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Was ich noch erzählen wollte …

Schöne Haare

24.06.2011  15:40 Uhr

Von Annette Behr / Sie sind Symbol für Lebenskraft und Attraktivität. Kein Wunder, dass besonders Frauen ständig bemüht sind, ihre Haare in Fasson zu bringen. Manche fönen, frisieren und cremen allerdings zu viel daran herum und vergessen eine wichtige Tatsache: Dauerhaft schönes Haar kommt auch von innen.

Eine meiner Tanten lief während meiner Kindheit ständig mit Lockenwicklern in den Haaren herum. Selten sah ich Tante Luise mit einer fertigen Frisur. Erst am Wochenende trug sie endlich das Ergebnis ihrer Bemühungen zur Schau: Dann präsentierte sie ihr onduliertes Haar beim Einkauf auf dem Wochenmarkt und beim Kirchgang. Mir gefiel Tante Luise immer am besten, wenn sie morgens zum Kaffee ihre Haare noch unfrisiert trug.

Auch erinnere ich mich noch gut an die 1970er Jahre. Beim Strandurlaub trugen unsere Mütter Kopftücher. Die meist gebatikten Stoffe wurden extravagant um den Kopf drapiert. So beschützte das Tuch Kopf und Haare vor Sonne und Sturm, denn an der See hält generell keine Frisur. Manchmal ist eben alle Mühe mit dem Haupthaar vergebens, denn es macht, was es will, steht einem zu Berge und liegt einfach nicht, wie es soll!

Einen solchen »Bad Hair Day«, einen Tag, an dem alles schief läuft, kann sich keine Frau wirklich leisten. Morgens im Bad stellen die meisten bereits die Weichen für den Erfolg des Tages. Sitzt die Frisur nicht wie gewünscht, ist alles gelaufen. An nichts und niemandem wird so viel gewaschen, gepflegt, gekämmt, gerubbelt und gezupft wie an unserem Kopfhaar. Dabei handelt es sich, rein sachlich, um die spärlichen Rudimente eines Fells. Ursprünglich als Wärmeschutz gedacht ist es heutzutage zum modischen Hingucker »mutiert«. Die richtige Frisur allerdings ist ein Must-Have, ein modisches Statement an die Außenwelt. Frauen betrachten ihre Haare als immerwährenden, natürlich schmeichelnden Schmuck.

Daher ist das Haupthaar unser liebstes Objekt – ein Schatz, den es zu hegen und zu schützen gilt. Schließlich steht üppiges, glänzendes und wallendes Haar sinnbildlich für Jugend, Kraft, Gesundheit und erotische Verführung.

Haarfein, haarklein

Etwa 100 000 Haare hat jeder Mensch durchschnittlich auf dem Kopf, blonde Menschen meist mehr, brünette und schwarzhaarige weniger und rothaarige am wenigsten. Das einzelne rote Haar ist besonders dick, naturblondes hingegen sehr fein. Genau betrachtet sind Haare Hornfäden umgeben von einer Schuppenschicht aus flachen, übereinander greifenden Zellen. Unter dem Mikroskop zeigen diese den Gesundheitszustand des Haares am offensichtlichsten, denn beim gesunden Haar liegen die Zellen flach aufeinander und ergeben eine glatte, reflektierende Oberfläche. Diese sorgt für den ersehnten Glanz des Haares.

Durchschnittlich wächst ein Haar im Monat bis zu einem Zentimeter aus einer röhrenförmigen Einstülpung der Oberhaut, auch Follikel genannt. Die Haarwurzel ist tief darin verankert und wird über kleine Blutgefäße mit Nährstoffen versorgt. Das menschliche Haar wächst aber nicht kontinuierlich wie etwa die Nägel. Jeder einzelne Follikel hat seinen eigenen Zyklus – ganz unabhängig von den Nachbarfollikeln. Normalerweise verlieren wir täglich etwa 50 Haare. Besonders beim Waschen und Kämmen sehen wir in der Bürste, wie viele wieder ausgefallen sind. Wem täglich mehr als 100 Haare ausgehen, sollte nach der Ursache suchen. Viele Menschen verlieren im Frühling und Sommer mehr Haare als in anderen Jahreszeiten.

Pflege gut, alles gut

Alles Gute und Schöne braucht einen Nährboden, so auch die Haare: Ist die Kopfhaut gut durchblutet und gesund, werden auch die Haarwurzeln mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt. Eine ausgewogene Ernährung mit genügend Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen trägt wesentlich zur Kräftigung der Kopfhaut bei. Vitamin C, Biotin, Zink, Eisen und Folsäure spielen für das Haarwachstum eine entscheidende Rolle.

Eine Unterversorgung hingegen wirkt sich auf das Haarwachstum negativ aus: Die Haare werden stumpf, brüchig, dünner oder splissen und fallen aus. Eisen- und Eiweißmangel, zum Beispiel als Folge einseitiger Diäten, können so etwas auslösen. Aber auch Krankheiten oder Hormonstörungen führen zu Haarausfall. Währt dieser länger, führt kein Weg am Dermatologen vorbei.

Pflegetipps

  • Bürsten mit abgerundeten Borsten (Naturborsten) verwenden, das schont Haaroberfläche und Kopfhaut.
  • Die Haare möglichst nicht täglich waschen. Nur ein mildes Shampoo mit Pflegezusätzen benutzen, zum Beispiel mit Aloe vera, Panthenol oder Jojoba. Für mehr Glanz in die letzte Spülung einen Schuss Apfelessig oder Zitronensaft geben.
  • Einmal wöchentlich eine Haarkur anwenden, Mandelöl in die Haarspitzen massieren.
  • Für das Styling Produkte mit viel Feuchtigkeit verwenden.
  • Haare nicht mit zu fest sitzenden Spangen, Klammern oder Gummis malträtieren, so brechen Haare ab.
  • Einen Fön mit Hitzeschutz verwenden und immer mindestens 30 cm Abstand zum Haar einhalten. Die Haare möglichst oft an der Luft trocknen lassen.
  • Beim Sonnenbaden das Harr durch ein Kopftuch oder einen Sonnenhut schützen.
  • Gesund und ausgewogen ernähren.

Immer mehr Frauen vertrauen beim Kauf von Haarpflegemitteln dem kompetenten Rat von PTA oder Apotheker. Im Gegensatz zu Drogerieangestellten erhalten sie in Apotheken Auskunft über Inhaltsstoffe und deren Wirkung. Immer häufiger werden Naturkosmetika nachgefragt. Auch für alle, die aus dem Sommerurlaub mit gestresstem Haar zurückkehren, hält die Apotheke Tipps bereit. Ein Beispiel: Wenig reines Mandelöl in die Haarspitzen einmassieren, 10 bis 15 Minuten einwirken lassen und dann auswaschen. Es glättet die strapazierten Spitzen und macht sie wieder geschmeidig. Mandelöl kann auch als komplette Haarkur dienen. Und wer einen Kurzhaarschnitt trägt, kann schon im Urlaub mit dem Öl eine flotte Strandfrisur zaubern.

Grundsätzlich braucht jedes Haar regelmäßige Pflege. Die muss sich nach den Gegebenheiten richten: Feines, strapaziertes, stumpfes, fettes, trockenes oder gar zu Spliss oder Schuppen neigendes Haar – jedes Problemhaar braucht eben ein anderes Pflegeprodukt.

Laut Umfragen sind zwei Drittel aller Frauen mit ihren Haaren unzufrieden. Warum ist das eigentlich so? Vielleicht liegt es an den Werbespots, beispielsweise an der schönen Blondine, die mit glänzender Mähne aus dem Flieger steigt, egal ob es regnet oder stürmt. Selbstverständlich fallen die Locken perfekt. Dazu verhilft ihr ausschließlich das richtige Haarspray, suggeriert die Werbebotschaft.

Allerdings gaukeln auch viele TV-Stars und Film-Sternchen wallendes Naturhaar nur vor, denn immer mehr prominente Frauen füllen mit Haarteilen und Perücken die eigene Pracht auf. Von den Männern ganz zu schweigen. Zugegeben wird das allerdings nicht. »Alles Natur«, heißt es von der Glamourfraktion. »Alles Lüge«, meinen hingegen die Coiffeure und raten ihren Kundinnen zur individuellen Typ-Frisur. Haarstruktur und Dicke sind nun einmal genetisch festgelegt.

Der Haarflüsterer

Natürlich kann »Frau« versuchen, äußere Einflüsse wie trockene Heizungsluft und UV-Strahlen zu meiden. Auch mechanische und chemische Reize setzen dem Kopfhaar zu. Starfriseur Gerhard Meir dazu: »Die reinsten Haar- und Kopfhautkiller sind der Föhn Marke Bunsenbrenner und die Chemiebombe Dauerwelle!« Der bayerische Haarspezialist beklagt, dass seine Kundinnen durch zu häufiges Waschen und Stylen mit aggressiven Substanzen die Kopfhaut reizen und ihr Haar dadurch schuppig und trocken wird. Meir wird es wissen, er zaubert seit mehr als 30 Jahren mit Frauenhaar und kreiert extravagante Frisuren. »Im Spektrum zwischen Laisser-faire und Luxus gibt es für jeden den passenden Look«, meint Meir, der Figaro aus Passion, und ruft auf zu mehr Mut und Individualität. Er gilt als »Haarflüsterer« seines Fachs, schwört auf sanfte Kopfmassagen und Spülungen nur mit Mineralwasser. /

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blaubehr(at)gmx.net