Apotheker starten Kampagne für PTA |
25.02.2013 09:03 Uhr |
Von Verena Arzbach, Düsseldorf / Die nordrhein-westfälischen Apothekerorganisationen haben unter dem Motto »NRW braucht PTA!« eine Kampagne zum Erhalt der Ausbildung pharmazeutisch-technischer Assistenten (PTA) im Bundesland gestartet. Circa 2000 Ausbildungsplätze stehen in Nordrhein-Westfalen auf dem Spiel, weil sich die rot-grüne Landesregierung nicht mehr an der Finanzierung der PTA-Schulen beteiligen will. Die Apotheker fordern, die PTA-Ausbildung an Berufkollegs zu verlagern.
»PTA leisten einen wichtigen Beitrag im Gesundheitssystem«, betonte der Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, Lutz Engelen, auf der gemeinsamen Pressekonferenz der Apothekerkammern und -verbände Nordrhein und Westfalen-Lippe in Düsseldorf. Der Beruf sei attraktiv, flexibel und zukunftssicher und ermögliche in vielen Fällen einen wohnortnahen und sicheren Arbeitsplatz. In Zukunft werde der Bedarf an PTA weiter steigen, war sich der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis, sicher. Trotzdem sinken die Bewerberzahlen an den nordrhein-westfälischen PTA-Schulen seit Jahren. Grund dafür sei wahrscheinlich das monatliche Schulgeld von durchschnittlich 200 Euro, das jeder Schüler selbst aufbringen muss, so die Apotheker.
Einsatz für PTA: Dr. Klaus Michels, Lutz Engelen, Gabriele Regina Overwiening und Thomas Preis (von links).
Foto: Cyrano GmbH/Hannah Basfeld
Bislang unterstützten die Landesregierung und die Apotheker die Finanzierung der PTA-Ausbildung in Nordrhein-Westfalen. Mit dem nun beschlossenen Wegfall der staatlichen Unterstützung müssten die Schüler ab August 2013 Kosten von bis zu 378 Euro selbst tragen. Für junge Menschen, die den PTA-Beruf ergreifen wollen, häufig junge Frauen mit Migrationshintergrund, sei dies eine unzumutbare Hürde, erklärten die Vorsitzenden auf der Pressekonferenz. Im ganzen Bundesland seien 16 PTA-Lehranstalten in ihrer Existenz bedroht. Die Schulen in Hagen und Minden gaben bereits ihre Schließung bekannt, aufgrund rückläufiger Bewerberzahlen könnten schlimmstenfalls weitere Schulen vor dem Aus stehen. »Die Landesregierung stiehlt sich aus ihrer Verantwortung«, kritisierte Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Landesapothekerkammer Westfalen-Lippe. Sie schaffe zwar medienwirksam die Studiengebühren ab, verschlechtere entgegen ihrer Versprechen aber die Rahmenbedingungen für andere Ausbildungen.
Die Landesregierung begründet den geplanten Rückzug aus der Finanzierung damit, dass auch andere Gesundheitsfachberufe wie Ergo- oder Physiotherapeuten oder Logopäden keine staatliche Förderung erhielten. Diese Argumentation kann man auf Seiten der Apotheker nicht nachvollziehen: Die genannten Berufe böten andere Entwicklungsmöglichkeiten, beispielsweise eine berufliche Selbstständigkeit mit wirtschaftlichem Erfolg. Die Ausbildung von Hebammen oder Pflegern werde von den Krankenkassen und somit von der Versichertengemeinschaft mitfinanziert. Die genannten Berufe seien daher nicht mit den PTA vergleichbar. Die Regierung könne nicht erwarten, dass nun allein die nordrhein-westfälischen Apotheker die Finanzierung der PTA-Ausbildung tragen. Schließlich arbeiteten nur etwa die Hälfte der ausgebildeten PTA in einer öffentlichen Apotheke, erklärte Dr. Klaus Michels, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe. Die Beteiligung anderer Branchen, die PTA beschäftigen, ziehe die Landesregierung dagegen nicht in Betracht.
Eine sozial gerechte Lösung des Problems besteht nach Ansicht der Apothekerorganisationen darin, die PTA-Ausbildung an öffentliche Berufskollegs zu verlegen. Damit wäre die Ausbildung für die Schüler kostenlos, mit dem Abschluss erhielten sie zudem gleichzeitig die Fachhochschulreife. Außerdem seien Lehrkräfte, Räume und Verwaltungsstrukturen in den Berufskollegs bereits vorhanden, lediglich für den fachlichen Teil der Ausbildung sei Unterstützung nötig. Dabei wollen die Kammern und Verbände auch zukünftig finanzielle Hilfe leisten. Bitten um Gespräche an die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann sowie ein offener Brief an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft blieben bislang unbeantwortet. /
Die Ausbildung pharmazeutisch-technischer Assistenten/-innen (PTA) dauert insgesamt 2,5 Jahre: Zwei Jahre Unterricht an einer PTA-Schule und ein anschließendes sechsmonatiges Praktikum in einer Apotheke. Zugangsvoraussetzung ist die Mittlere Reife. In Deutschland absolvieren jährlich rund 8500 Schülerinnen und Schüler die PTA-Ausbildung, in NRW waren es in den Jahren 2011 und 2012 insgesamt 1798 Absolventen. Rund 90 Prozent der Auszubildenden sind weiblich, an einigen Schulen liegt der Anteil der Frauen mit Migrationshintergrund bei bis zu 80 Prozent. Deutschlandweit gibt es laut BVpta mehr als 80 staatliche und private PTA-Lehranstalten. Die Ausbildung an staatlichen Schulen ist kostenlos, an staatlich anerkannten privaten Schulen zahlen die Schüler ein Schulgeld in unterschiedlicher Höhe. In den einzelnen Bundesländern sind die Rahmenbedingungen der PTA-Ausbildung nicht einheitlich geregelt, mancherorts haben PTA-Schülerinnen und -Schüler bereits die Möglichkeit, ihre Ausbildung an Berufskollegs zu absolvieren wie an der »ältesten PTA-Schule Deutschlands« in Isny im Allgäu oder an Berufsfachschulen. Berufskollegs fordern die Apothekerorganisationen auch für NRW. Hier beträgt das Schulgeld momentan durchschnittlich 200 Euro pro Monat, nach dem Beschluss der Landesregierung könnte es auf bis zu 378 Euro im Monat ansteigen. Zurzeit gibt es in NRW 15 Lehranstalten: In Baesweiler, Bonn, Castrop-Rauxel, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hamm, Köln, Krefeld, Münster, Olsberg, Paderborn, Siegen und Solingen.
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