Die Schüttdichte macht's! |
Handelsübliche Steckkapseln aus DAC Anlage G
Um eine gleichmäßige Verteilung des Wirkstoffs zu gewährleisten, ist dieser ebenfalls mikronisiert einzusetzen. »Sonst sieht die Mischung aus wie die Zimt-Zuckermischung für Milchreis«, erfahren die Zuhörer und die Referentin reicht ein entsprechend gefülltes Glas herum. Erstaunt erkennen die Teilnehmer, dass die groben Zuckerkristalle deutlich im feinen Zimtpulver zu erkennen sind.
Die Referentin fährt fort: »Das Analysenzertifikat von Hydrochlorothiazid aus dem Jahr 2016 bestätigt eine Korngröße um 50 µm, Hydrocortison ist wie alle anderen Glucocorticoide ebenfalls mikronisiert erhältlich. Gröbere Wirkstoffe müssen im Mörser sorgfältig zerkleinert werden und die Teilchengröße wird nach DAC Probe 22 mit Hilfe eines Mikroskops und Objektmikrometers ausgemessen.« Die Zuhörer stöhnen kollektiv auf. Mit Verweis auf die Zucker-Zimtmischung wiederholt sie die Bedeutung dieser Maßnahme und erläutert, die erste Vermischung der beiden Pulver sei qualitätsbestimmend. Derart kleine Partikel neigen aufgrund der großen Oberflächenenergie zur Agglomeratbildung oder haften an den Herstellungsgeräten. Die vortragende Apothekerin rät folgendes: »Um zu vermeiden, dass Arzneistoffe anhaften, kleidet man den Schalenboden per Augenmaß mit so viel Füllmittel aus, wie es der abgewogenen Menge an Arzneistoff entspricht. Anschließend wird der Wirkstoff quantitativ überführt und abermals gleichmäßig mit Füllmittel bedeckt, um zu verhindern, dass Wirkstoff am Pistillkopf haften bleibt und auf diese Weise verloren geht.«
Ein Teilnehmer wirft ein, dieses Einbettungsverfahren sei doch allen unter dem Begriff Sandwichprinzip bei der Herstellung von Cremes mit elektrischen Rührsystemen geläufig. Die Referentin erklärt: »Hier entsteht aber zunächst ein homogenes, pulvriges Wirkstoffkonzentrat, zu dem das restliche Füllmittel in einem Arbeitsgang hinzugefügt werden kann. So vermeidet man Pulververluste durch den ständigen Wechsel zwischen Rühren und Abschaben sowie ein Aufblähen durch zu intensives Vermischen. Und vergessen Sie zum Schluss nicht, das Wägeschälchen noch einmal zu wiegen! Der Verlust darf 1 % nicht überschreiten!«
Spargelbeetartig auftragen
Die Zuhörer erfahren, dass ebenfalls über die Kapselqualität entscheidet, wie sie das wirkstoffhaltige Pulvergemisch auf die Kapselfüllmaschine auftragen. Sie empfiehlt, das Gemisch mit dem Löffel nicht direkt auf die Kapselböden, sondern auf die Stege zu verteilen. Sowohl die rand- als auch die gitterbildenden Pulverstränge sollten annähernd gleich dick sein. Mit den Worten »Es muss wie ein mit Planen abgedecktes Spargelbeet aussehen«, erläutert sie anschaulich das Ziel. »Bin ich nun ein Gärtner?«, scherzt ein Teilnehmer lachend. Sie wendet sich ihm zu und meint: »Vielleicht möchten Sie lieber einen Bulldozer lenken? Denn mit einem im 90-Grad-Winkel gehaltenen Kartenblatt wird das Pulver langsam in die Kapselböden geschoben, so wie es ein Bulldozer auf der Baustelle macht!« Dabei betont sie das Wort »langsam« und erklärt: »Das Pulver muss in die Hohlräume fließen. Mit abnehmendem Querschnitt gestaltet sich dies schwieriger. Für diesen Vorgang müssen Sie Geduld aufbringen und genau hinschauen. Gerade die randständigen Kapselmulden werden stiefmütterlich versorgt und sind am Ende häufig die leichtesten; die innen liegenden dagegen die schwersten.«
Dann erfahren die Zuhörer, dass das Pulver ohne Verdichten nicht in die Kapselböden passt. »Das soll so sein«, betont sie und demonstriert, dass beim Klopfen mit dem Pistill an den vier Kantseiten des rechteckigen Brettes das Gemisch unterschiedlich stark zusammensackt. Manchmal lösen sich Luftpolster, die eine korrekte Befüllung verhindern. Untersuchungen des NRF haben ergeben, dass durch die mechanische Verdichtung die Massenunterschiede weniger stark ausfallen (siehe auch Tabelle). Gerade bei Verwendung der IST-Schüttdichte muss manchmal intensiver verdichtet werden. Denn die unterzubringende Pulvermenge fällt etwas größer aus als bei den Nominalwerten des NRF.
Anschließend werden die Kapseln verschlossen, entstaubt und idealerweise in ein feuchtigkeitsdichtes Weithalsglas abgepackt sowie etikettiert.
Qualitätsprüfung
Als die Referentin verlangt, das Gewicht jeder einzelnen Kapsel mit der Analysenwaage zu bestimmen, ist der Unwillen der Teilnehmer groß, verfliegt jedoch bei folgender Erklärung: Bei Stichproben ist die Gefahr sehr groß, dass weder die leichteste noch die schwerste Kapsel erfasst wird. Sie empfiehlt für die einzelne Wägung, jede Kapsel mit einem Permanentstift durchzunummerieren. So wird deutlich, welche Position die beiden Ausreißer im Kapselbrett einnahmen, und man kann entsprechende Herstellungskonsequenzen ableiten. »Weiter wird stichprobenartig mit 20 Kapseln verfahren. Ganz aktuell ist im NRF unter Tools online eine Rechenhilfe veröffentlicht worden. Automatisch wird der Pulververlust zur Abschätzung des Wirkstoffgehalts sowie die Standardabweichung als Prüfgröße für die Masseneinheitlichkeit der Charge berechnet. Dies reicht für die In-Prozess-Prüfung in der Apotheke aus.« /
Füllvolumen einer Kapsel der Größe 1: 0,50 ml
Gesamtfüllvolumen: 60 x 0,50 ml = 30 ml
ermittelte IST-Schüttdichte: 0,465 g/ml
0,465 g Füllmittel nimmt 1 ml Volumen ein
X g entsprechen 30 ml
X = 13,95 g