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Migräne

Mineralstoff gegen die Attacken

11.04.2016  09:51 Uhr

Von Annette Immel-Sehr / Magnesiumionen sind im Körper an zahlreichen Reaktionen beteiligt. Eine suboptimale Versorgung mit dem Mineralstoff begünstigt bei manchen Menschen das Auftreten von Krankheiten wie Migräne. Umgekehrt kann die regel­mäßige Einnahme von Magnesiumsupplementen die Häufigkeit von Migräneattacken verringern.

Wer regelmäßig an Migräneanfällen leidet, ist im Alltag oft stark eingeschränkt. Meist nehmen die Attacken und die damit verbundenen Schmerzen die Betroffenen für Stunden oder sogar Tage völlig in Beschlag. Analgetika und Triptane sind dann meist Arzneimittel der Wahl.

Migräne ist zwar nicht heilbar, jedoch lässt sich die Häufigkeit der Attacken reduzieren. Ärzte empfehlen Patienten vor allem dann eine Prophylaxe, wenn die Migräne mehr als zweimal pro Monat auftritt oder wenn sie länger als 72 Stunden anhält.

Schon seit vielen Jahren wird über die Wirksamkeit von Magnesium in der Prävention der Migräne diskutiert. Untersuchungen haben gezeigt: Bei Migränepatienten ließ sich häufiger ein Magnesiumdefizit nachweisen als bei Gesunden. Wissenschaftler vermuten, dass der Mangel durch eine genetisch bedingte ungenügende Resorption im Darm oder eine erhöhte Ausscheidung über die Nieren bedingt sein könnte.

Magnesiummangel wirkt sich bei der Migräneentstehung unterschiedlich aus. Offenbar begünstigt die ungenügende Versorgung ein neurologisches Phänomen, das auch cortical spreading depression genannt wird. Das ist eine sich langsam ausbreitende Depolarisation der Hirnrinde, die bei Migräne auftritt. Zudem wirken sich zu geringe Magnesium­spiegel ungünstig auf die Funk­tion von Serotonin-Rezeptoren sowie auf die Synthese und Abgabe verschiedener Neurotransmitter aus. Die Folge können Spasmen in Hirnarterien sein. Auf der anderen Seite haben Studien ergeben, dass intravenös verabreichtes Magnesium die Schmerzen während einer akuten Migräneattacke lindert.

Einen Versuch wert

In einigen, nach wissenschaftlichen Kriterien gut konzipierten Studien reduzierte Magnesium die Häufigkeit von Migräneanfällen. Allerdings bestätigten andere Studien dieses Ergebnis nicht. Die Autoren der aktuellen deutschen Leit­linien zur Migränebehandlung beurteilen Magnesium in der Prophy­laxe von Migräneattacken als Mittel der zweiten Wahl. Sie empfehlen zweimal täglich 300 Milligramm. Zugelassen für die Indikation Migräneprophylaxe sind Magnesium­präparate allerdings nicht. Die amerikanische Akademie für Neuro­logie und die amerikanische Kopfschmerzgesellschaft stufen die Bedeutung des Magnesiums ähnlich wie die deutschen Experten ein. Im Unterschied zu diesen gehört für die Vertreter der kanadischen Kopfschmerzgesellschaft Magnesium in der Prophylaxe der Migräne sogar zu den Substanzen der ersten Wahl.

Mittel der ersten Wahl sind gemäß deutscher Leitlinie die Betablocker Propranolol und Metoprolol, der Calciumantagonist Flunarizin sowie die Anti­epileptika Valproinsäure und Topiramat. Diese Substanzen sind verschreibungspflichtig, und die Einnahme ist mit unerwünschten Wirkungen verbunden. Daher sind viele Patienten aufgeschlossen, zunächst einmal zu testen, ob Magnesium die Häufigkeit ihrer Migräneattacken verringert. Vor allem für Schwangere, Stillende und Patienten, bei denen die Mittel der ersten Wahl kontraindiziert sind, ist Magnesium eine gute Option. Ein gewichtiges Argument ist seine gute Verträglichkeit, denn als Nebenwirkungen sind allenfalls Stuhlerweichung oder Diarrhö zu erwarten. In diesem Fall kann eine Dosisreduktion sinnvoll sein. Ob die Prophylaxe Erfolg hat, zeigt sich innerhalb der ersten acht bis zehn Wochen.

Generell gilt die Empfehlung, die Migräneprophylaxe immer aus mehreren Komponenten aufzubauen. Neben Medikamenten beziehungsweise Nahrungsergänzungsmitteln sollten die Patienten auf einen regelmäßigen Tagesablauf achten, das heißt ausreichend schlafen und trinken sowie möglichst zu denselben Zeiten essen. /