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Mobbing

Zeichen deuten und dokumentieren

04.06.2009  14:42 Uhr

Mobbing

Zeichen deuten und dokumentieren

von Dragan Pavlovic und Michael van den Heuvel

Vielen Betroffenen fällt es schwer, Mobbing zu erkennen. Dennoch gibt es einige charakteristische Kriterien dafür. Empfehlenswert ist, die einzelnen Vorfälle in einem Mobbingtagebuch festzuhalten, damit Betroffene die Vorwürfe bei einer juristischen Auseinandersetzung belegen können.

Geht der Chef oder die Chefin mit Ihnen kleinlicher um als mit den Kolleginnen? Ihre Arbeit wird häufig kritisiert – doch Sie werden das Gefühl nicht los, dass die Vorwürfe der Sachlichkeit entbehren und mehr hinter der Sache steckt? Spielen sich andere Teammitglieder im Arbeitsalltag als »Kontrolleure« auf? Das sind einige typische Situationen für Mobbing am Arbeitsplatz.

Doch wie unterscheidet sich gezieltes Mobbing von einem schlechten Betriebsklima? Grundvoraussetzung für Mobbing ist eine »Zwangsgemeinschaft«, also ein festes Arbeitsteam, denn viele Angestellte wechseln ihren Arbeitsplatz nicht so leicht. Die Notwendigkeit, den Lebensunterhalt zu verdienen und das Risiko eine angenehme neue Stelle zu finden, lässt die eigene Kündigung häufig nur als letzten Ausweg erscheinen.

Mobbingmaßnahmen halten typischerweise über eine längere Zeit an und werden von einer oder mehreren Personen betrieben. Das Opfer erlebt die Handlungen immer als Diskriminierung. Die Aktionen sollen die Betroffene aus dem Betrieb hinausekeln.

Beliebte Mobbingtechniken sind Gerüchte, die über das Opfer verbreitet werden, ständig wechselnde Arbeitsanweisungen oder gehäufte Aufträge unter dem Niveau der Berufsqualifikation. Das völlige Fehlen eines normalen sozialen Umgangs wie Grüßen und Zusammenarbeit ist ein weiteres Anzeichen.

Ein schlechtes Betriebsklima dagegen herrscht vor, wenn zum Beispiel Kritik und Ungerechtigkeiten nicht systematisch gegen eine Person gerichtet sind, sondern alle Kollegen und Kolleginnen treffen. Einem Chef oder einer Chefin, die sich hin und wieder im Ton vergreifen, fehlen zwar Führungsqualitäten, das hat mit Mobbing jedoch nichts zu tun.

Oft trifft es Neulinge und »alte Hasen«

Die Erfahrungen in der Adexa-Rechtsberatung zeigen: Am häufigsten werden ältere Mitarbeiter, neu eingestelltes Personal sowie Berufsanfänger ausgegrenzt. Ältere Teammitglieder sollen durch junges und vermeintlich leistungsfähigeres sowie kostengünstigeres Personal ersetzt werden. In der Regel ermuntern Chefs Mitangestellte, das üble Spiel mitzumachen und sich an dem zielgerichteten Mobbing zu beteiligen. 

Mobbing zu erkennen, fällt den meisten schon deswegen schwer, weil sie häufig den Fehler bei sich selbst suchen. Denn wer rechnet damit, dass hinter der Kritik mehr stecken könnte als der Anstoß, die Arbeitsleistung zu verbessern? Doch im Unterschied zu sachlicher Kritik bewirkt Mobbing genau das Gegenteil: Die Betroffene wird zunehmend unsicherer und macht häufiger Fehler. Letzten Endes wird versucht, unliebsame Kolleginnen dazu zu bewegen, dass sie selbst kündigen.

Schwarz auf weiß im Tagebuch

Sollte sich im Einzelfall der Verdacht auf Mobbing erhärten, ist es hilfreich, die Sachverhalte sorgfältig zu dokumentieren. Die Idee ist dieselbe wie bei Migräne- und Schmerztagebüchern. Auch hier wird empfohlen, die Prozesse über längere Zeiträume festzuhalten.

Betroffene sollten täglich gleich nach Arbeitsschluss notieren, was jeweils vorgefallen ist. Oft können sie erst dann die Häufigkeit, Systematik und Schwere der Mobbing-Techniken erkennen. Wichtig ist festzuhalten, von wem welche Handlungen ausgehen.

Gegenstrategien und Rechtsberatung

Das kann auch bei einem Gerichtsverfahren nützlich sein, um auf Nachfragen gezielt antworten zu können. Je detaillierter Betroffene das Unrecht dokumentieren, desto besser sind sie gerüstet. Die Aufzeichnungen eignen sich auch als Grundlage für eigene Überlegen und Gegenstrategien. Adexa-Mitglieder sollten sich bei Mobbing-Vorfällen an die Rechtsberatung wenden. In vielen Fällen ist allerdings mittelfristig der Wechsel der Apotheke die beste beziehungsweise einzige Alternative.

Webtipp

Die Vorlage eines Mobbing-Tagebuchs mit einer Liste möglicher Mobbing-Handlungen, unterteilt in 45 verschiedene Punkte, finden Interessierte unter: www.konfliktfeld-pflege.de/dateien/text/database/down/Mobbingtagebuch.doc.

E-Mail-Adresse der Verfasser:
presse(at)adexa-online.de