Propranolol gegen Blutschwämmchen |
23.03.2015 10:53 Uhr |
Von Elke Wolf / Vor etwa sechs Jahren hat eine französische Arbeitsgruppe zum ersten Mal über die positiven Wirkungen von Propranolol bei Blutschwämmen berichtet. Seitdem begann der Siegeszug des Betablockers für diese Indikation. Das bestätigt jetzt auch eine Studie, die im New England Journal of Medicine erschienen ist.
Bis zu 10 Prozent aller Säuglinge entwickeln Hämangiome, also gutartige Gefäßtumore, die sich über die Haut ziehen. Was in den ersten Lebenswochen als kleiner, roter Fleck beginnt, zeigt mitunter in den folgenden Wochen ein rasantes Wachstum und kann sich auf größere Hautpartien ausbreiten.
Foto: PZ/Hohmann-Jeddi
Wachsen die Blutschwämme schnell oder sitzen sie an kritischen Stellen wie Augen, Lippen oder am After, muss der Kinderchirurg sie mit Laser, Vereisung oder Skalpell behandeln. Doch das ist nicht immer vollständig möglich, teilt die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) mit. Zudem bleiben oft Narben und therapiebedürftige Hautveränderungen zurück.
Hier setzen Kinderchirurgen seit einigen Jahren den Betablocker Propranolol ein, der die Blutschwämmchen vollständig abheilen oder deutlich schrumpfen lässt. Seinen genauen Wirkmechanismus kennt man nicht. Man nimmt an, dass Propranolol die Durchblutung des Hämangioms reduziert. Dieser Effekt wurde vor einigen Jahren zufällig entdeckt. Seit etwa einem Jahr ist der Betablocker für diese Indikation offiziell zugelassen (Hemangiol®). Daten aus qualitativ hochwertigen klinischen Studien über die optimale Dosierung und Nebenwirkungen fehlten bislang. Diese Lücke schließt nun die aktuelle placebokontrollierte Studie mit 456 kleinen Patienten.
Dabei erhielt eine Hälfte der Studienteilnehmer täglich sechs Monate lang 3 mg Propranolol pro Kilogramm Körpergewicht als Lösung. Mit Erfolg: 88 Prozent der kleinen Patienten sprachen in der Verumgruppe auf die Therapie an. Bei 60 Prozent aller Behandelten bildeten sich die Hämangiome vollständig oder nahezu vollständig zurück – gegenüber 4 Prozent bei Placebo. Die geringen Nebenwirkungen wie Kreislaufprobleme waren in beiden Gruppen vergleichbar. Ein Wermutstropfen: Bei 10 Prozent der erfolgreich Behandelten kehrten die Hämangiome später wieder. /
Quelle: Pressemitteilung DGKCH, N Engl J Med