Aufruf zur Vorsorge |
16.03.2018 14:34 Uhr |
Von Verena Arzbach / »Lass Darmkrebs nicht dein Schicksal sein!« Unter diesem Motto steht der diesjährige Darmkrebsmonat. Den gesamten März über rückt die Felix-Burda-Stiftung nun zum 17. Mal die Darmkrebsvorsorge in den Fokus. In diesem Jahr sollen besonders die Eigenverantwortung und die großen Chancen, dem Krebs vorzubeugen, betont werden.
Jedes Jahr sterben laut der Felix-Burda-Stiftung (www.felix-burda-stiftung.de) in Deutschland rund 25 000 Menschen an Darmkrebs. Er ist damit bei Männern die dritthäufigste und bei Frauen die zweithäufigste Tumorerkrankung. Jedes Jahr erkranken rund 61 000 Menschen in Deutschland neu an Darmkrebs. Die Erkrankungsraten sind aktuell aber rückläufig; bis 2008 war die Zahl der Neuerkrankungen gestiegen, seitdem geht sie aber sowohl bei Männern als auch bei Frauen langsam zurück. Auch die Prognose des Robert-Koch-Instituts (RKI) geht von einem weiteren Rückgang der Inzidenz in diesem Jahr aus.
Rund 25 000 Todesfälle pro Jahr aufgrund von Darmkrebs: Rechtzeitige Darmspiegelungen könnten die Rate erheblich senken.
Foto: Your Photo Today
Die Felix-Burda-Stiftung führt dies vor allem auf die Darmkrebsvorsorge zurück, die von den Krankenkassen übernommen wird. Seit Einführung der Vorsorgekoloskopie im Jahr 2002 hätten mehr als 6,5 Millionen Menschen an dieser Präventionsmaßnahme teilgenommen. Dadurch hätten circa 120 000 Todesfälle und 250 000 Neuerkrankungen verhindert werden können.
Die Kampagne der Felix-Burda-Stiftung soll nun noch mehr Menschen motivieren, die gesetzlichen Vorsorgeangebote in Anspruch zu nehmen. Denn je früher Tumoren oder Darmkrebsvorstufen entdeckt werden, desto unkomplizierter ist die Entfernung beziehungsweise desto besser sind die Heilungschancen.
Früher zur Spiegelung?
Momentan haben gesetzlich Versicherte ab 50 Jahren Anspruch auf einen jährlichen immunologischen Okkultbluttest, der verstecktes Blut im Stuhl anzeigt. Ab 55 Jahren können Versicherte dann auf Kosten der Krankenkasse zwei Darmspiegelungen im Abstand von mindestens zehn Jahren durchführen lassen. Da dank der Koloskopie Erkrankungsfälle bei Menschen ab 55 Jahren rückläufig sind, fordert etwa die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS), dass die Darmspiegelung ebenfalls schon ab 50 Jahren angeboten werden sollte – besonders bei Männern, da sie meist früher als Frauen an Darmkrebs erkranken.
Auch die aktualisierte S3-Leitlinie zum Kolorektalen Karzinom empfiehlt die Darmspiegelung bereits ab 50 Jahren. Eine Darmspiegelung ist zwar unangenehmer, aber bei der Frühdiagnostik deutlich zuverlässiger als die Tests auf Blut im Stuhl. Denn nicht jeder bösartige Tumor blutet, oft treten Blutungen auch erst in fortgeschrittenen Stadien auf.
Menschen, die eine Darmspiegelung scheuen, weil sie eine Krebsdiagnose fürchten, hilft vielleicht diese Zahl: Bei 99 Prozent der Untersuchten werde kein Krebs diagnostiziert, schreibt die Felix-Burda-Stiftung. Und selbst die Tumoren, die bei 1 Prozent der Untersuchten entdeckt werden, befinden sich zu knapp 70 Prozent in einem frühen Erkrankungsstadium, in dem die Heilungschancen sehr gut sind.
Das Risiko, im Laufe des Lebens an Darmkrebs zu erkranken, liegt laut der DGVS in Deutschland generell bei etwa 6 Prozent. Mit jedem Blutsverwandten, der an Darmkrebs erkrankt ist oder war, verdoppelt sich das Tumorrisiko. Personen, die zu dieser Risikogruppe zählen, sollten früher zum Screening. Die DGVS hält es auch für sinnvoll, allen Versicherten ab dem 30. Lebensjahr einmalig einen kurzen Fragebogen zur Risikoabschätzung zukommen zu lassen.
Risiko Alkohol
Die DGVS weist anlässlich des Darmkrebsmonats außerdem darauf hin, dass Alkoholkonsum ein wichtiger Risikofaktor für Darmkrebs ist. »Der Zusammenhang zwischen hohem Alkoholkonsum und Darmkrebsrisiko ist mittlerweile durch zahlreiche Studien gut belegt«, wird Professor Dr. Christian Trautwein von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen in einer Pressemeldung der DGVS zitiert.
Eine Auswertung von 14 prospektiven Kohortenstudien, die 2007 im »International Journal of Cancer« erschien, habe gezeigt, dass bereits der Konsum von 100 Gramm Alkohol pro Woche mit einem 15-prozentigen Anstieg des Darmkrebsrisikos einhergeht. Ein Glas Bier oder Wein enthält etwa 10 bis 12 Gramm reinen Alkohol. »Wer regelmäßig noch mehr Alkohol konsumiert, bei dem nimmt auch das Risiko weiter zu«, so Trautwein. Die Metaanalyse habe gezeig, dass die Gruppe der stärksten Konsumenten im Vergleich zu den Probanden mit dem geringsten Alkoholkonsum ein um rund 50 Prozent erhöhtes Darmkrebsrisiko aufwies. Im aktuellen Aufruf »Prävention beginnt in den Verdauungsorganen« fordert die Gesellschaft daher eine bessere Aufklärung über die Gesundheitsrisiken von Alkohol und mehr Regularien für die alkoholproduzierende Industrie, auf diese Risiken hinzuweisen.
Ausschlaggebend sei die Menge des konsumierten Alkohols, nicht die Art des Getränks, betonen die Experten. Wein oder Bier sind also genauso schädlich wie Schnaps oder Whisky. Auch moderate Trinker sollten daher, so die Empfehlung der DGVS, pro Woche mindestens drei alkoholfreie Tage einlegen. Außerdem unterstützt eine gesunde Ernährung mit mindestens 30 Gramm Ballastoffen pro Tag und möglichst wenig rotem (etwa Rind, Schwein und Lamm) sowie verarbeitetem Fleisch wie Wurstwaren die Darmgesundheit.
Dennoch: Auch eine gesunde Ernährung und wenig Alkohol können eine Darmkrebserkrankung nicht mit Sicherheit verhindern. Die Experten der DGVS betonen daher ebenfalls die Bedeutung der Darmspiegelung zur Früherkennung. /