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Magen- und Darmprobleme

Ein Übel auch für Hund und Katz

07.03.2016  15:08 Uhr

Von Nicole Schuster / Wenn das Haustier krank ist, leidet auch sein Besitzer. Bei Symptomen wie Durchfall, Erbrechen und Verstopfung kann es sich um eine akute und selbstlimitierende Störung handeln, aber auch um eine ernste Erkrankung. Im Zweifelsfall hilft der Tierarzt und legt erforderliche Maßnahmen fest.

Der Magen-Darm-Trakt erfüllt bei Tieren die gleichen wichtigen Funktionen wie bei Menschen: Zum einen ist er für die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung zuständig. Zum anderen ist dort auch ein Teil des Immunsystems angesiedelt. Durchfall, Erbrechen und Verstopfung sind Symptome dafür, dass im Magen-Darm-Trakt etwas nicht stimmt.

Bei Hunden mit Durchfall fällt der flüssige, unangenehm riechende und ungewöhnlich gefärbte Kot auf. Besitzer von Stuben­t­igern erkennen bei der täglichen Reinigung der Katzentoilette, dass der Kot breiig bis flüssig ist, anders riecht oder Beimengungen enthält. Begleitende Symptome sind häufig ­Blähungen, Erbrechen, Appetit­losigkeit, Verhaltensänderungen, Bauchschmerzen oder Darm­geräusche.

Diarrhö bei Haustieren hat meistens eine akute Ursache. Die Auslöser sind bei den Vierbeinern ebenso vielfältig wie bei Menschen. In manchen Fällen liegt es am Futter, etwa an Fütterungsfehlern, Unverträglichkeiten oder dem Fressen von Verdorbenem. Auch bakterielle, virale oder parasitäre Infektionen sind mög­liche Auslöser, ebenso Into­xikationen etwa durch die Aufnahme von Giftködern. Tritt gleichzeitig mit dem Durchfall hohes Fieber auf, ist sicher eine Infektionskrankheit der Auslöser.

Ernste Erkrankungen

Bisweilen äußern sich mit dem Symptom Durchfall sogar gefährliche und oft tödlich verlaufende Krankheiten. Beispiele sind die Katzenseuche (Panleukopenie), die Leukose oder die feline infektiöse Peritonitis (FIP) bei Katzen und bei Hunden die Hundeseuche (Parvovirose) oder die Staupe. Die Tierbesitzer sollten außerdem an chronische Krankheiten als Auslöser denken. Bei Beschwerden unbekannter Ursache, die nach der Behandlung oft wiederkehren, könnte beispielsweise eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (Inflammatory bowel ­disease) vorliegen. Ebenso wie beim Menschen können aber auch bei den Vierbeinern psychische Faktoren wie Angst oder Stress den Verdauungstrakt durcheinander bringen und Kotveränderungen hervorrufen.

Bei akutem Durchfall sollten die Be­sitzer das Aussehen und Verhalten ­ihres Lieblings genau beobachten, damit sie die Gefährlichkeit der Situation richtig einschätzen. Im Zweifelsfall können sie bei ihrem Tierarzt anrufen und die Symptome schildern. Wie ernst Durchfall für das Tier ist, hängt auch von dessen Allgemein­zustand ab. Ähnlich wie bei Babys und Klein­kindern kann der Flüssigkeitsverlust bei kleinen Katzen und Hunden schnell lebens­bedrohlich werden. So kann beispiels­weise bei Wel­pen wäss­riger oder blutig-wäss­­­riger Durchfall über den Tag schon innerhalb der ersten 24 Stunden zum Tod des Tieres führen. Dieselbe Gefahr besteht bei Vergiftungen. In diesen Fällen ist die schnelle Versorgung durch den Tierarzt unbedingt erforderlich. Oft muss er Infusionen setzen, um das Tier zu retten.

Doch nicht immer ist eine tierärzt­liche Behandlung nötig. Bei gut genährten, eventuell sogar übergewichtigen Tieren kann ein Fastentag normalerweise nicht schaden. Manch­mal sucht das Tier selbst Ruhe, verweigert zwar Futter, trinkt jedoch ausreichend. Die Besitzer können den Heilungsprozess mit liebevoller Pflege unterstützen.

Der gut gemeinte Ratschlag, den Darm des Tieres ruhig zu stellen und ihm bis zwei Tage lang kein Futter zu geben, entspricht nicht dem neuesten medi­zinischen Wissensstand. Diese Null-Diät verschlimmert in manchen Fällen sogar die Durchfall­erkrankung, schwächt das Tier zusätzlich und verhindert die Heilung des Darms. Sollte ein Muttertier an Durchfall erkranken, solange es säugt, kann es durch den Futterentzug sogar in eine lebensbedrohliche Hypokalzämie geraten. Allerdings wird kein Besitzer in einem solchen Fall zusehen, wie das Muttertier schwächer wird, sondern sofort den Tierarzt aufsuchen.

Versuch mit Lieblingsfutter

Als Schleckermäulchen bekannte Katzen werden erst dann wieder ihr Lieblingsfutter fressen, wenn sie sich ausreichend wohl fühlen. Die meisten Hunde sind weniger wählerisch. Hier bieten sich als leicht bekömmliche Nahrung gekochte Nudeln oder gekochter Reis an, eventuell mit etwas Hühnchen oder Gemüse wie Kartoffeln oder Karotten. Streng verboten sind Innereien wie Nieren, Leber und Lunge sowie Milch und rohe Eier. Schonkost für Tiere gibt es auch fertig zu kaufen. Um den Magen-Darm-Trakt nicht zu überfordern, sollten die Mahlzeiten über den Tag verteilt in kleinen Portionen gereicht werden. Außerdem sollte selbstverständlich stets ausreichend frisches Wasser zur Verfügung stehen. Hat das Tier zu viele Mineralstoffe verloren, wird der Tierarzt den Elektrolytverlust ausgleichen.

Möglicherweise sind die Tierbesitzer auch noch unerfahren und haben ihrer Katze zu viel Milch zu trinken gegeben. Viele erwachsene Tiere produzieren nicht mehr genug Enzyme, um den Milchzucker zu spalten. Durchfall ist die Folge.

Homöopathische Mittel aus der Apotheke können den Genesungsprozess unterstützen. Grundsätzlich sollten Tierbesitzer jedoch davon absehen, auf eigene Faust dem Vierbeiner Arzneimittel aus der Humanmedizin zu verabreichen.

Verschlechtert sich der Zustand des Tieres plötzlich wieder, ist ohnehin ein Besuch beim Tierarzt angesagt. Das gilt – wie bereits erwähnt – grundsätzlich, wenn das erkrankte Tier noch jung ist, wenig wiegt und bei blutig-schleimigem Durchfall. Der Veterinär erkundigt sich nach der Krankheits­geschichte, untersucht das Tier und kann gegebenenfalls auch eine Blut- und Kotuntersuchung veranlassen. In Einzelfällen sind bildgebende Verfahren, beispielsweise Ultraschall oder Röntgen, erforderlich. Entsprechend der Diagnose legt der Arzt dann die Behandlung fest. /