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Homöopathie

Der Allergie zuvorkommen

01.05.2009  11:20 Uhr

Homöopathie

Der Allergie zuvorkommen

von Brigitte M. Gensthaler

Sobald die Bäume und Gräser blühen, erleben Pollenallergiker eine schwere Zeit. Tränende Augen, Nasenlaufen, Niesanfälle und Halsschmerzen sind die häufigsten Anzeichen einer Allergie. Viele Patienten sind froh über die Empfehlung eines homöopathischen Mittels, das ihr Leiden mildern kann. 

Der sprichwörtliche »Heuschnupfen« hat mit Heu wenig zu tun. Neben Pflanzenpollen können auch Hausstaub und Tierhaare als Allergene wirken und den Körper zu einer überschießenden immunologischen Reaktion veranlassen. Dann treten die Symptome meist das ganze Jahr hindurch (perennial) auf. Bei jahreszeitlich begrenzten Beschwerden der oberen Atemwege sprechen die Ärzte von einer saisonalen allergischen Rhinitis. 

Welches Allergen den Beschwerden zugrunde liegt, ist für die homöopathische Therapie nicht wichtig. »Ausschlaggebend für die Wahl des richtigen Mittels sind allein die Symptome«, verdeutlichte Dr. Markus Wiesenauer bei einem Seminar der Bayerischen Landesapothekerkammer. Dies gilt sowohl für den Akutfall als auch für die Vorbeugung.

Da der Patient meist sehr genau beschreiben kann, wie sich seine Allergie bemerkbar macht, könne man schon vorbeugend eingreifen, sagte der Arzt und Homöopathie-Experte. Dabei wird die sogenannte Disposition, also die Neigung zu erkranken, behandelt. Der Patient soll sechs bis acht Wochen vor dem wahrscheinlichen Beginn seiner Akutbeschwerden mit der Einnahme des individuell ausgewählten Mittels beginnen (siehe Kasten). Wenn er dies konsequent einige Jahre durchhält, nimmt die Allergieneigung nach Wiesenauers Erfahrung ab. Zudem verlaufe die Akutphase milder.

Richtig dosieren

  • Zur Vorbeugung: sechs bis acht Wochen vor Beginn der Akutsymptomatik mit der Einnahme des Mittels beginnen; drei Wochen lang einmal täglich 5 Globuli in D12 oder zweimal täglich 5 Globuli in D6; dann eine Woche Pause und den Zyklus wiederholen.
  • Zur Behandlung in der Akutphase: drei- bis sechsmal täglich 5 Globuli in D6; bei spürbarer Besserung reduzieren oder eine Pause einlegen.

Augen und Nase betroffen

»Alles fließt«: Berichtet der Patient, dass ihm dünnes wässriges Sekret aus Augen und Nase rinnt, sollten PTA und Apotheker an Galphimia glauca D6 denken. Dieses Mittel hat sich sehr bewährt bei allergischen Erkrankungen vor allem der Atemwege. Zur Vorbeugung empfahl Wiesenauer die Potenz D12.

Wenn jedoch Augenbeschwerden im Vordergrund stehen, ist Euphrasia D6 angezeigt. Die Augen sind gerötet, brennen, jucken und tränen, auch die Lider sind oft geschwollen und verklebt. Der Patient erzählt, dass der Tränenfluss scharf ist, aber das Nasensekret mild. Das Mittel, das zurecht »Augentrost« heißt, hilft auch bei einer Bindehautentzündung, die durch Zugluft, beispielsweise durch Klimaanlagen, ausgelöst oder verschlechtert wird.

Allium cepa D6 (Küchenzwiebel) ist das passende Mittel, wenn die Nase im Zentrum der Allergieprobleme steht. Der Patient muss häufig und anhaltend niesen. Sein Nasensekret ist scharf und brennend, während die Tränen mild sind. Oft ist die Nase wund und juckt heftig. Als Extra-Tipp nannte Wiesenauer Sinapis nigra (Senfsamen), wenn die Nasenlöcher gerötet und wund sind und »wie Feuer brennen«.

Alles verstopft

Klagt der Patient, dass seine Nase völlig verstopft und die Schleimhäute borkig und trocken sind, ist Luffa D6 (Luffaschwamm) das richtige Mittel. Oft sind auch Stirn- und Nasennebenhöhlen betroffen, Kopfschmerzen können hinzukommen. »Luffa macht Luft«, erklärte Wiesenauer einprägsam. Bei häufig wiederkehrenden Problemen mit den Nebenhöhlen könne das Mittel heilend wirken, denn es saniere die Schleimhäute der oberen Atemwege. Dies gelte auch für Patienten, die wegen Missbrauchs von abschwellenden Nasentropfen unter borkigen Nasenschleimhäuten leiden. Bei Schnupfen mit dünnflüssigem, manchmal weißlichem Sekret rät der Arzt und Apotheker zur Potenz D12. 

Als gute Ergänzung zu Luffa nannte der Referent Sabadilla D6 (Mexikanisches Läusekraut). Heftige Niesanfälle plagen den Patienten vor allem morgens und klingen im Lauf des Tages ab. Das Nasensekret ist wässrig-dünnflüssig. Oft seien die Menschen sehr geruchsempfindlich. Wenn der Patient an einer Hausstaubmilbenallergie leidet, könne er Luffa und Sabadilla über mehrere Monate im Wechsel nehmen: drei Wochen lang Luffa, dann -eine Woche pausieren, dann zum zweiten Mal drei Wochen Sabadilla und wieder eine Woche pausieren. Anschließend beginnt der Zyklus von vorne. 

Wenn der Rachen juckt

Bei starkem Juckreiz im Mund-Rachen-Raum sowie im Gehörgang rät Wiesenauer zu Arundo donax D6. Die Zubereitung aus Pfahlrohr wirke »wie homöopathisches Cetirizin«. 

Muss der Patient sich ständig räuspern, hüstelt laufend und hat einen völlig trockenen Hals und Rachen, sollte das Apothekenteam an Wyethia D6 denken. Manchmal besteht auch ein trockener harter Husten. Typisch ist, dass der Patient ein Fremdkörpergefühl im Rachen beschreibt. Wyethia sei ein »Mittel zwischen Allergie und Infekt« und wirke wie »homöopathisches Isländisch Moos«, erklärte Wiesenauer. 

E-Mail-Adresse der Verfasserin:
bm.gensthaler(at)t-online.de