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Krankenkassen

Deutliches Plus im ersten Quartal

24.06.2011  15:22 Uhr

Von Stephanie Schersch / Die Katastrophenprognosen haben sich nicht bewahrheitet. Statt eines gewaltigen Defizits steuern die Krankenkassen in diesem Jahr auf ein sattes Plus zu. Im ersten Quartal haben sie fast 1,5 Milliarden Euro Überschuss erzielt. Das verdanken sie vor allem den sinkenden Ausgaben für Arzneimittel.

So ein gutes Ergebnis konnten die Krankenkassen schon lange nicht mehr verbuchen. Mit einem Plus von 1,47 Milliarden Euro im 1. Quartal 2011 hat sich der Finanzüberschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als versechsfacht. Als Grund nennt das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) die gute Konjunktur, sie lässt die Einnahmen wachsen. Auf der Ausgabenseite der Kassen fallen vor allem die Arzneimittel ins Gewicht. In den vergangenen Jahren als Kostentreiber verteufelt, sind sie 2011 für die Einsparungen verantwortlich. Fast 5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum gaben die Kassen für Medikamente aus. Das waren Minderausgaben von 360 Millionen Euro.

Arzneimittel-Sparpaket

Das BMG freut über diese Entwicklung und teilte mit: Das von der schwarz-gelben Koalition auf den Weg gebrachte Arzneimittel-Sparpaket wirke. Ein Rückgang der Ausgaben für Medikamente zeichnete sich bereits im August des vergangenen Jahres ab. Zu diesem Zeitpunkt war der Zwangs­rabatt für Arzneimittelhersteller von 6 auf 16 Prozent pro Packung gestiegen. Mit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG), das Anfang 2011 in Kraft trat, kamen weitere Entlastungen für die Krankenkassen hinzu. Allein die Erhöhung des Apothekenabschlags von 1,75 auf 2,05 Euro pro abgegebene Arzneimittelpackung hat im ersten Quartal Minderausgaben der Kassen von zusätzlichen 46 Millionen Euro bewirkt.

In allen anderen Leistungsbereichen mussten die Krankenkassen mehr Geld ausgeben. So stiegen die Ausgaben für die niedergelassenen Ärzte um 1,2 Prozent. Der größte Ausgabenblock der GKV, die stationären Behandlungen in Krankenhäusern, stieg noch deutlicher: Mehr als 15,6 Milliarden Euro flossen in den ersten drei Monaten 2011 in die Kliniken, 4,8 Prozent mehr als 2010.

Insgesamt blieben die Ausgaben der Kassen damit hinter den Prognosen zurück. Der GKV-Schätzerkreis hatte eine Steigerung der Kosten pro Versichertem um 4,3 Prozent erwartet. Tatsächlich blieb es in den ersten drei Monaten dieses Jahres bei nur 3,1 Prozent. Das Ergebnis sei »deutlich besser« als im Vorjahr, resümierte das Ministerium. Es bremste allerdings die Hoffnung auf ähnliche Überschüsse im weiteren Jahresverlauf, da die Ausgaben der Kassen im 1. Quartal in der Regel niedriger lägen als in den Folgemonaten. Ein dickes Minus am Jahresende ist bei einem solchen Start aber kaum zu erwarten.

Auch für die finanzielle Ausstattung des Gesundheitsfonds stehen die Aussichten gut. Aus dem Fonds erhalten die Krankenkassen das Geld, mit dem sie die Versorgung ihrer Versicherten bezahlen. Der Fonds wiederum bekommt sein Geld über die Versichertenbeiträge. Zwar gab es hier im ersten Quartal ein Defizit von rund 0,5 Milliarden Euro, doch dabei handelt es sich hauptsächlich um einen saisonalen Effekt. Die Beitragseinnahmen des Fonds aus Löhnen sind in den ersten Monaten regelmäßig niedriger als zum Ende eines Jah­- res (»Weihnachtsgeldeffekt«). Die Zuweisungen aus dem Fonds an die Krankenkassen liegen aber in jedem Monat gleich hoch. Dem Schätzerkreis zufolge wird der Gesundheitsfonds das Gesamtjahr 2011 mit einem Plus von 6,9 Milliarden Euro ­abschließen – 1,9 Milliarden mehr als ­vorgeschrieben.

Beitragssenkung nicht in Sicht

Angesichts dieser Zahlen denken Politiker schnell an eine Beitragssenkung. Der CSU-Gesundheitsexperte Johannes Singhammer machte den Anfang. Im laufenden Jahr hält er das aber nicht für sinnvoll, 2 Milliarden Euro würden für eine nachhaltige Senkung der Beiträge nicht ausreichen, so Singhammer. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) lehnt Beitragssenkungen strikt ab.

Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Fritz Becker, wies darauf hin, dass die Einsparungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung zu einem großen Teil auf Kosten der Apotheken erfolgten. Allein durch die Anhebung des Zwangsabschlags für die Apotheken hätten die Krankenkassen im ersten Quartal dieses Jahres 46 Millionen Euro zusätzlich gespart. Hinzu kommt ein Teil des Großhandelsabschlags, den die Apotheker tragen müssen. Immer mehr Apotheken ge­raten laut Becker daher in Existenznot. In den ersten drei Monaten dieses Jahres mussten 52 Apotheken dicht machen. »Wir fordern vom Gesetzgeber deshalb, den Zwangsabschlag umgehend wieder auf das alte Maß von 1,75 Euro zu reduzieren.« /

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