Richtig handeln beim geliebten Vierbeiner |
11.04.2016 09:51 Uhr |
Von Nicole Schuster / Übelkeit und Verdauungsprobleme machen auch Tieren zu schaffen. Ähnlich wie beim Menschen sind die Ursachen vielfältig. Im Zweifelsfall hilft der Tierarzt, harmlose Fälle von ernsten Erkrankungen zu unterscheiden. Von einer eigenmächtigen Behandlung des Vierbeiners sollten seine Halter absehen.
Haben Katze oder Hund zu hastig oder maßlos gefressen – vor allem Hunde neigen dazu, ihr Futter schnell herunterzuschlingen – erbrechen sie das gesamte Futter meist umgehend. Katzenliebhaber kennen auch dieses Phänomen: Freigänger, die auf Mäusejagd gehen, erbrechen häufig erst »zu Hause« die unverdaulichen Reste ihrer Beute. Danach verhält sich das Tier wieder ganz normal und das Erbrechen (Vomitus) war ein einmaliges Ereignis.
Haustiere sollten regelmäßig tierärztlich untersucht werden. Der Rat des Facharztes ist dann zwingend, wenn Katzen oder Hunde häufig erbrechen.
Foto: Fotolia/Cris Kelly
Besitzer von Stubentigern erleben auch, dass ihr kleiner Liebling gelegentlich Haarballen oder -würste erbricht. Die Haare gelangen bei der täglichen Fellpflege in den Magen, klumpen sich dort zusammen und lösen gelegentlich einen Würgereiz aus. Das Erbrechen kündigt sich durch pumpende Bewegungen des ganzen Körpers an. Bei langhaarigen Katzen und Tieren, die zu Beginn der wärmeren Jahreszeit besonders viele Haare verlieren, tritt das Phänomen vermehrt auf. Sind die Besitzer allerdings wegen des häufigen Würgens und Erbrechens beunruhigt, sollte der Tierarzt den Fall abklären. Warnsignale, dass mit dem Tier etwas nicht stimmt, sind auch ungewöhnlich große Mengen sowie Beimischungen von Schleim oder Blut.
Warnhinweise
Wenn das Erbrechen nicht in einem der genannten Zusammenhänge auftritt, ist das unnormale Verhalten ein Warnhinweis für eine akute Störung. Die Ursache kann harmlos aber auch sehr ernst sein. Als Auslöser kommen falsches Futter, Infektionen oder Vergiftungen infrage. In solchen Fällen ist das Erbrechen ein Schutzmechanismus, mit dem sich der Organismus von den unbekömmlichen Substanzen oder Krankheitserregern befreien will.
Das Erbrechen kann ebenso auf eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Darmschleimhaut hinweisen und wird dann häufig von Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust begleitet. Manchmal liegt die Ursache aber auch außerhalb des Magens oder Darms. So können sich beispielsweise hormonelle Störungen, eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder Nierenschwäche auf diese Weise äußern. Bei bestimmten Krebsarten kann Vomitus ebenfalls auftreten. Manche Tiere entwickeln eine nervöse Gastritis, weil sie dauerndem Stress ausgesetzt sind. Als typisches Zeichen dieser Erkrankung erbrechen die Tiere vor allem morgens reinen Magensaft. Hier sind die Besitzer gefordert, beruhigend auf das Tier einzuwirken und die Stressursache – falls möglich – auszuschalten.
Jungtiere gefährdet
Dem Tier bei Erbrechen das Futter zu entziehen, ist kein guter Rat. Ganz im Gegenteil: Diese Null-Diät schwächt das Tier zusätzlich und verzögert dessen Genesung. Gemäß alten Empfehlungen bis zu zwei Tagen kein Futter mehr zu geben, widerspricht dem neuesten medizinischen Wissensstand.
Hunde neigen dazu, ihr Futter zu hastig herunterzuschlingen.
Foto: Shutterstock/Andresr
Um das Tier nicht zu gefährden, müssen Tierbesitzer die Gefährlichkeit der Situation richtig einschätzen. Hierzu sollten sie Aussehen und Verhalten ihres Lieblings genau beobachten. Im Zweifelsfall können sie auch in der Tierarztpraxis anrufen und um Rat fragen.
Besonders gefährlich ist Erbrechen für Jungtiere. Ähnlich wie bei Babys und Kleinkindern kann der Flüssigkeitsverlust auch beim tierischen Nachwuchs schnell lebensbedrohlich werden. Bei Welpen kann beispielsweise mehrfaches Erbrechen über den Tag innerhalb von 24 Stunden zum Tod des Tieres führen.
Tierärzte erleben in der Praxis immer wieder, dass Jungtiere beim Spielen Fremdkörper wie Kunststoffteile, Holzstücke oder Stoff verschluckt haben und dadurch einen Darmverschluss erleiden. Darmverschluss kommt häufiger bei Hunden, seltener bei Katzen vor und bedeutet immer akute Lebensgefahr. Hier hilft nur eine Notoperation durch den Tierarzt. Eine schnelle Versorgung durch den Veterinär ist auch bei möglichen Vergiftungen unbedingt erforderlich.
Tierbesitzer sollten generell aktiv werden, wenn der Vierbeiner jedes Futter verweigert sowie bei anhaltendem Erbrechen, schlechtem Allgemeinzustand oder Blutbeimischungen im Erbrochenen. Der Veterinär behandelt dann unverzüglich eventuell vorliegende ernste Erkrankungen. Gegen das Erbrechen an sich kann er Katzen und Hunden Medikamente verschreiben, die aus der Humanmedizin bekannt sind. Beispielsweise kommen Antiemetika wie Metoclopramid oder Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol in Frage.
Sobald es ihnen wieder besser geht, trinken und fressen die Vierbeiner wieder. Bei manchen muss man mit dem Lieblingsfutter etwas Überzeugungsarbeit leisten.
Auch Katzen und Hunde können unter Obstipation leiden. Ältere und schwache Tiere sind grundsätzlich häufiger betroffen. Die Verstopfung kann das Symptom verschiedener Krankheiten sein und beispielsweise im Zusammenhang mit einer Erkrankung der Prostata, neurologischen Störungen im Dickdarm oder Tumoren auftreten. Chronische Erkrankungen wie eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) können ebenfalls den Kotabsatz erschweren. Um im Einzelfall den Auslöser herauszufinden, ist ein Tierarztbesuch erforderlich. Informationen zur Krankheitsgeschichte des Tieres und zu seinen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten helfen dem Veterinär bei der Ursachensuche.
Ballaststoffreiches Futter
Verursacht eine Grunderkrankung die Verstopfung, entscheidet der Arzt über eine angemessene Therapie. Zur symptomatischen Behandlung und schnellen Darmentleerung kann er – ähnlich wie in der Humanmedizin – einen Darmeinlauf veranlassen oder ein geeignetes Klistier verabreichen. Auch die Ratschläge zur Vorbeugung einer erneuten Verstopfung gleichen denen der Humanmediziner: das Tier ballaststoffreich zu füttern, für ausreichend Bewegung und genügend frisches Wasser zu sorgen und auf ein normales Körpergewicht zu achten.
Das Herauswürgen von Haarballen ist bei Katzen nicht besorgniserregend.
Foto: Shutterstock/Suzanne Tucker
Verstopfung muss jedoch nicht immer krankheitsbedingt oder durch Ernährungs- und Lebensgewohnheiten ausgelöst sein. So können auch Medikamente, die das Tier wegen anderer Krankheiten regelmäßig nehmen muss, Verdauungsprobleme hervorrufen. Der Veterinär kennt entsprechende Arzneimittel und kann mögliche Alternativen empfehlen.
Viele Tierbesitzer sind unsicher, wann sie bei Symptomen wie Erbrechen und Obstipation, die harmlose aber auch sehr ernste Ursachen haben können, den Tierarzt aufsuchen sollen. Spätestens dann, wenn der Liebling kein Futter oder Wasser mehr aufnimmt und/oder sich sehr ruhig verhält, ist der Besuch beim Veterinär notwendig. Da Tiere ihr Unwohlsein nicht äußern können, sollten Tierbesitzer lieber einmal zu oft aktiv werden, als zu riskieren, dass die notwendige Hilfe zu spät kommt. Im Zweifelsfall hilft manchmal schnell ein telefonisch erteilter Rat aus der Tierarztpraxis. /