Mit Wonne in die Wanne |
Elke Wolf |
19.02.2016 13:24 Uhr |
Gerade wenn es im Winter kalt ist, tut ein warmes Bad besonders gut. Mit dem richtigen Pflegezusatz profitiert auch die Haut. / Foto: Shutterstock/Poznyakov
Eine Sonderrolle unter den Badepräparaten nehmen medizinische Ölbäder ein. Sie werden meist zu therapeutischen Zwecken bei Hauterkrankungen eingesetzt, die mit fettarmer, trockener, schuppiger oder rissiger Haut einhergehen, also Neurodermitis, Schuppenflechte oder Altershaut. Sie werden von der Haut leicht aufgenommen und ersetzen besonders gut die fehlenden Lipide der Horn-Fett-Barriere, da die enthaltenen Öle eine ähnliche Struktur wie die körpereigenen Fette haben.
Gleichzeitig bremsen medizinische Ölbäder den Feuchtigkeitsverlust der Hornschicht. Die Rückfettung sorgt für ein angenehm entspannendes Gefühl, juckende Haut beruhigt sich. Die Ölbäder eignen sich auch zum Duschen. Das Bad in der Wanne ist nur zur Pflege gedacht, nicht zur Reinigung. Deshalb: Zuerst unter die Dusche und dann in die Wanne.
Spreitend und emulgierend
Die Technologen unterscheiden zwischen spreitenden Badezusätzen ohne oder mit sehr wenigen Tensiden (zum Beispiel Balmandol®) und emulgierenden Zusätzen mit Tensiden. Letztere enthalten beispielsweise Soja- oder Erdnussöl (zum Beispiel Balneum-Hermal, Ölbad Cordes), Paraffinum liquidum (zum Beispiel Linola-Fett Ölbad) oder Mandelöl (zum Beispiel Dermasence Pflegebad). Spreitende Zusätze bilden auf der Wasseroberfläche einen dünnen Film, der sich beim Verlassen der Wanne wie ein Netz über die Haut zieht. Sie hydratisieren die Haut nachhaltig und wirken rückfettend; damit haben sie den größten Pflegeeffekt. Deshalb sind Ölbäder ohne Emulgatoren für therapeutische Zwecke zu bevorzugen.
Duftkomponenten in Form ätherischer Öle können je nach Bedarf mit ins Badewasser gegeben werden. Wer etwa angeregt aus der Wanne steigen möchte, der gibt Rosmarin- oder Fichtennadel-Extrakte mit ins Wasser. Von Baldrian- und Hopfenzusätzen nimmt man an, dass sie eine über die beruhigende Wirkung des warmen Wassers hinausgehende entspannende Wirkung haben. Und Campher, Cineol und die ätherischen Öle der Kamille machen bei Schnupfen verstopfte Nasen wieder frei.
Film auf der Haut
Bei nichtspreitenden Ölbädern wird das Öl im Wasser durch den Emulgator dispergiert, vermischt sich also mit dem Badewasser zu einer Emulsion. Der Ölfilm zieht während des Badens auf die Haut auf. Das fettet zwar die Haut etwas weniger stark, reinigt aber durch den Tensidzusatz besser. Je nach Menge des Emulgatoranteils haben sie ein milchig-trübes (hoher Emulgatorgehalt) oder ein klares Aussehen (sehr hoher Emulgatorgehalt). Klarlösliche Badeölkonzentrate werden als »Ölschaumbäder« angeboten. Typische Emulgatoren für Ölbäder sind ethoxylierte oder propoxylierte Fettalkohole, Rizinolsäure- und Alkoholethersulfate sowie Phosphatidylcholin. Letzteres begünstigt das Aufziehen des Fettfilms auf die Haut.
Durch den auf der Haut zurückbleibenden Fettfilm kann die Kleidung verschmutzt werden, und das in stärkerem Ausmaß bei spreitenden Ölbädern als bei emulgatorhaltigen. Die fettigen Rückstände des Bades sind auch relativ schwer von der Wannenoberfläche zu entfernen. Neuere Ölbadkonzentrate aus Phosphatidylcholin und Ölen bilden keine übliche Öl-in-Wasser-Emulsion, sondern eine Mischung aus Liposomen und Nanopartikeln, wenn sie im Wasser verwirbelt werden. Sie setzen sich dadurch nicht am Wannenrand ab. Weitere Beratungshinweise für die Anwendung von Ölbädern enthält der Kasten.
Baldrian
Foto: Shutterstock/Snowbelle
Untersuchungen zeigen, dass direkt nach dem Baden in einem Ölbad der Fettgehalt der Haut rund 40 mal höher ist als davor. Fünf Stunden danach ist er noch fünfmal höher, und selbst nach zwei Tagen ist die Wirkung des Bades noch nachweisbar. Daher reicht es im Allgemeinen aus, sich alle zwei Tage ein Ölbad zu gönnen.
Je nach Hautzustand reicht mitunter ein Ölbad schon zur Pflege aus. Zeitaufwendiges und umständliches Eincremen kann dann entfallen. Experimentell ist bewiesen, dass sich der Säureschutzmantel gesunder Haut bei Anwendung entsprechender Präparate rund eine halbe Stunde nach dem Waschen regeneriert. Zum Vergleich: Ohne anschließende Pflege benötigt der Säureschutzmantel dafür 120 bis 180 Minuten. Um ein Vielfaches länger braucht die trockene Haut, wenn es überhaupt gelingt.
Kamille
Foto: Shutterstock/oksana2010
Schaumschläger
Schaumbäder sind unter den Badezusätzen die Favoriten. Viel Schaum wird als Synonym für eine gute Reinigungswirkung angesehen. Doch gerade die Schaum-bildenden Substanzen lassen die Haut quellen und entziehen ihr vermehrt natürliche Schutzstoffe. PTA und Apotheker sollten deshalb Schaumbäder, wenn überhaupt, nur bei unempfindlicher oder fettender Haut empfehlen. Auch bei Kindern, deren Haut noch wenig widerstandsfähig ist, sollte auf besonders milde waschaktive Substanzen Wert gelegt werden. Sogenannte Cremeschaum- oder Cremeölbäder enthalten zusätzlich rückfettende Substanzen, um den austrocknenden Effekt der Schaumbäder klein zu halten. Je größer der Anteil an pflegenden Zusätzen, desto geringer ist die Reinigungskraft.
Rosmarin
Foto: Shutterstock/Dionisvera
Schaumbäder besitzen eine relativ hohe Konzentration von Tensiden, teils bis zu 60 Prozent. Deshalb sollten die Badezusätze sparsam dosiert und die Waschmittelrückstände nach dem Bad in der Wanne gut abgeduscht werden.
Während Ölbäder auch zum Duschen verwendet werden können, sollte man das bei Schaumbädern nicht tun. Sie enthalten mehr Tenside als Duschbäder und sollten in unverdünnter Form nicht auf die Haut gelangen.
Hopfen
Foto: Shutterstock/oksana2010
Salze zum Baden
Badesalze erleben derzeit einen Boom, vor allem die Salze des Toten Meeres sowie Kochsalz- und Solebäder. Ihr Effekt ist allerdings fraglich. »Obwohl die Quellung der Haut geringer sein soll als durch reines Wasser, trocknen sie dennoch stark aus. Eine dem Toten Meer entsprechende therapeutische Wirkung ist durch Badesalze (20 Kilogramm Salz pro Wannenbad wären nötig) und deren Zubereitungen wegen zu geringer Salzkonzentration in keinem Fall zu erreichen«, schreiben Wolfgang Raab und Ursula Kindl in ihrem Buch »Pflegekosmetik – ein Leitfaden«, erschienen bei der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft, Stuttgart.
Foto: Shutterstock/jocic
Kosmetische Badesalze erreichen erst recht nicht die Konzentrationen der therapeutischen Salzbäder. Ihre Wirkung beschränkt sich auf einen psychologischen Wellness-Effekt. Sie enthärten, färben oder parfümieren das Wasser. Parfümierte Tabletten, Granulate oder Kristalle auf der Basis von Kochsalz, Natriumsulfat oder Natriumcarbonaten zeigen nach dem Auflösen in Wasser einen neutralen oder schwach alkalischen pH. Die beliebten Brausetabletten enthalten Soda (Natriumhydrogencarbonat), Zitronen- oder Weinsäure sowie Duft- und Farbstoffe in kristalliner trockener Form. Wenn die Tabletten mit Wasser in Berührung kommen, setzt die Säure Kohlendioxid aus Soda frei.
Je höher der Gehalt an Natriumcarbonat, desto alkalischer wird der pH-Wert des Badewassers. Die beworbene Wirkung, dass durch die Bindung hauteigener Säuren ein Entsäuerungseffekt des Organismus erreicht werden könnte, ist anzuzweifeln. /