Leicht erhöhtes Herzinfarktrisiko |
27.02.2017 10:59 Uhr |
Von Annette Mende / Nehmen Patienten mit Vorhofflimmern einen oralen Thrombininhibitor (OTI) wie Dabigatran (Pradaxa®) ein, ist ihr Herzinfarktrisiko etwas höher als bei Patienten, die Vitamin-K-Antagonisten (VKA) erhalten. Den Grund für diesen Unterschied haben Forscher des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) München jetzt identifiziert.
Anhand von In-vitro- und In-vivo-Versuchen fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich im Blut der mit OTI behandelten Patienten die Thrombozyten vermehrt zusammenlagern. Vermutlich ist dafür ein Oberflächenrezeptor auf Blutplättchen, der sogenannte GPIbα verantwortlich. Dessen Aktivierung leitet die Bildung eines Blutgerinnsels ein.
Vor Verordnung eines OTI sollen Ärzte das Herzinfarktrisiko des Patienten berücksichtigen.
Foto: Shutterstock/ Nomad_Soul
Über ihre Ergebnisse berichtet die Gruppe um Dr. Tobias Petzold im Fachjournal »Science Translational Medicine«. Die Forscher benutzten für ihre Versuche kleine Plastikflusskammern, die mit verschiedenen Oberflächen beschichtet waren, unter anderem mit atherosklerotischem Plaquematerial aus der Halsschlagader von Patienten. In die Kammern füllten sie Blutproben von Menschen, die entweder OTI oder VKA erhielten, oder Blut von Gesunden. Unter statischen Bedingungen waren die Unterschiede zwischen den Gruppen nur marginal. Als die Forscher in den Plastikkammern jedoch den Blutfluss simulierten, hefteten sich die Thrombozyten in OTI-behandeltem Blut stärker aneinander und an die Kammerwand als in mit VKA-behandeltem. Noch größer war dieser Effekt in den mit Plaquematerial beschichteten Kammern. In Versuchen mit Mäusen beobachteten die Forscher denselben prothrombotischen Effekt der OTI. Dieser ließ sich durch Antikörper, die den GPIbα-Rezeptor auf Thrombozyten blockieren, sowie durch Acetylsalicylsäure aufheben.
In einer Mitteilung betont das DZHK, diese Laborergebnisse seien nicht einfach auf die Klinik übertragbar. Dennoch sollen Ärzte vor Verordnung eines OTI das Herzinfarktrisiko des Patienten berücksichtigen. »Sofern kein Herzinfarktrisiko vorliegt, überwiegen eindeutig die Vorteile von OTI«, betont Petzold. In den kommenden Jahren wird es seiner Meinung nach darum gehen, in klinischen Studien den optimalen Blutverdünner für unterschiedliche Patientengruppen zu ermitteln. /