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Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker

Service für die Arzneimittelqualität

23.03.2015  10:53 Uhr

Von Annette Immel-Sehr / Jede PTA kennt es dem Namen nach, viele haben es während ihrer Ausbildung sogar einmal besucht: das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker e. V. in Eschborn. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen die Prüfung von Arzneimitteln und die Unterstützung der Apotheken in allen Fragen rund um die Arzneimittelqualität.

Als das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker e. V. oder das ZL – wie es viel häufiger genannt wird – im Jahr 1971 als Verein der Apothekerkammern gegründet wurde, brauchte die Apothekerschaft ein unabhängiges Prüfinstitut zur Seite, das sie bei der Bewertung von Ausgangsstoffen und Arzneimitteln unterstützt. »Zehn Jahre später kamen die ersten Generika auf den Markt«, berichtet Dr. Mona Tawab, stellvertretende Wissenschaftliche Leiterin des ZL. »Es ist ein Verdienst des ZL, dass die meisten Generika heute hinsichtlich der Qualität den Originalpräparaten nicht nachstehen.« Derzeit beschäftigt das ZL knapp 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon drei PTA.

Der Analytik verpflichtet

Laut Satzung ist die Prüfung von Arznei­mitteln und apothekenüblichen Waren die Kern-Aufgabe des Instituts. Dies gestaltet sich in der Praxis sehr vielfältig. So prüft das ZL im Auftrag der Arzneimittelkommission (AMK) beanstandete Arzneimittel, Ausgangsstoffe und Verpackungsmaterialien, die Apotheken an die AMK geschickt haben. Zudem wird das ZL direkt für Apotheken tätig. »Häufig wenden sich Apotheker an uns, wenn sie Schwierigkeiten mit einer Identitätsprüfung haben oder bei der Gehaltsprüfung problematischer Defekturen«, berichtet Tawab. Oft untersucht das ZL auch im Auftrag von Apotheken Kapseln oder Pulver, die besorgte Eltern bei ihren jugendlichen Kindern gefunden haben oder vermeintliche Wundermittel. »Das sind oft pflanzliche Präparate, die die Kunden aus dem Urlaub mitbringen oder aus dem Internet beziehen. Häufig finden wir in solchen Produkten zugesetzte Corticosteroide.«

Darüber hinaus prüft das ZL – wie schon zu seinen Gründungszeiten – die Qualität von Fertigarzneimitteln. »Wir machen dazu Testkäufe und bestellen Präparate im Internet«, erzählt Tawab. »Wir sehen unsere Aufgabe grundsätzlich darin, die Apotheken in der Qualitätssicherung zu unterstützen, vor allem bei ihren Dienstleistungen.«

Ringversuche für Apotheken

Selbstverständlich haben Apotheken den Anspruch, dass die Qualität ihrer Rezepturen einwandfrei ist. Ob sie das Ziel erreichen, können Apotheken herausfinden, wenn sie an den vom ZL durchgeführten Ringversuchen teilnehmen. Bei den Ringversuchen zur Rezeptur fertigen Apotheken eine Rezeptur nach den Vorgaben des ZL an und senden sie ein. Im ZL werden dann beispielsweise der Wirkstoffgehalt, die Homogenität, das Aussehen, die Dichte oder die Partikelgröße geprüft. »Es hat sich gezeigt, dass die Apotheken, die häufig teilnehmen, sich tatsächlich deutlich verbessern und die Qualität ihrer Rezepturen steigt«, berichtet Tawab. »Die Apotheken senden uns immer auch die Herstellungsprotokolle. Wenn wir die durcharbeiten, können wir häufig schon sehen, wo der Fehler herkommt. Diese Informationen geben wir natürlich an die Apotheken weiter, zusammen mit einem konkreten Tipp, wie man den Fehler vermeiden kann.« In diesem Jahr stehen eine Cremezubereitung mit Harnstoff, eine halbfeste Zubereitung mit Hydrocortison sowie eine Arzneistofflösung mit Metoclopramid auf dem Programm der Ringversuche. Interessierte Apotheken können sich über ein Formular anmelden, das sie unter www.zentrallabor.com im Internet finden. Bei positivem Resultat eines Ringversuchs erhält der Teilnehmer ein Zertifikat und Fortbildungspunkte.

Kampf den Keimen

Qualität ist kein Zufall, sondern muss Schritt für Schritt erarbeitet und gesichert werden. Das fängt schon bei der Hygiene am Rezepturarbeitsplatz an. Aus diesem Grund hat das ZL seit 2013 ein Hygienemonitoring im Angebot. Jede teilnehmende Apotheke erhält zwölf Agarplatten, um mittels Abklatschtests an Händen, Kittel, Arbeitsfläche, Regal, Waage, Wand und Boden die Besiedelung mit Mikroorganismen zu prüfen. Die Apotheken senden die Platten an das ZL zurück, wo sie unter kontrollierten Bedingungen bebrütet und das beobachtete Keimwachstum ausgewertet wird. Apotheken können zudem das in der Rezeptur verwendete pharmazeutische Wasser auf seine mikrobiologische Qualität hin prüfen lassen. Wasser ist nicht nur einer der am häufigsten verwendeten pharmazeu­tischen Ausgangsstoffe, sondern auch aus mikrobiologischer Sicht ein sehr sensibler Rohstoff in der Herstellung pharmazeutischer Zubereitungen.

Auf die Frage, was sie PTA und Apotheker grundsätzlich hinsichtlich der Rezepturqualität rät, antwortet Tawab eindringlich: »Ich empfehle, nach dem Vier-Augen-Prinzip zu arbeiten. Das ist das A und O in der Praxis. Auf diese Weise lassen sich viele Probleme eliminieren, denn selbst wenn Sie hundert Mal hinschauen, sehen Sie den Fehler manchmal nicht. Da hilft es nur, wenn jemand anderes einen kritischen Blick drauf wirft. Das machen wir im ZL so, und es ist auch in der Industrie selbstverständlich.«

Viele Apotheken bieten Kunden und Patienten Blutuntersuchungen an, vor allem die Bestimmung des Glucose- oder des Gesamtcholesterolspiegels. Für die Qualität kommt es auf jeden einzelnen Arbeitsschritt an: von der Wartung und Handhabung der Messgeräte und des Zubehörs über die Durchführung der Blutuntersuchungen bis hin zur Beratung des Kunden. Zur Optimierung des analytischen Teils sind die entsprechenden Ringversuche des ZL eine wichtige Hilfe. Apotheken, die daran teilnehmen, melden dem ZL zunächst das verwendete Messgerät. Jeder Teilnehmer erhält dann – abhängig von den angemeldeten Geräten und den zu bestimmenden Blutparametern – zwei oder mehr Ringversuchsproben. In der Apotheke werden die Ringversuchsproben unter Routinebedingungen vermessen. Danach meldet die Apotheke die Messergebnisse an das ZL. Dieses wertet die Unter­suchungsergebnisse aus und teilt der Apotheke das Resultat in einem Ergebnisprotokoll mit, das neben dem Sollwert auch die maximal zulässige Abweichung enthält.

Qualität im Aufwärtstrend

Immer mehr Apotheken haben die Chancen erkannt, die Ringversuche ihnen bieten. Im letzten Jahr haben über 8000 Apotheken daran teilgenommen. Die Zahl wird sicherlich noch steigen, denn die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) verpflichtet die Apotheken, im Rahmen eines Qualitätsmanagements neben der Selbstinspektion regelmäßig an Maßnahmen zur externen Qualitätsüberprüfung teilzunehmen. Derzeit laufen noch die Übergangsfristen für die Etablierung eines Qualitätsmanagementsystems.

»Die Apotheker werden sich überlegen müssen, wie sie den Anforderungen nachkommen«, sagt Tawab. »Die meisten kommen für die externe Qualitätsüberprüfung zu uns, denn wir haben den günstigsten Preis und sind vor allem auf die Bedürfnisse von Apotheken spezialisiert.« Auch die PTA-Schulen und Universitäten zeigen zunehmend Interesse an den Ringversuchen, die sie in ihr pharmazeutisch-technologisches Praktikum einbauen. So werden die zukünftigen PTA und Apotheker schon von Anfang an mit der Notwendigkeit der kontinuierlichen Qualitätssicherung vertraut gemacht.

Hoher Eigenanspruch

Was für die Apotheken gilt, trifft natürlich genauso für das ZL zu: Qualitäts­sicherung ist das A und O für die Arbeiten im Labor. Deswegen ist es nach DIN- und EU-Vorschriften als Prüf­laborato­rium akkreditiert und unterwirft sich Qualitätsstandards, die auf nationaler und internationaler Ebene anerkannt sind. Um dem gerecht zu werden, ist es personell und labortechnisch so ausgestattet, dass es zu allen wesentlichen Themen der Arzneimittelqualität Stellung nehmen kann.

»Wir gehen mit der Zeit und passen uns ständig an die Anforderungen an«, berichtet Tawab. »Wir erweitern derzeit zum Beispiel die Ausstattung und die analytischen Möglichkeiten, um auch größere Moleküle wie Heparine oder die neuen Biologicals untersuchen zu können.«

Offen für Fragen

Dass sich das ZL als Dienstleister versteht, wird auch an einer Hotline für Fachkreise deutlich. PTA und Apotheker können sich per Telefon, Fax oder E-Mail an das ZL wenden, wenn im Apothekenalltag Fragen zur Arzneimittelqualität oder zu Rezepturen aufkommen. Erfahrungsgemäß geht es bei diesen Anfragen vor allem um die Umsetzung von Prüfvorschriften oder um analytische Probleme. Auch bei Fragen zu Nahrungsergänzungsmitteln oder bei Problemen mit chemischen Ausgangsstoffen und Verdachtsproben steht das ZL zur Verfügung. Ein weiterer Service für PTA und Apotheker sind die zahlreichen Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen insbesondere der Apothekerkammern, bei der Mitarbeiter des ZL als Referenten tätig sind. Und: Jedes Jahr empfängt das ZL Schüler aus zahlreichen PTA-Schulen sowie Pharmaziestudenten und -praktikanten. Für den Berufsnachwuchs ist es eine ideale Gelegenheit, das ZL aus der Nähe kennenzulernen. Dann fällt es später im Berufsalltag umso leichter, mal eben den Hörer in die Hand zu nehmen und sich Rat zu holen. /