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COPD

Wenn die Lunge in Not gerät

29.04.2009  11:53 Uhr

COPD

Wenn die Lunge in Not gerät

von Christiane Berg

Treppen werden zu steil, kleinste Hügel zu hoch und Einkaufstaschen zu schwer. Der Weg zum Supermarkt wird zur Strapaze. Menschen mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, der COPD, geraten ohne Therapie immer öfter und immer schneller außer Atem und sind innerhalb kürzester Zeit völlig erschöpft.

Über kurz oder lang meiden Betroffene jede körperliche Belastung und verlassen schließlich oft sogar nicht einmal mehr das Haus. Das englische Kürzel COPD steht für »Chronic Obstructive Pulmonary Disease« und heißt übersetzt: chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Das schwere Leiden gilt als eine der weltweit bedeutendsten Todesursachen und wird dennoch gravierend unterschätzt. Von ihrem sechsten Platz im Jahr 1990 wird die COPD nach Angaben der WHO bis zum Jahr 2020 auf den dritten Platz der häufigsten Todesursachen vorrücken. Obwohl Lungenfachärzte Alarm schlagen, wird die COPD auch in Deutschland noch immer zu spät diagnostiziert und zu selten therapiert. In der Bundesrepublik sollen derzeit circa fünf Millionen Menschen an COPD mit oder ohne Emphysem leiden. Die Dunkelziffer ist hoch. 

Waren bisher hauptsächlich Männer betroffen, so belegen neue amerikanische und kanadische Sterbestatistiken eine Trendumkehr zu Lasten der Frauen. Auch in Deutschland rechnen Experten damit, dass zukünftig immer mehr Frauen an COPD erkranken und daran sterben. Dafür sind hauptsächlich zwei Gründe maßgeblich: Zum einen erreichen Frauen im Durchschnitt ein höheres Lebensalter. Zum anderen hat der Anteil der Raucherinnen seit den 1940er-Jahren überproportional zugenommen. 

Neben Atemnot, zunächst nur unter körperlicher Belastung, später auch in Ruhe, zählen Husten, vor allem am frühen Morgen, und Auswurf zu den sogenannten AHA-Symptomen, die auf eine COPD verweisen. Die COPD wirkt sich jedoch nicht nur auf die Lunge, sondern auch signifikant auf das Herz-Kreislauf- und Skelettsystem, den Stoffwechsel und die Psyche aus. Nach neuesten Erkenntnissen gilt die COPD somit als systemische Erkrankung, die gleichermaßen zu koronarer Herzkrankheit, Muskelschwäche, Gewichtsverlust oder Angst und Depressionen führen kann.

Da die Erkrankten sich wegen ihrer Atemnot körperlich schonen, schwächen sie mehr und mehr die Leistungsfähigkeit ihres Herzens, Kreislaufs und der Skelettmuskulatur. Dies erhöht wiederum die Atemnot, wenn sie sich belasten, und sie verstärken erneut ihre Schonhaltung. Ein Teufelskreis entsteht. Der mit COPD einhergehende Verlust an Mobilität, Unabhängigkeit und sozialen Kontakten schränkt die Lebensqualität eklatant ein. 

Rauchstopp verbessert Prognose

»Die COPD zieht schleichend den gesamten Körper in Mitleidenschaft. Man kann als Betroffener nicht früh genug damit anfangen, sich über diese Erkrankung zu informieren und entsprechende Verhaltensmaßnahmen zu treffen«, sagt Gunther Schlegel, der in der Selbsthilfeorganisation »Lungenemphysem-COPD Deutschland« für die Region Berlin-Brandenburg verantwortlich ist, im Internet zu finden unter www.lungenemphysem-copd.com . Der 72-Jährige ist an Lungenemphysem-COPD, Schweregrad IV, erkrankt und leitet sieben selbst gegründete, regional aktive Selbsthilfegruppen. Indem er andere Betroffene über seine Erfahrungen mit der Krankheit informiert, möchte er diesen helfen und ihnen somit den Alltag erleichtern.

Bundesweit umfasst die Selbsthilfeorganisation unter Leitung und Koordination von Jens Lingemann aus Hattingen 43 regionale Gruppen mit insgesamt 7000 Betroffenen und Angehörigen. Sie verfügt auch über eine umfangreiche Mailingliste im In- und Ausland, über die inzwischen rund 1600 Teilnehmer internationale (Internet)Freundschaften geschlossen haben. 

Zu den Risikofaktoren für die Entwicklung einer COPD zählen eine genetische Disposition, bronchiale Überempfindlichkeit, berufsbedingte Stäube sowie die allgemeine Luftverschmutzung und häufige Atemwegsinfektionen in der Kindheit. Inhalativer Tabakkonsum durch (Passiv)Rauchen sei aber zu fast 90 Prozent der Auslöser dieser Krankheit, so Schlegel. Umso mehr Bedeutung käme der Aufklärung und Beratung zur Nikotinentwöhnung beim Arzt und in der Apotheke zu. Nikotinentwöhnung sei die wichtigste Maßnahme zum Stopp des schleichenden Verfalls der Lungenfunktion. 

»Das Ausmaß der Atemwegsobstruktion korreliert mit der täglich konsumierten Zigarettenzahl. Verzicht auf Tabakkonsum ist die entscheidende präventive Maßnahme, die die Entstehung beziehungsweise das Fortschreiten einer COPD verhindert«, heißt es auch in der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) COPD der Bundesärztekammer, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Die Entwöhnungsprogramme wirken umso effektiver, und der Erfolg hält auch umso langfristiger an, wenn die Ex-Raucher professionell unterstützt werden und eine Pharmakotherapie erhalten, zum Beispiel mit Bupropion oder Vareniclin beziehungsweise eine Nikotinersatztherapie in Form von Kaugummis, Spray oder Pflastern. 

Um die Motivation (noch) nicht entwöhnungswilliger Raucher zu steigern, sollen Arzt, Apotheker und PTA die »5 R« für das Beratungsgespräch unbedingt kennen und möglichst auch benennen: Das sind die Relevanz des Tabakkonsums, die Risiken sowie die Reize des Nikotinverzichts. Die Riegel müssen sie ebenfalls ansprechen, das heißt vermeintliche Hindernisse und Schwierigkeiten. Selten überzeugt man in nur einem Gespräch, daher muss auch bei Folgekontakten (Repetition) das Thema immer wieder aufgerollt werden. Merke: Je höher die Intensität der fachlichen Beratung, umso größer ist letztendlich der Erfolg.

Achtung bei AHA-Symptomen

Schlegel war 35 Jahre lang Raucher. Als er 1989 die ersten AHA-Symptome verspürte, hörte er nach Lektüre des Buches »Endlich Nichtraucher« sofort damit auf. Nach kurzer Zeit schon verspürte er eine allgemeine Besserung. Der Raucherhusten blieb aus. Im Laufe der folgenden zehn Jahre verschlimmerte sich trotzdem sein Zustand. Atemnot, Husten und Auswurf machten ihm mehr und mehr zu schaffen. Er suchte einen Lungenfacharzt auf, der nach gründlicher Anamnese und körperlicher Untersuchung COPD mit Lungenemphysem diagnostizierte.

Einteilung in Schweregrade

Die COPD ist eine chronische Lungenkrankheit mit fortschreitender, nicht vollständig reversibler Verengung der Atemwege. Sie wird in vier Schweregrade eingeteilt (siehe Tabelle). Diese orientieren sich unter anderem an den FEV1-Werten im Prozent vom Soll vor und nach Gabe eines bronchodilatatorischen Sprays. Das Kürzel FEV1 steht für »Forciertes Expiratorisches Volumen« in einer Sekunde und somit für die Menge an Luft, die der Patient in der ersten Sekunde einer Spirometrie-Messung ausatmet. Das ist die aussagekräftigste Untersuchung zur Messung der Lungenfunktion bei COPD. Der Patient bläst dabei kräftig in ein Gerät, das verschiedene Werte aufzeichnet. Bei Schwergrad IV wird der Körper mit Sauerstoff unterversorgt.

Die vier Stadien der COPD

Grad der Erkrankung FEV1-Wert
Schweregrad I ≥80% des Sollwerts
Schweregrad II 50 % ≤ FEV1 ≥80% vom Soll
Schweregrad III 30% ≤ FEV1< 50 % vom Soll
Schweregrad IV < 30 % vom Soll

Ein Lungenemphysem geht mit der unwiderruflichen Lungenüberblähung und Vergrößerung des Luftraums einher. Außerdem wird Lungengewebe zerstört, so auch die kleinen Lungenbläschen. Wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, die COPD, entsteht das Lungenemphysem zu 80 bis 90 Prozent durch (Passiv)Rauchen. Raucherentwöhnung entscheidet auch hier über den weiteren Krankheitsverlauf. Nur bei weniger als 1 Prozent der Emphysemerkrankten verursacht ein angeborener schwerer Alpha-1-Antitrypsinmangel die Erkrankung. Dieser Enzymdefekt kann durch eine einfache Blutuntersuchung festgestellt werden. Die frühe Diagnose dieses Mangels ist umso wichtiger, weil der rechtzeitige medikamentöse Ersatz des fehlenden Proteins die Zerstörung von weiterem Lungen-gewebe verhindert.

COPD und Lungenemphysem müssen differentialdiagnostisch von anderen Lungenerkrankungen wie Fibrose, Mukoviszidose, Asthma oder auch Tumoren abgegrenzt werden. So ruft zum Beispiel Asthma ähnliche Symptome wie COPD hervor. Es hat jedoch andere Ursachen und wird auch anders therapiert. Asthma entsteht oft in Folge einer Allergie oder einer Infektion der Atemwege. Es macht sich zumeist schon bei Kindern und Jugendlichen bemerkbar. COPD entwickelt sich über Jahre und tritt überwiegend in der zweiten Lebenshälfte auf. Während die bei Asthma entstehende Atemnot heute weitgehend behandelbar ist, verstärkt sich die Atemnot bei COPD fortschreitend. 

Leitlinie gibt Orientierung

Mit oder ohne Emphysem: COPD ist nicht heilbar. Kein Arzneimittel ist in der Lage, die Sterblichkeit zu senken, die zunehmend schlechter ausfallenden Lungenfunktionswerte zu verbessern oder das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Medikamente können nur die Beschwerden lindern und das Leben mit COPD erleichtern. Die individuelle medikamentöse COPD-Therapie orientiert sich nicht nur am Schweregrad, sondern auch an anderen Erkrankungen und soll akuten Verschlechterungen, den Exazerbationen, vorbeugen.

Bei Bedarf werden unter anderem inhalative rasch wirksame Bronchodilatatoren, also Beta-2-Sympathomimetika wie Fenoterol, Salbutamol, Terbutalin oder Anticholinergika wie Ipratropium mittels Dosieraerosol oder Pulver eingesetzt. Für die Dauertherapie ab Stufe II werden lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika wie Formoterol und Salmeterol oder Anticholinergika wie Tiotropium empfohlen. Die Kombination aus lang und rasch wirksamen Beta-2-Sympathomimetika ist sinnvoll, denn gemäß NVL addiert sich ihr bronchodilatatorischer Effekt. Theophyllin wirkt ebenfalls bronchodilatatorisch. Die Gabe von Theophyllin sollte jedoch wegen der geringeren Effizienz, zahlreicher Interaktionen und der relativ geringen therapeutischen Breite erst erwogen werden, wenn die Kombination aus Anticholinergika und Beta-2-Sympathomimetika versagt.

Inhalative Corticosteroide sollten lediglich Patienten mit einem FEV1 <50 und mehr als zwei Exazerbationen pro Jahr erhalten, die zusätzlich eine Antibiotika- beziehungsweise orale Kurzzeit-Corticoid-Therapie erfordern. Die Langzeit-Therapie mit oralen Corticoiden wird nicht empfohlen. Den Einsatz von Mukopharmaka wie N-Acetylcystein, Ambroxol und Myrtol sehen Experten kritisch. auch die regelmäßige Einnahme von Antitussiva wird bei Patienten mit stabiler COPD nicht empfohlen, da der Hustenreflex schützend wirkt. Quält der Husten die Patienten allerdings nachts und ist er nicht produktiv, sind Antitussiva zeitlich befristet indiziert.

Wie wichtig die fachkundige Information von PTA oder Apotheker über Wirkungen, Nebenwirkungen und Interaktionen auch mit Nahrungsmitteln sei, betont auch Schlegel. Die Selbsthilfeorganisation habe daher die Beziehungen zu den Apotheken der Regionen auf- und ausgebaut. PTA und Apotheker könnten die Compliance stärken, zumal nicht selten Anwendungsfehler die Wirkung der Inhalationstherapie abschwächen. Apotheker und PTA müssten sich daher mit den zum Teil sehr unterschiedlich arbeitenden Inhalationssystemen vertraut machen, damit sie COPD-Patienten die Inhalationstechnik detailliert erklären könnten. So ließen sich Fehler bei der Anwendung vermeiden und effiziente Konzentrationen der Arzneistoffpartikel in den Atemwegen und der Lunge erzielen. Die richtige Inhalationstechnik müsse in der Apotheke regelmäßig überprüft werden.

Lungensport und Schutzimpfung

»Mein Arzt hat mir detailliert aufgezeigt, dass die Erkrankung durch den korrekten, kontrollierten und konsequenten Einsatz der Medikamente auf einem erträglichen Level gehalten und die Lebensdauer wesentlich verlängert werden kann«, sagt Schlegel. Nach einer Phase tiefer Mutlosigkeit nach der Diagnose habe er sich wieder aufgerafft und sei aktiv geworden. Intensiv habe er sich mit der Entstehung, den Ursachen und der Therapie der Erkrankung befasst. 

Bis ins Einzelne habe er sich auch mit der Wirkweise der Medikamente vertraut gemacht. Schlegel lernte, regelmäßig seinen Peak flow zu messen und somit seine Erkrankung zu kontrollieren. »Mit« der Krankheit zu leben, sei anfänglich schwer gewesen. Indem er sein Leben wieder fest in beide Hände nahm, habe er jedoch wieder Zuversicht geschöpft. 

Zu seinen Aktivitäten gehörte auch die Mitgliedschaft in einer Lungensportgruppe, bevor er in Kooperation mit Pneumologen und Physiotherapeuten selbst 15 weitere Lungensportgruppen in der Hauptstadt gründete. »Lungensport stärkt die Ausdauer, die Belastbarkeit, die Muskulatur und reduziert so die Atemnot. Das schützt auch vor Infekten und verringert damit die Exazerbationsrate«, schildert der Berliner seine Erfahrungen. Je nach Stadium der Erkrankung eigneten sich auch Ausdauersportarten wie Nordic-Walking, Joggen, Schwimmen, Radfahren oder das regelmäßige Training auf einem Ergometer. Das Sportprogramm sollte nicht nur Teil einer Rehabilitation sein, sondern zum Langzeitmanagement von COPD-Patienten gehören. Die Krankenkassen beteiligen sich meist an den Mitgliedskosten für eine Lungensportgruppe.Die Effektivität körperlichen Trainings bei COPD aller Schweregrade ist durch Studien belegt, bestätigt die NVL.

Wie die Deutsche Atemwegsliga e.V., Bad Lippspringe, empfiehlt auch die NVL den Patienten des Weiteren, Relaxations- und Atemtechniken zur Linderung der Atemnot zu erlernen. Hauptziel der Atemphysiotherapie ist es, ihnen die erschwerte Atmung zu erleichtern sowie die Hustentechnik zu verbessern. Selbsthilfetechniken bei Atemnot sind atemerleichternde Körperstellungen wie Kutscher-, Schüler- oder Fersensitz sowie die dosierte Lippenbremse. Diese Atemtechniken müssen die COPD-Patienten in beschwerdefreien Intervallen erlernen. 

Patienten mit schlechter Prognose verlieren häufig an Gewicht und sind dann unterernährt. Hier ist die regelmäßige Kontrolle des Gewichts zu erwägen, gegebenenfalls eine gewichtssteigernde Ernährungstherapie. Übergewichtige Patienten müssen abnehmen, das verringert ihren Energiebedarf bei körperlicher Belastung, und somit könnten sie ihren Alltag besser bewältigen. Hier kann eine strikte Diät unter ärztlicher Aufsicht angezeigt sein.

Verschlechtert sich das Befinden akut, nehmen Husten, Auswurf und Atemnot zu, zum Beispiel durch Bronchialinfekte, bedürfen die Patienten der intensivierten beziehungsweise zusätzlichen medikamentösen Therapie. Gegebenenfalls ist auch die stationäre Behandlung erforderlich. Alle Patienten mit chronischer Bronchitis sollten sich im Herbst gegen Influenza impfen lassen. So können sie Exazerbationen vorbeugen, sagt die NVL. Eine weitere Empfehlung: Der Facharzt sollte zudem das Für und Wider einer Pneumokokken-Schutzimpfung bedenken. 

Sauerstoff-Langzeit-Therapie

Einmal jährlich lässt sich auch Schlegel gegen Influenza impfen. Zur Vermeidung von Exazerbationen und Stärkung der Abwehrkräfte setzt er darüber hinaus auf gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, Entspannungsverfahren wie Yoga und viel Bewegung an der frischen Luft. Jeden Tag trinkt er mindestens zwei Liter Wasser oder Tee. Dadurch wird das Bronchialsekret verdünnt und kann leichter abtransportiert werden. »Ich habe mich daran gewöhnt, gute und schlechte Tage zu haben. Das Wetter spielt dabei eine erhebliche Rolle«, so Schlegel. Er hat sein Leben total umstellen und dabei auf viele lieb gewordene Dinge verzichten müssen, die ihm früher stets als selbstverständlich erschienen. Dafür habe er gelernt, sich auf das für ihn Wesentliche zu konzentrieren. 

Anhand einer Blutuntersuchung und der Lungenfunktionswerte stellte der behandelnde Arzt Anfang 2006 bei Schlegel einen akuten Sauerstoffmangel mit angehender Rechtsherzinsuffizienz fest. Er verordnete eine Sauerstoff-Langzeit-Therapie zur Entlastung des Herzens und der Atemmuskulatur. »Habe ich mich anfangs dagegen verwehrt, so bin ich meinem Arzt für diesen Schritt heute dankbar«, so Schlegel. Es gehe ihm sehr viel besser als zuvor. Das mobile Sauerstoffgerät erlaube auch größere Ausflüge im Urlaub.

Sein Rollator ermöglicht es Schlegel, bei aufkommender Atemnot oder Erschöpfung eine Pause einzulegen. Für lange und schwierigere Strecken benötigt er jedoch einen Rollstuhl. Der Besitz eines Schwerbehindertenausweises mit dem Vermerk »aG« für »außergewöhnlich gehbehindert« hat einen Behinderten-Parkplatz direkt vor seiner Haustür mit sich gebracht. »In einer Stadt wie Berlin, in der es nicht genügend Parkplätze gibt, ist dieses äußerst hilfreich«, so Schlegel. 

Patientenschulung und Reha

Absolut notwendiger Therapiepfeiler für Menschen mit COPD und/oder Lungenemphysem ist die Rehabilitation. Wichtige Bestandteile während des Aufenthalts in der Klinik sind: pulmokardiales Training, Ernährungs- und Atemphysiotherapie, Hilfsmittelversorgung, psychologische Betreuung und Krisenmanagement. Erfahrungsgemäß steigert das komplexe Rehabilitationsprogramm die körperliche und seelische Leistungsfähigkeit, die Atemnot sowie die Zahl der Krankenhausaufenthalte nehmen ab und die Lebensqualität zu. Unabhängig davon, ob COPD-Patienten an einem stationären oder ambulanten Rehabilitationsprogramm teilnehmen, die positiven Effekte sind für beide Fälle dokumentiert.

Mindestens genauso wichtig ist die Patientenschulung, in der sie die Inhalationstechnik richtig erlernen. Die Schulung trägt dazu bei, Risikofaktoren zu reduzieren, Exazerbationen vorzubeugen. Grundlage sei die enge Zusammenarbeit mit dem Arzt und der Haus-Apotheke, so Schlegel. Diese Zusammenarbeit beeinflusse den gesamten Therapie-Verlauf. Entscheidende Voraussetzung für die effiziente Behandlung sei zudem die Gewissheit des Patienten, ernst genommen und ausreichend informiert zu werden. Nur ein aufgeklärter Patient könne die richtigen Fragen stellen.

E-Mail-Adresse der Verfasserin:
chris-berg(at)t-online.de