwechsel, das Wachstum und auch für das Nervensystem. Außerdem ist Coenzym A an der Synthese von Cholesterol beteiligt, das für die Bildung der Steroidhormone benötigt wird.
Die gelbliche Pantothensäure ist wasserlöslich, hat aber die Konsistenz eines viskosen Öles; ihre häufig verwendeten Calcium- und Natriumsalze sind farblos und kristallin. Das Vitamin ist weit verbreitet und reichlich in Hefe, Leber, Fleisch, Hering, Milch und Eigelb enthalten. Den Tagesbedarf von Erwachsenen schätzt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung auf 6 mg Pantothensäure. Mangelerscheinungen treten beim Menschen nur sehr selten auf.
Einsatz als Provitamin
Da die Pantothensäure eine labile Verbindung ist, verwenden Hersteller von Arzneimitteln und Kosmetika das galenisch stabilere Provitamin – den Alkohol Dexpanthenol (Panthenol). Nach der Resorption wird Dexpanthenol dann in Haut und Schleimhäuten zur Pantothensäure oxidiert und pharmakologisch wirksam. Pantothensäure
Wegen dieses Wirkspektrums ist Dexpanthenol in zahlreichen Kosmetika und Arzneimitteln enthalten.
Für die Hautpflege
Pantothensäure hat sich zur Pflege rissiger, spröder und alternder Haut bewährt. Die Substanz bindet in der Haut hervorragend Feuchtigkeit und regt außerdem die Epithelisierung an. Als Folge wird die Haut wieder glatt und geschmeidig. Zusätzlich lindert Pantothensäure Hautreizungen und Rötungen. Deshalb enthalten hochwertige Kosmetika ebenso wie Anti-Aging-Produkte Dexpanthenol. Als Zusatz in Sonnenschutz-Präparaten verhindert das Provitamin das Austrocknen der Haut, bei geschädigter Haut fördert es die Bildung neuer Zellen. Dexpanthenol-haltige Cremes, Lotionen und Salben haben sich außerdem in der Baby-Pflege bewährt.
Zur Wundbehandlung
Dexpanthenol-haltige Salben, Cremes und Sprays wie Bepanthen® Wund- und Heilsalbe, Panthenol-ratiopharm® Wundbalsam sowie Panthenol Spray und Bepanthen® Kühlendes Schaumspray werden mit Erfolg zur Behandlung von oberflächlichen Hautdefekten, Wunden nach Verbrennungen und Verbrühungen 1. Grades, Schürfwunden, Fissuren und Rhagaden eingesetzt. Auch bei Läsionen im Afterbereich und entzündeten Hämorrhoiden helfen Dexpanthenol-haltige Salben oder Cremes. Wird Panthenol-Spray auf einen Ulcus gesprüht, regt es die Wundheilung an, kühlt angenehm und hemmt Entzündungen. Welche Bedeutung diese Anwendung hat, zeigt folgende Zahl: Über eine Million Menschen leiden an Ulcus cruris, den offenen Beinen, dessen Behandlung sehr langwierig und aufwendig ist. Bei Patienten mit Strahlenschäden der Haut infolge einer onkologischen Radiotherapie kann die topische Anwendung von Dexpanthenol die Hautbeschwerden lindern.
Im Jahr 2009 untersuchte Professor Dr. Jens Malte Baron, Abteilung für Dermatologie und Allergologie des Universitätsklinikums Aachen, das Wirkprinzip der Pantothensäure bei der Wundheilung. Das Ergebnis: Beim Wundheilungsprozess in der proliferativen Phase, das heißt circa 4 bis 7 Tage nach der Verletzung, wanderten verstärkt dermale Fibroblasten in das Wundgebiet ein und bildeten zusammen mit neuen Blutgefäßen ein Granulationsgewebe, das den Gewebedefekt auffüllte.
Bei Sonnenbrand
Nach dem Sonnenbad ist die Haut extrem berührungsempfindlich, besonders wenn sie sich bereits leicht rötet. Vor allem Kinder wehren sich dann, wenn die Eltern eine Salbe oder eine Creme auf die sonnenverbrannte Haut auftragen möchten. In diesen Fällen lässt sich Dexpanthenol-Spray berührungsfrei aufsprühen. Außerdem kühlt die im Spray enthaltene Feuchtigkeit angenehm die heiße Haut. Ein Tipp für die Praxis: Nach dem Sonnenbaden regelmäßig das Spray zur Hautpflege anwenden, damit Hautreizungen und -rötungen schneller abklingen.
Bei Haarproblemen
Menschen mit dünnen und strapazierten Haaren sollten eine Kur mit Dexpanthenol machen. Das Provitamin gelangt nach dermaler Applikation in die Coriumschichten der Haut und wird auch von den Haarwurzeln und dem Haarschaft aufgenommen und in Pantothensäure umgewandelt. Dies erklärt, warum Dexpanthenol in vielen Shampoos und Haarkuren (wie Eucerin pH5 Protectiv Shampoo) enthalten ist. Die Pantothensäure
Bei Menschen mit Haarproblemen hat sich eine vier- bis sechswöchige Kur aus peroraler und lokaler Anwendung von Dexpanthenol bewährt: Sie sollten dreimal täglich eine Tablette mit 100 mg Dexpanthenol einnehmen und ein- bis zweimal wöchentlich abends vor dem Schlafengehen Dexpanthenol-Spray in die Haare sprühen und leicht einmassieren, den Kopf über Nacht mit einem Handtuch bedecken und am nächsten Morgen die Haare waschen.