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Trockensäfte

Perfekt zubereiten

27.02.2017  10:59 Uhr

Von Ursula Sellerberg / Wasser dazu, schütteln, fertig! So einfach ist die Herstellung von Trockensäften leider nicht. Daher sollten PTA und Apotheker den Patienten die richtige Zubereitung erklären. Da sich die Details je nach Präparat unterscheiden, ist ein Blick in die Gebrauchsinformation erforderlich.

Säfte sind für Kleinkinder und Patienten mit Schluckstörungen eine gängige Arzneiform. Doch lassen sich nicht alle Arzneistoffe zu einer ausreichend stabilen Lösung oder Suspension verarbeiten, beispielsweise einige Antibiotika.

Trockensäfte enthalten die Inhalts­stoffe (gefrier-)getrocknet, um sie länger haltbar zu machen. Die Pulver oder Granulate werden erst kurz vor der Einnahme durch Zugabe von Flüssigkeit suspendiert oder gelöst. Die meisten Hersteller gehen davon aus, dass die Patienten selbst den Trockensaft zubereiten und erklären daher die Herstellung detailliert in der Gebrauchs­anweisung. Als besonderen Service können PTA oder Apotheker dem Patienten vorschlagen, ihm die Zubereitung abzunehmen. Das bietet sich zum Beispiel bei Patienten an, deren Sehvermögen oder Feinmotorik eingeschränkt ist. Stellt sich im Gespräch heraus, dass die Deutschkenntnisse nur gering sind, kann der Patient vermutlich die Gebrauchsinformation nicht gut genug verstehen. Liegt dem Präparat keine Dosierhilfe für die Wassermenge bei, ist die Gefahr der falschen Herstellung relativ groß.

Als Serviceleistung können PTA oder Apotheker auch die Trockensäfte herstellen, bei denen mit einem stabilen Schüttelschaum zu rechnen oder das Schüttvolumen der Trockensubstanz hoch ist. Einige Trockensäfte sind jedoch nur kurz haltbar und sollten deshalb nicht vorab vom Apothekenteam zubereitet werden. Das gilt vor allem bei separat gepackten Einzeldosen.

Wasser in Portionen dazu

Generell gibt es drei unterschiedliche Arten, wie die richtige Menge des Lösungsmittels – meist, aber nicht immer Leitungswasser – abgemessen wird:

  • Die Flasche wird bis zu einer vorgegebenen Volumenmarkierung mit Wasser aufgefüllt. Die Markierung kann direkt im Glas der Flasche oder auf dem Etikett durch Pfeile oder ähnliches angegeben sein.
  • Die Flüssigkeit wird mit einem Messbecher, einer Dosierspritze oder ähnlichem abgemessen.
  • Der Packung liegt eine Flüssigkeit bei, die komplett in die Flasche gegeben werden muss. Das kann auch eine ­lipophile Flüssigkeit sein, zum Beispiel mittelkettige Triglyceride.

Wie erfolgt nun das Auffüllen am besten? Zunächst wird das trockene Pulver durch Klopfen aufgelockert. Dann gibt man das Wasser langsam in zwei Por­tionen hinzu und schüttelt zwischendurch kräftig. Ist die erste Wasserzugabe zu gering, kann sich trockenes Pulver an der Flaschenwand und dem -boden einschließen, dann würde selbst durch heftiges Schütteln kein homogener Saft mehr entstehen. Doch zu groß darf die erste Portion auch nicht sein. Würde das gesamte Wasser auf einmal zugegeben, können sich Pulvernester bilden. Abgesehen von wenigen Präparaten mit verschiedenen Markierungen auf der Flasche wird in der Regel mit dem Lösungsmittel zweimal bis zur gleichen Markierung aufgefüllt.

Besondere Regeln für die Flüssigkeitszugabe gelten, wenn das trockene Pulver schon einen Großteil der Flasche füllt. Das ist vor allem bei mikronisierten oder sprühgetrockneten Pulvern der Fall. Hier muss die erste Wassermenge recht großzügig sein, weil das Pulver sonst sehr leicht verklumpt.

Nicht direkt aus der Leitung

In der Praxis hat es sich bewährt, das Wasser nie direkt aus dem Wasserhahn in die Flasche laufen zu lassen. Stattdessen empfiehlt es sich, das Wasser aus einer Mensur langsam einzufüllen und dabei die Flasche in Augenhöhe zu halten.

Um ganz sicherzugehen, dass keine Bakterien in das Arzneimittel eingeschleppt werden, sollte man nicht das erste Wasser aus der Leitung verwenden, sondern das Wasser kurz laufen lassen. Zwar wird das Leitungswasser in Deutschland streng kontrolliert, dennoch können in jeder Wasserleitung Nasskeime wachsen. Wer das Wasser sicherheitshalber abkocht, muss es vor dem Einfüllen abkühlen lassen.

Für manche Trockensäfte muss mineralarmes Wasser verwendet werden, denn die in hartem Leitungswasser enthaltene Calcium- und Magnesiumsalze können mit verschiedenen Arzneistoffen nicht resorbierbare Komplexe bilden. In solchen Fällen sind stille Mineralwasser geeignet.

Ein häufiges Problem bei der Zubereitung von Trockensäften ist der Schaum. Fällt er nicht schnell zusammen, ist es unmöglich, die richtige Füllhöhe abzulesen. Das führt zu Fehldosierungen. Deshalb darf erst bis zur oberen Markierung aufgefüllt werden, nachdem sich der Schaum zurückgebildet hat.

Einige Präparate bilden einen relativ stabilen Schaum. Dann empfiehlt der Hersteller in der Packungsbeilage, den Trockensaft einige Minuten lang stehen zu lassen. Da das Pulver in dieser Zeit jedoch wieder sedimentieren kann, erfordert die korrekte Zubereitung in diesen Fällen viel Fingerspitzengefühl und Geduld.

Im Kühlschrank lagern

Die meisten Trockensäfte sollen im Kühlschrank gelagert werden, sind aber dennoch nur begrenzt haltbar – die exakte Frist steht im jeweiligen Beipackzettel. Ausnahmen sind Säfte mit öligen Trägerlösungen oder mit Verdickungsmitteln, denn diese machen den Saft bei Kühllagerung zu viskos.

Die Lagerung im Kühlschrank hat einen generellen Nachteil: Gekühlte Säfte schmecken oft schlechter als warme. Das liegt daran, dass einige Aromastoffe bei geringer Temperatur schlechter freigesetzt werden. Bereitet der schlechte Geschmack des kühlen Safts Probleme, kann das Anwärmen kurz vor der Gabe sinnvoll sein, beispielsweise zwischen den Händen.

Die Dosierung eines korrekt angefertigten Trockensafts entspricht der eines herkömmlichen Safts. Hilfsmittel wie Dosierspritzen erleichtern auch hier das Abmessen der Dosis. Doch ganz unabhängig, wie die jeweilige Dosis entnommen wird: Vor jeder Entnahme gut schütteln. Dieser Tipp gilt für alle Suspensionssäfte, egal ob Trockensaft oder nicht. /