PTA-Forum online
Typische Hauterkrankungen

Akne, Schuppen und Ekzeme

23.03.2015  10:53 Uhr

Von Daniela Hüttemann / Von wegen streichelzarte Babyhaut: Der gesamte Organismus der Kleinen ist nach der Geburt stark gefordert, weil er sich auf die ungewohnte Umgebung einstellen muss. Das bringt meist harmlose Hautreaktionen wie Neugeborenenakne oder Milchschorf mit sich. Doch auch Keime oder allergische Reaktionen können im ersten Lebensjahr für Hauterkrankungen sorgen.

Neun Monate lang schwamm das Baby im Fruchtwasser – danach muss sich seine Haut auf die neue Umgebung einstellen. Diese große Veränderung braucht eine gewisse Zeit. Zum Beispiel muss sich die Talgproduktion einspielen. Fast alle Neugeborenen entwickeln daher anfangs Hautunreinheiten wie Akne, Milchschorf oder Milien, das sind stecknadelkopfgroße weißliche Zysten, auch Hautgrieß genannt. Das macht sich zwar nicht gut auf den ersten Fotos für Freunde und Verwandte, ist aber in der Regel harmlos und klingt innerhalb weniger Wochen von allein ab. Wichtig ist vor allem, dass die Eltern nicht beunruhigt sind und erst einmal nichts unternehmen.

Bei der Neugeborenenakne (Acne neonatorum) bilden sich zwei bis drei Wochen nach der Geburt kleine, bräunlich bis rötliche Mitesser mit einem gelben Knötchen in der Mitte, vor allem auf Wangen, Stirn, Nase und Kinn. Betroffen ist schätzungsweise jedes fünfte Neugeborene; Jungen häufiger als Mädchen. Auslöser ist vermutlich die Hormonumstellung, da die mütter­lichen Geschlechtshormone im Blut des Babys langsam abgebaut werden. Das bringt die Talgproduktion durch­einander. Nach drei Monaten sind die Pickelchen in der Regel verschwunden. Der Rat an die Eltern: Die Mitesser nicht mit Öl einreiben, abrubbeln oder gar ausdrücken und auch keine herkömm­lichen Aknemittel ohne Absprache mit dem Kinderarzt anwenden.

Tritt ein ähnlicher Ausschlag in den ersten Lebenstagen an Armen, Beinen oder Rumpf auf, kann es sich um ein Neugeborenenexanthem (Erythema toxicum) handeln. Trotz des gefährlich klingenden Namens sind die Knötchen harmlos und verschwinden innerhalb weniger Tage von selbst. Eine Behandlung ist nicht nötig.

Bekommt das Baby zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat Pickel, handelt es sich häufig um Säuglingsakne (Acne infantum). Diese Form der Akne kann jucken. Ob sie behandlungsbedürftig ist, entscheidet der Kinder­arzt.

Häufig bei Neugeborenen sind Milien. Die stecknadelkopfgroßen, weißen Knötchen bilden sich an den Ausgängen der Talgdrüsen im Gesicht, vor allem an Stirn, Nase und Kinn. Sie sind nicht behandlungsbedürftig und verschwinden wie die Neugeborenenakne spätestens nach drei Monaten von selbst. Eltern dürfen sie nicht ausdrücken, da sie sich sonst entzünden können.

Schuppen sind normal

In der Regel bilden Neugeborene in den ersten Lebenstagen eine Vielzahl an Hautschuppen, da sich die im Fruchtwasser aufgeweichte Haut abschilfert. Das ist ein normaler Prozess, der sich durch Pflegemittel nicht beeinflussen lässt. Viele Babys bilden im Kopfbereich auch größere, fettige, fest haftende Schuppen, den sogenannten Gneis oder Milchschorf, in der Fachsprache seborrhoisches Säuglingsekzem genannt. Die Schuppen erscheinen gelblich, bräunlich oder gar grünlich und haben keinen Krankheitswert. Sie sollten nicht abgekratzt werden. Wenn die Eltern sich daran stören, lohnt sich ein Versuch mit Olivenöl: Die Schuppen damit bestreichen und dann mehrere Stunden einwirken lassen. Anschließend können sie den Belag vorsichtig auskämmen und die Haare mit lauwarmem Wasser waschen. Manchmal treten die Schuppen auch am übrigen Körper auf, vor allem im Windelbereich und in den Hautfalten wie den Achselhöhlen. Gleichzeitig rötet sich häufig die Haut.

Hautmale

Viele Babys kommen bereits mit Muttermalen in verschiedenen Formen auf die Welt. Nahezu alle Muttermale sind harmlos, manchmal müssen sie auch ärztlich abgeklärt werden, was bei den ersten Vorsorgeuntersuchungen geschieht. Fast die Hälfte aller Neugeborenen weist rote Hautmale wie den sogenannten Storchenbiss auf, der meist im Nacken sitzt. Storchenbisse im Gesicht verschwinden üblicherweise von selbst, allerdings dauert das einige Zeit. Etwa 1 bis 3 Prozent der Babys entwickeln Blutschwämmchen (Häm­angiome). Diese gutartigen Wucherungen treten häufig bereits in den ersten Lebensmonaten auf, können zwischenzeitlich rasch wachsen, bilden sich aber oft wieder zurück. Die wenigsten Hämangiome sind behandlungsbedürftig, für schwere Fälle gibt es seit einiger Zeit eine Trinklösung mit dem bekannten Betablocker Propanolol. Besteht die Gefahr bleibender Narben oder Entstellung, hat das Präparat Hemangiol® einen erheblichen Zusatznutzen, urteilte vor Kurzem der Gemeinsame Bundesausschuss.

Seborrhoische Säuglingsekzeme beeinträchtigen Babys in der Regel nicht und bilden sich innerhalb von Wochen bis Monaten von selbst zurück. Die Eltern sollten mit dem Kind jedoch den Arzt aufsuchen, wenn Juckreiz das Baby quält oder sich die Hautrötung auf den ganzen Körper ausweitet. Die Ursachen für diese Ekzemart sind noch unklar, die Ernährung spielt aber wohl keine Rolle.

Bei der Hautpflege helfen pH-neutrale Waschzusätze, Ölbäder oder Bäder mit Weizenkleie und viel frische Luft. Während normalerweise für Babys ein Bad pro Woche ausreicht, können Eltern ihr Kind bei seborrhoischem Säuglings­ekzem alle ein bis zwei Tage baden. Die Kopfhaut können sie versuchsweise mit Nachtkerzen- oder Borretsch­samenöl, Hautfalten mit weicher Zinkpaste behandeln.

Das seborrhoische Säuglingsekzem kann, muss aber nicht Vorbote einer Neurodermitis sein, die typischerweise im zweiten bis vierten Lebensmonat auftritt. Neben dem Zeitpunkt der ersten Symptome gibt es weitere Unterschiede: Neurodermitis verursacht deutlichen Juckreiz und verschont den Windelbereich und die Achselhöhlen. Meist sind Kopf inklusive Stirn sowie die Streckseiten der Arme und Beine betroffen. Die Schuppung am Kopf nässt und sieht entzündet aus. Mehr Details zur Neurodermitis folgen in einem separaten Beitrag.

Infektionen

Manchmal lösen Bakterien oder Pilze, zum Beispiel Fadenpilze (Dermatophyten), ein Ekzem aus. Die Haut entzündet und rötet sich und nässt. Haben die Pilze auch den Kopf befallen, verliert das Baby Haare. Häufiger bei Babys ist allerdings ein Soor im Windelbereich (siehe PTA-Forum 05/2015) oder im Mund, der durch Hefepilze wie Candida albicans ausgelöst wird. Bei Mundsoor bilden sich weißliche, im Gegensatz zu Milchresten nicht abwischbare Beläge auf der Mundschleimhaut und Zunge. Das bereitet den Säuglingen oft Schmerzen und sie trinken nur wenig. Der Pilz überträgt sich beim Stillen meist auf die Brustwarzen der Mutter, die dann mitbehandelt werden müssen. Der Arzt verschreibt bei Mundsoor dann Antimykotika wie Nystatin in Tropfenform, die die Eltern mehrmals täglich auf die betroffenen Stellen auftragen müssen. Nystatin wirkt lokal und wird im Darm kaum resorbiert.

Verursachen Bakterien die Hautentzündung, kann dies für Babys gefährlich werden. In diesem Fall bilden sich Eiterbläschen, die platzen können und dann gelbe Krusten auf der Haut bilden. Die Haut ist oft gerötet und spannt. Dringen die Bak­terien in tiefere Gewebeschichten vor, kommt meist Fieber hinzu. Bei Verdacht auf eine bakterielle Entzündung sollten die Eltern mit dem Kind sofort den Arzt aufsuchen. Am häufigsten bei Kleinkindern ist die Impetigo conta­giosa, auch Grindflechte oder Grind genannt. Staphylokokken oder Streptokokken lösen diese hoch ansteckende Hauterkrankung aus. Da die Bakterien über die Finger auf andere Körperstellen übertragen werden, verschreiben Kinderärzte desinfizierende Topika. Bei ausgedehnter Impetigo muss das Baby Antibiotika wie Cephalosporine einnehmen.

Die richtige Pflege

Nach dem Motto »Weniger ist mehr« reicht es normalerweise völlig aus, Säuglinge einmal in der Woche kurz zu baden. Neugeborene dürfen erst baden, wenn der Nabel abgeheilt ist. Zur täglichen Pflege können die Eltern verschmutzte Stellen mit einem lauwarmen, feuchten Waschlappen sanft abwischen. Seife und Schaum­bäder trocknen die Haut aus. Hebammen empfehlen, einen Schuss reines Mandelöl ins Badewasser zu geben. Mandelöl eignet sich auch am besten zum Einmassieren.

Eine gute Alternative, vor allem für das Gesicht, ist eine spezielle Babycreme. Sie sollte keine Duftstoffe oder andere allergisierende Substanzen enthalten. Babyshampoo braucht man erst, wenn die Haare dichter werden.

Nach dem Baden sollten Eltern ihr Kind vorsichtig trocken tupfen oder föhnen, vor allem in den Hautfalten. Vorsicht: Auf keinen Fall zu heiß föhnen und ein Tuch oder eine Windel vor den Unterleib halten.

Bei Wind und Kälte sollten Eltern das Gesicht des Babys vor dem Spaziergang mit einem speziellen Wind-und-Wetter-Balsam eincremen. Die Fettschicht schützt die Gesichtshaut vor Austrocknung und Erfrierungen.

Herpesviren können allen Neugeborenen sowie Babys mit einer Abwehrschwäche oder Neurodermitis gefährlich werden. Die Viren befallen dann meist größere Hautareale und können zu einer Gehirn- oder Lungenentzündung führen. Tritt die Erstinfektion in Augennähe auf (virale Konjunktivitis) sind bleibende Sehschäden möglich. Wegen dieser Komplikationsrisiken gehören Säuglinge mit Herpes immer in ärztliche Behandlung. Der Arzt entscheidet, ob eine intravenöse Therapie mit Virostatika wie Aciclovir notwendig ist. Meist übertragen die Eltern die Viren auf die Kleinen. Wer gerade an Herpesbläschen leidet, sollte daher extrem auf die Handhygiene achten und die Babys nicht küssen.

Die Erstinfektion mit Herpesviren äußert sich bei Kleinkindern meist als sogenannte Mundfäule (Stomatitis aphthosa), die äußerst schmerzhaft sein kann und dem Baby Schwierigkeiten beim Trinken bereiten kann. Die erkrankten Kinder haben häufig hohes, plötzlich einsetzendes Fieber. Wegen der Austrocknungsgefahr ist es sehr wichtig, dass der Säugling weiterhin ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt.

Allergien

Klassische Hautallergien wie das allergische Kontaktekzem, zum Beispiel durch Nickel oder Pflegemittel, sind bei Kleinkindern eher selten. Möglich ist ein toxisches Kontaktekzem, bei dem das Allergen nicht erst sensibilisiert, sondern direkt die Haut schädigt. Meist ist die betroffene Stelle scharf begrenzt. Eine solche Kontaktdermatitis lösen zum Beispiel manche Wiesenpflanzen aus, insbesondere in Kombination mit dem Sonnenlicht.

Bilden sich vor allem stark juckende Hautquaddeln, handelt es sich wahrscheinlich um Nesselsucht (Urtikaria). Manche Babys bekommen zusätzlich Fieber, Atem- und Kreislaufprobleme, die lebensgefährlich werden können. In diesem Fall müssen die Eltern sofort den Notarzt rufen, da ein anaphylaktischer Schock droht. Zu den potenziellen Verursachern einer Urtikaria bei Babys zählen ebenso wie bei Erwachsenen beispielsweise Infektionen, Lebensmittel wie Erdbeeren und Fisch oder auch Medikamente wie Penicilline.

Topische Therapie

Der Arzt wird nach möglichen Auslösern fragen und abklären, ob ein Infekt vorliegt. Reagiert das Baby auf bestimmte Medikamente allergisch, wird dies in einem Allergiepass dokumentiert. Leichte Formen der Nesselsucht verschwinden meist innerhalb weniger Stunden bis Tage von selbst. Gegen quälenden Juckreiz verordnen Ärzte topische Prä­parate wie Lotio alba. Orale Antihistaminika sind in der Regel erst für Kinder ab einem Jahr zugelassen.

Grundsätzlich gilt für die Hautpflege von Säuglingen und auch dann, wenn Probleme auftreten: Weniger ist oft mehr. Besorgte Eltern sollten sich in der Apotheke, beim Kinderarzt oder von der Hebamme beraten lassen. /