Anfällig für Herzinfarkt |
19.02.2016 13:23 Uhr |
Von Elke Wolf / Frauen mit Typ-2-Diabetes erleiden häufiger einen Herzinfarkt oder Schlaganfall als männliche Diabetiker, und das auch schon in jüngeren Jahren. Für Frauen ist die Diagnose Typ-2-Diabetes also mit dem Verlust des geschlechtsbedingten Herz-Kreislauf-Schutzes verbunden. Darauf weist die US-Fachgesellschaft American Heart Association (AHA) in einer Stellungnahme im Fachjournal »Circulation« hin.
Frauen ohne Diabetes genießen durch die körpereigenen Estrogene bis zu den Wechseljahren einen gewissen Herzschutz (lesen Sie dazu auch Infarkt: Notruf des Herzens). Herz-Kreislauf-Erkrankungen treten bei ihnen im Schnitt zehn Jahre später auf als bei Männern. Anders sieht dies bei Typ-2-Diabetikerinnen aus: Sie erleiden nicht nur früher einen Herzinfarkt oder Schlaganfall als gleichaltrige Männer, sie sterben auch häufiger daran. Zudem tritt bei ihnen eine Herzinsuffizienz als Folge eines überlebten Herzinfarktes häufiger auf.
Bereits zwei Stunden Sport in der Woche senken das Risiko von Herzerkrankungen bei Diabetikerinnen.
Foto: Shutterstock/Vasiliy Koval
Die Ursachen sind laut Professor Dr. Dirk Müller-Wieland, Vizepräsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), nicht ganz klar. »Ein Grund könnte sein, dass die Folgen des Typ-2-Diabetes für Frauen von Ärzten und Betroffenen unterschätzt werden.«
Weniger Arzneimittel
So zeigen Untersuchungen, dass Frauen seltener als Männer Arzneimittel gegen Bluthochdruck oder erhöhte Cholesterolwerte beziehungsweise Acetylsalicylsäure zur Sekundärprävention des Herzinfarkts erhalten. Aufgrund von Hormonen ließen sich Blutzucker-, Blutfett- und Blutdruckwerte zudem bei Frauen schwieriger einstellen als bei männlichen Patienten. Hier ist unter anderem das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) von Bedeutung, das bei bis zu 8 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter vorliegt. Bei PCOS-Patientinnen ist die Wirkung von Insulin abgeschwächt, und sie neigen zu bauchbetontem Übergewicht, das per se einen kardiovaskulären Risikofaktor darstellt.
Die gute Nachricht für betroffene Frauen: Sie profitieren mehr als Männer von einer Änderung des Lebensstils und können ihr Herz-Kreislauf-Risiko mit einer Ernährungsumstellung und mehr Bewegung selbst senken, teilt die DDG mit. Durch zwei Stunden Sport in der Woche lasse sich das Herz-Kreislauf-Risiko senken. /