Neuer Säureblocker |
22.04.2014 16:02 Uhr |
Von Sven Siebenand / Im Laufe des Aprils kam ein einziger neuer Wirkstoff auf den Markt. Wie andere Protonenpumpenhemmer kommt Dexlansoprazol (Dexilant® 30 und 60 mg Hartkapseln mit veränderter Wirkstofffreisetzung, Takeda Pharma) bei säureassoziierten Erkrankungen zum Einsatz.
Der verschreibungspflichtige Wirkstoff ist das R-Enantiomer des seit Langem bekannten Lansoprazols. Der Wirkmechanismus gleicht dem anderer Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Dexlansoprazol hemmt die letzte Phase der Magensäureproduktion: die Aktivität der H+/K+-ATP-ase im Magen. Dieser Effekt ist dosisabhängig, reversibel und wirkt sich sowohl auf die basale als auch auf die stimulierte Magensäuresekretion aus.
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Bei Reflux und Sodbrennen
Zugelassen ist Dexlansoprazol zur Behandlung Erwachsener mit erosiver Refluxösophagitis, einer Entzündung der Speiseröhre, ausgelöst durch ständigen Rückfluss von Magenflüssigkeit. Die Patienten sollen vier Wochen lang einmal täglich eine 60 mg Hartkapsel einnehmen. Bei Bedarf kann der Arzt die Therapie weitere vier Wochen fortsetzen. Er darf den neuen PPI darf auch zur Erhaltungstherapie verordnen, zum einen bei abgeheilter erosiver Refluxösophagitis und zum anderen zur Linderung von Sodbrennen. In diesen Fällen beträgt die empfohlene Dosis einmal täglich 30 mg bis zu sechs Monate lang. Das dritte Einsatzgebiet von Dexlansoprazol ist die kurzzeitige Behandlung von Sodbrennen und saurem Aufstoßen bei Patienten mit symptomatischer nicht-erosiver gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD). Bei dieser Indikation sollen die Betroffenen bis zu vier Wochen lang einmal täglich 30 mg einnehmen.
Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung sollten den Wirkstoff nicht erhalten. Ist die Leberfunktion nur mäßig eingeschränkt, sollte der Arzt den Patienten regelmäßig überwachen und nur die 30 mg Hartkapsel als maximale Tagesdosis verordnen. Da Arzneistoffe bei älteren Menschen grundsätzlich schlechter eliminiert werden, kann auch bei ihnen eine individuelle Dosisanpassung erforderlich sein. PTA und Apotheker können den Patienten dazu raten, die Kapseln unabhängig von einer Mahlzeit, aber immer mit ausreichend Flüssigkeit als Ganzes einzunehmen. Wer Schwierigkeiten hat, die Kapsel zu schlucken, kann diese auch öffnen und das Granulat mit einem Löffel Apfelmus vermischen, einnehmen und mit Flüssigkeit nachspülen. Jedoch sollte das Granulat nicht zerkaut werden.
Manche Patienten, die über längere Zeit einen PPI einnahmen, entwickelten eine Hypomagnesiämie. Ist eine Langzeittherapie mit einem PPI wahrscheinlich, sollte der Arzt vor und regelmäßig während der Behandlung den Magnesiumspiegel des Patienten im Blut testen. Dieselbe Vorsichtsmaßnahme gilt, wenn der Patient gleichzeitig Arzneimittel einnimmt, die niedrige Magnesiumspiegel verursachen können wie Diuretika. In der Fachinformation informiert der Hersteller zudem darüber, dass PPI das Frakturrisiko der Patienten erhöhen können. Da die Einnahme eines PPI außerdem die Gefahr birgt, dass ein Magentumor zu spät entdeckt wird, sollte der Arzt diese Möglichkeit vor Beginn der Behandlung ausschließen.
Mögliche Wechselwirkung
CYP2C19-Inhibitoren wie Fluvoxamin erhöhen die Blutspiegel von Dexlansoprazol. Dagegen können ihn Enzyminduktoren von CYP2C19 und CYP3A4 wie Rifampicin und Johanniskraut senken. Zudem informiert der Hersteller in der Fachinformation, dass Sucralfat und Antazida die Bioverfügbarkeit des neuen Wirkstoffes reduzieren. Daher sollten Patienten nach der Einnahme von Dexlansoprazol mindestens eine Stunde warten, bevor sie ein Antazidum oder Sucralfat einnehmen.
Wichtig: Dexlansoprazol kann die Resorption von Wirkstoffen beeinträchtigen, für deren Bioverfügbarkeit der pH-Wert im Magen entscheidend ist. Deshalb sollte der PPI nicht mit Atazanavir und Nelfinavir kombiniert werden. Auch die gleichzeitige Gabe von Ketoconazol, Itraconazol und Erlotinib sollte unterbleiben. Bei Patienten, die Digoxin einnehmen, kann Dexlanso-prazol zum Anstieg der Plasmaspiegel des Herzglykosids führen. Dasselbe gilt für den Wirkstoff Warfarin. Daher muss der Arzt diese Patienten besonders sorgfältig überwachen.
Als häufigste Nebenwirkungen des neuen Wirkstoffs wurden Kopfschmerzen und gastrointestinale Beschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen, Blähungen und Verstopfung beobachtet.
Schwangere sollten den neuen Wirkstoff sicherheitshalber nicht einnehmen. Bei Stillenden ist die Entscheidung zu treffen, ob die Frau das Stillen unterbricht oder ob auf die Behandlung mit Dexlansoprazol verzichtet beziehungsweise diese unterbrochen wird. /
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