Weniger ist besser |
25.03.2011 11:20 Uhr |
Von Rita Reckmann / Alle Akteure im Gesundheitswesen sind aufgerufen, die Aktionswoche Alkohol mitzugestalten. Dieses Jahr finden die Veranstaltungen in der Woche vom 21. bis zum 29. Mai statt.
Nachdem im Jahr 2009 die Aktionswoche Alkohol bereits mit über 2500 Veranstaltungen sehr erfolgreich war, haben sich die Träger und Förderer entschlossen, das Projekt zu wiederholen.
Die Aktion steht unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Mechthild Dyckmanns. Zu den Trägern zählen die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e.V., der Förderverein der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V., die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV) und die Barmer GEK Krankenkasse (siehe Kasten). Bei der Durchführung der Aktionswoche kooperieren sie mit den Mitarbeitern der Gesundheitsministerien der Länder, der Landesstellen für Suchtfragen, der Landeszentralen für Gesundheit und der regionalen Netzwerke zur Suchthilfe und Suchtprävention. Alle Beteiligten stellen ihr Anliegen auf der Website der Aktionswoche vor und weisen dort auf ein umfangreiches Informationsmaterial hin (siehe Kasten).
Alkohol fast schon Routine
Als besonders problematisch beim Alkoholkonsum bezeichnen die Akteure, dass die Deutschen inzwischen bei nahezu allen Anlässen Alkohol trinken und sogar ohne jeden Anlass. Alkohol wird in der Bevölkerung auch nicht mehr als Sucht- und Rauschmittel gesehen, sondern viele Verbraucher nutzen ihn wie ein Heilmittel, zum Beispiel als Seelentröster, Mut- und Muntermacher, Entspannungs- und Einschlafhilfe oder zur Stressbewältigung. Die Folge: 90 Prozent der Bevölkerung in Deutschland trinkt Alkohol, fast 13 Prozent, also insgesamt 9,5 Millionen Menschen, konsumieren Alkohol in bedenklichen Mengen und 1,3 Millionen sind sogar abhängig erkrankt. Jeder fünfte Mann und fast jede sechste Frau trinken mehr, als es ihrer Gesundheit gut tut.
Unter dieser Internetadresse gibt es unter anderem auch allgemeine Informationen zu »Alkohol und Medikamente« oder »Alkohol und Schwangerschaft«.
Spezielle Materialien für Veranstalter
Apotheken können ab März folgende Materialien zum Verteilen an ihre Kunden anfordern oder direkt herunterladen:
Obwohl in Deutschland der Pro-Kopf-Verbrauch im Vergleich mit anderen EU-Ländern am stärksten zurückgegangen ist – von 12,5 Litern pro Kopf Ende der 1980er auf 10,6 Liter pro Kopf Ende der 1990er –, liegt Deutschland nach wie vor an der Spitze aller europäischen Länder.
Wer bei der Aktionswoche mitmachen möchte, kann diese Plakatmotive in verschiedenen Größen als Druckdateien downloaden.
Jugend in Gefahr
Alkohol spielt als Alltagsdroge in allen Bevölkerungsgruppen eine Rolle. Am meisten trinken allerdings Erwachsene jüngeren und mittleren Alters. Dazu einige Zahlen: Schätzungsweise 160 000 Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre sind stark alkoholgefährdet oder sogar alkoholabhängig. Je früher Kinder beziehungsweise Jugendliche Alkohol trinken, desto größer ist die Gefahr, dass sie zu abhängigen Konsumenten werden.
Dabei geben die Erwachsenen nicht nur schlechte Vorbilder ab, sie sind es auch, die Alkohol verkaufen und Alkoholwerbung machen – für circa 1 Milliarde Euro jährlich. Die Zahl der Jugendlichen bis zu 20 Jahren, die mit der Diagnose »akute Alkoholintoxikation« in ein Krankenhaus eingewiesen wurden, stieg im Zeitraum von 2005 bis 2009 um 31 Prozent.
Aber auch am Arbeitsplatz ist Alkohol ein Thema: Die Zahl der Mitarbeiter, die Alkohol in riskanten Mengen konsumieren, schätzen Experten auf rund 18 Prozent. Die Betroffenen leisten weniger und fehlen bis zu 16-mal häufiger bei der Arbeit. So bewilligte die DRV zum Beispiel im Jahr 2009 im Rahmen der medizinischen Rehabilitation über 24 000 Entziehungskuren.
Sich selbst hinterfragen
Welche Regeln sollte jeder im Umgang mit Alkohol beachten, damit der Genuss nicht zum Risiko für seine Gesundheit, für Familie und Gesellschaft wird? Wie viel ist eigentlich »zu viel« und was ist »riskant«? Ausführliche Antworten auf diese Fragen gibt das umfangreiche Informationsmaterial, das die Träger für die Aktionswoche bereitstellen. In ihrer Basisinformation zum Alkoholkonsum äußern sich die Experten der DHS über Gefährdung und Missbrauch so:
Vor diesem Hintergrund nennen die Initiatoren als Hauptziele der Aktionswoche: Alle, die Alkohol trinken, sollen angeregt werden, ihr Trinkverhalten besser einzuschätzen, ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen und zu prüfen, ob ihr Konsum von Bier, Wein oder Schnaps noch gesundheitsverträglich ist. Erwachsene und Jugendliche sollen damit für einen maßvollen Alkoholkonsum gewonnen werden. /
Die DHS ist ein Zusammenschluss der bundesweit tätigen Verbände in der Suchtkrankenhilfe und der Suchtprävention.
Der Verein unterstützt die DHS in der zielgruppenspezifischen Öffentlichkeitsarbeit und beim Informations- und Erfahrungsaustausch in der Suchtkrankenhilfe.
www.deutsche-rentenversicherung.bund.de
Die DRV arbeitet eng mit den Suchtberatungsstellen zusammen, um für die Betroffenen die individuell erforderliche Behandlungsart fest zu legen.
Die Barmer Gesundheitskasse sieht die Suchtprävention und die vorbeugende Bekämpfung der mit dem Missbrauch von Alkohol zusammenhängenden Erkrankungen als eine ihrer zentralen Aufgaben an.