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Finanzausgleich

In Zukunft entscheiden Krankheiten

10.06.2008  09:44 Uhr

Finanzausgleich

In Zukunft entscheiden Krankheiten  

Daniel Rücker, Eschborn

Der Risikostrukturausgleich muss derzeit für einen fairen Wettbewerb zwischen den Krankenkassen sorgen. Wenn am 1. Januar 2009 der Gesundheitsfonds startet, soll er noch gerechter werden.

Alle Krankenkassen werden dann denselben Beitragssatz erheben. Wie hoch der liegt, entscheidet im Herbst die Bundesregierung. Wahrscheinlich ist ein Beitragssatz von 15 bis 15,5 Prozent. Diese Beiträge fließen vollständig in den Fonds und werden von dort wieder an die Kassen verteilt. Pro Versichertem wird es eine feste Prämie geben. Kassen, die damit nicht auskommen, müssen von ihren Versicherten Zusatzbeiträge einfordern. Das dürfte den Wettbewerb erheblich anheizen, vermuten Experten. Damit dabei keine Krankenkasse von vorneherein benachteiligt wird, soll der Risikostrukturausgleich (RSA) die Morbidität der Versicherten stärker berücksichtigen.

Seit seiner Einführung soll der RSA für dieselben finanziellen Voraussetzungen aller Krankenkassen sorgen, obwohl sich ihre Versicherten deutlich unterscheiden. Beispielsweise nimmt mit dem Alter die Bereitschaft, die Krankenkasse zu wechseln, ab. Daher haben die etablierten großen Krankenkassen wie Barmer, DAK oder AOK im Durchschnitt ältere und damit teurere Versicherte als die noch jungen Innungs- oder Betriebskrankenkassen. Dementsprechend sind die Pro-Kopf-Ausgaben der großen Kassen höher. In die Berechnung des Finanzausgleichs wurden neben dem Alter bislang auch Geschlecht und Einkommen der Versicherten einbezogen. Insgesamt wurde so im vergangenen Jahr die gewaltige Summe von  14,7 Milliarden Euro umverteilt.

Ab 2009 wird für den Finanzausgleich auch die Morbidität der Versicherten berücksichtigt. Ein Expertengremium hat dazu 80 Krankheiten festgelegt, deren Behandlung besonders teuer ist. Deshalb sollen die Krankenkassen aus dem Gesundheitsfonds zusätzliches Geld pro betroffenem Versicherten erhalten. Zu den aufgenommenen Krankheiten zählen HIV/Aids, zahlreiche Krebserkrankungen, Diabetes, Hepatitis, Osteoporose, Demenz und Depressionen. Die Beträge unterscheiden sich je nach Behandlungskosten der Krankheiten.

Der sogenannte Morbi-RSA ist sicherlich gerechter als der bisherige Finanzausgleich. Die großen Kassen sehen sich aber weiterhin im Hintertreffen. Sie glauben nicht, dass der Morbi-RSA ihre strukturellen Nachteile tatsächlich ausgleicht. Das wäre aber extrem wichtig, weil der Gesundheitsfonds die Kassenbeiträge viel transparenter macht. Konnten die Kassen bislang unterschiedliche Beiträge zwischen den eher abstrakten Beitragssätzen verbergen, unterscheiden sie sich in Zukunft nur noch im Zusatzbeitrag. Da erkennt jeder Versicherte schnell, ob er mehr bezahlt als sein Freund, Kollege oder Verwandter.

 

E-Mail des Verfassers:
ruecker(at)govi.de