Ratschläge aus der Tierarztpraxis |
07.03.2016 15:08 Uhr |
Von Nicole Schuster / PTA-Forum hat die Veterinäre einer Kleintierpraxis in Weiterstadt bei Darmstadt nach der richtigen Vorgehensweise befragt. Die Tierärztinnen Vera Bouchard und Dr. Anja Hartmann, Fachtierärztin für Klein- und Heimtiere, gaben Auskunft, wie sich Katzen- und Hundebesitzer verhalten sollten, wenn ihr Liebling Durchfall hat.
PTA-Forum: In wie vielen Fällen sind Fütterungsfehler, Futterumstellungen, Futterunverträglichkeiten und ähnliches verantwortlich für Durchfall beziehungsweise Verstopfung?
Bouchard: Diese Aussage pauschal zu treffen ist schwierig und von Tierart zu Tierart unterschiedlich. Bei Heimtieren wie Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchillas sowie Exoten sind Fütterungsfehler und spontane Fütterungsumstellungen zu 80 Prozent die Ursache für Verdauungsprobleme.
Bei Hunden und Katzen liegen diesbezüglich keine konkreten Zahlen vor. Die Ursachen für Verdauungsstörungen sind vielfältig, wobei Verdauungsstörungen hervorgerufen durch die Fütterung mit berücksichtigt werden müssen. Futterumstellungen können bei sensiblen Tieren und bei Welpen eine Ursache von Durchfällen sein, während ein Fütterungsfehler, zum Beispiel die Fütterung eines Markknochens, Verstopfung verursachen kann. Ein Verdacht auf das Vorliegen einer Futtermittelunverträglichkeit wird bei Tieren mit chronischen Durchfällen, gelegentlich in Kombination mit Hautproblemen, vermutet.
PTA-Forum: Wann sollten Tierbesitzer bei Durchfall, Erbrechen oder Verstopfung den Tierarzt um Rat fragen?
Hartmann: Die Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Die Notwendigkeit, das Tier bei einem Tierarzt vorzustellen, ist abhängig von der Tierart, dem Alter und Allgemeinbefinden des Tieres sowie von der Dauer und dem Schweregrad der Symptome. Ein Besuch beim Tierarzt ist auf jeden Fall notwendig, wenn die Tiere kein Futter oder Wasser mehr aufnahmen und/oder sich sehr ruhig verhalten. Wenn sich Besitzer unsicher sind, ob ein Tierarztbesuch notwendig ist, sollten sie mit ihrem Haustierarzt die Situation besprechen.
PTA-Forum: Woran erkennen Katzenbesitzer, dass das Erbrechen von Fell bei ihrem Tier nicht mehr normal ist?
Bouchard: Katzen nehmen Haare durch ihre tägliche Fellpflege auf. Diese werden entweder mit dem Kot ausgeschieden oder wieder erbrochen. Bei langhaarigen Katzen und Katzen, die sich im Fellwechsel befinden, kann das häufiger beobachtet werden. Einmal pro Woche oder auch dreimal hintereinander – mit Auswurf von Haaren – kann durchaus als normal eingestuft werden. Bei heftigem mehrfachem Erbrechen über den Tag oder sogar mehrere Tage, bei Erbrechen in Kombination mit Durchfall oder mangelndem Appetit sollte immer ein Tierarzt zu Rate gezogen werden.
PTA-Forum: Warum kann es gefährlich sein, in der Apotheke auf eigene Faust für sein Haustier Medikamente zu kaufen, die Menschen gegen Magen-Darm-Erkrankungen einnehmen?
Hartmann: Medikamente, die für Menschen zugelassen sind und gut vertragen werden, sind nicht zwangsläufig auch gut verträglich für die Tiere. Es ist auf jeden Fall davon abzuraten die eigenen Haustiere eigenmächtig zu behandeln, da die Dosierungen für Tiere von denen des Menschen abweichen und darüber hinaus nicht bekannt ist, ob der Wirkstoff unbedenklich für das Haustier ist.
PTA-Forum: Was ist von Tierapotheken im Internet zu halten?
Bouchard: Tierärzte beziehen ihre Medikamente entweder vom Hersteller oder von einem Großhändler. Das bietet die Sicherheit, dass es sich um eine zuverlässige Medikamentenquelle handelt. Dazu bietet eine Internetapotheke keinerlei Beratung und Sicherheit, dass das gekaufte Medikament auch einen Nutzen für das Tier hat, richtig dosiert wird und nicht sogar unpassend für die medizinische Situation ist. /