Ausbildungslabor in Tansania |
04.06.2009 14:13 Uhr |
Ausbildungslabor in Tansania
von Birgit Goerres
Das Deutsche Medikamenten-Hilfswerk action medeor e.V. wurde 1964 mit dem Ziel gegründet, Arzneimittel und -Krankenpflegeprodukte weltweit an Bedürftige zu verteilen. Inzwischen unterstützt das Hilfswerk auch andere Projekte, beispielsweise dieErrichtung eines Ausbildungslabors für pharmazeutische Kräfte ander -Universität von Dar es Salaam, Tansania.
Wie in Europa gehört auch in afrikanischen Ländern die praktische Laborarbeit zur Ausbildung von PTA und Pharmazeuten. Dazu sind gut ausgestattete Laborräume vonnöten. Doch in ärmeren Ländern fehlen oft Laborräume und die entsprechenden pharmazeutischen Gerätschaften. Seit Juni 2007 fördert medeor den Aufbau eines galenischen Entwicklungslabors für feste orale Arzneimittel in Kooperation mit der Pharmazeutischen Fakultät der Universität in Dar es Salaam. Das Projekt trägt den Namen »Teaching Lab«. Dieses Labor soll sowohl zu Ausbildungszwecken dienen als auch lokalen Arzneimittelherstellern gegen Entgeld die Möglichkeit bieten, dort an galenischen Formulierungen zu arbeiten.
Nur in den ersten Jahren nach seiner Gründung sortierten bei action medeor unter anderem Ärzte zurückgegebene Alt-arzneimittel in Deutschland vor und versendeten sie anschließend. Aus Gründen der Arzneimittelsicherheit und Effizienz lässt medeor die »essentiellen Arznei-mittel« seit langem in großer Stückzahl bei namhaften Lohnherstellern GMP-gerecht produzieren. Anschließend gibt sie diese wichtigen Medikamente an über 10.000 Gesundheitsstationen in mehr als140 Ländern der Welt ab.
Die bei medeor hauptberuflich angestellten Apotheker besuchen regelmäßig die Produktionsstätten, um fachlich zu beraten und sich von der Qualität der Arzneimittelherstellung zu überzeugen. Unterstützt werden sie dabei von ehrenamtlichen Kräften, die beispielsweise ihr Wissen in pharmazeutischer Technologie einbringen. Daneben fördert medeor auch die lokale Produktion von Arzneimitteln. So wird in Tansania ein Anti-Malaria-Mittel auf Basis eines Extrakts aus der Artemisia-Pflanze hergestellt. Es werden die Pflanzen angebaut, sodass hohe Importkosten entfallen. Die Kleinbauern erhalten von medeor einen Teil des qualitativ hochwertigen Saatguts. Letztlich sollen vom Anbau über die Extraktion bis hin zur Produktion alle Arbeitsschritte am Ort erfolgen. Auf diese Weise könnten die Kosten für die Anti-Malaria-Medikamente um ein Drittel reduziert und mehr Menschenleben gerettet werden.
Produktion im Minimaßstab
Doch für die GMP-gerechte Herstellung von Arzneimitteln benötigen die dort eingebundenen PTA und Pharmazeuten Know-how in der Technologie. Daher soll das galenische Entwicklungslabor für feste orale Arzneimittel in Dar es Salaam die praktische Ausbildung von pharmazeutischem Fachpersonal ermöglichen. Den Studenten und PTA steht jetzt modernes Produktionsequipment im Minimaßstab zur Verfügung, darunter zwei mit Dehnungsmessstreifen instrumentierte Exzenterpressen. Die Druckkurven beim Verlauf der Tablettenpressung werden anschaulich in einer Graphik dargestellt und vermitteln so den Lernenden ein tieferes Verständnis des Pressvorgangs. Ebenso werden die einzelnen Produktionsschrit--te praktisch geübt: Feuchtgranulierung, Wirbelschichttrocknung, Verkapselung und Lackieren von Tabletten an Placebomischungen.
Kontakt: Apothekerin Christine Häfele-Abah
Konto 555 555 555
Volksbank Krefeld (BLZ 320 603 62)
Stichwort »Teaching Lab«
Bei dem Projekt »Teaching Lab« wird action medeor finanziell unterstützt durch die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) sowie durch Sachspenden der pharmazeutischen Industrie. In der Industrie tätige Pharmazeuten helfen zudem mit ihrer galenischen Expertise auf ehrenamtlicher Basis. Um die Ausstattung des »Teaching Lab« zu verbessern, ist medeor auch weiterhin auf Geld und Sachspenden angewiesen. Schon seit Jahren trägt medeor das dzi-Spendensiegel, das der Organisation vertrauenswürdigen Umgang mit Spendengeldern bescheinigt.
Hilfspakete für den Notfall
Neben der weltweiten Medikamentenhilfe stellt medeor im Not- und Katastrophenfall, gegebenenfalls auch anderen Hilfs-organisationen, schnell die »Emergency Health Kits« zur Verfügung. Dabei handelt es sich um fertig gepackte Hilfspakete, mit denen 10.000 Menschen drei Monate notfallmäßig versorgt werden können. Ein weiterer Aufgabenbereich der Organisation ist der Aufbau von Basisgesundheitsdiensten. Weitere Informationen finden sich unter www.medeor.org.
E-Mail-Adresse der Verfasserin:
Birgit.Goerres(at)gmx.de