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Studie

Diclofenac gegen Nackenschmerzen

20.07.2012  15:24 Uhr

Von Elke Wolf, Frankfurt am Main / Dass nicht steroidale Antirheumatika akute muskulo-skelettale Schmerzen effektiv lindern können, ist bekannt. Doch es fehlten bislang Studien, die die Wirksamkeit konkret bei Nackenschmerzen belegen. Ein ­Diclofenac-haltiges Gel hat nun seine Effektivität für diese Indikation in einer Studie unter Beweis gestellt.

Eine repräsentative Umfrage unter 3000 Personen zeigt, dass 57 Prozent der Berufstätigen mindestens einmal pro Woche Rücken-, Nacken- oder ­Schulterschmerzen haben. 60 Prozent nennen den Nackenbereich als den Hauptort ihrer Schmerzen. »Zwar sind Nackenschmerzen harmlos, was morphologische Schäden angeht – so gibt es etwa keine Muskelfaser-, Sehnen- oder Bandabrisse –, dennoch sind diese Schmerzen für den Betroffenen sehr belastend. Die Beweglichkeit wird für eine gewisse Zeit erheblich eingeschränkt«, erklärte Professor Dr. Hans-Georg Predel von der Deutschen Sporthochschule in Köln. Weil die Betroffenen eine Schonhaltung einnehmen, verschlechtern sich die Schmerzen noch.

Die Leitlinie Nackenschmerzen der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin nennt für akute Beschwerden verschiedene Therapie­optionen: Dazu gehören Entlastungs- und Muskelkräftigungsübungen, Physiotherapie und Analgetika in topischer sowie peroraler Form für die Dauer von maximal drei Wochen. Danach soll regelmäßige sportliche Betätigung ein Wiederkehren der Beschwerden verhindern. »Doch die Wirksamkeit der meisten Verfahren inklusive der Arzneimitteltherapie ist klinisch nicht belegt«, informierte Predel. Eine aktuelle Studie hat diese Indikation nun bearbeitet und liefert erste Daten zur Schmerzlinderung von topisch appliziertem Diclo­fenac bei akuten Nackenschmerzen.

Effekt nach einer Stunde

An der randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Studie nahmen 72 Patienten mit akuten Nackenschmerzen teil. Eine Hälfte der Teilnehmer rieb vier Tage lang viermal täglich für je etwa eine Minute 2 Gramm eines 1,16%igen Diclofenac-Diethylamin-­Gels (Voltaren® Schmerzgel) in die Nackenpartie ein, die zweite Hälfte bekam ­Placebo. Mehr als die Hälfte der Verum-Patienten verspürte bereits eine Stunde nach der ersten Anwendung weniger Schmerzen. Bereits einen Tag danach war in der Diclofenac-Gruppe die gleiche Besserung hinsichtlich der funktionellen Beweglichkeit erreicht wie in der Placebogruppe erst nach vier Tagen. Nach dem zweiten Behandlungstag verringerten sich bei fast 95 Prozent der Diclofenac-Patienten die Schmerzen um die Hälfte, in der Placebogruppe um durchschnittlich 8,3 Prozent. Nach vier Tagen Therapie beurteilten alle 36 Patienten aus der Verumgruppe den Effekt als mindestens gut, in der Placebogruppe taten das nur sieben Teilnehmer.

Predel verglich die Studienergebnisse mit Literaturdaten bei Nichtbehandlung: »Während die Diclofenac-Behandelten bereits nach vier bis fünf Tagen schmerzfrei sind, leiden die Patienten ohne Behandlung bis zu zwei Wochen unter ihren Nackenproblemen.« Aus seiner täglichen Praxis als Leiter des ­Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin bevorzugt Predel die topische Applikation gegenüber der peroralen Darreichung. Dafür sprächen der zusätzliche Massageeffekt durch die Einreibung und die geringere Nebenwirkungsrate. /

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