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Selbstmedikation

Was bei Hämorrhoiden hilft

13.04.2015  12:25 Uhr

Von Verena Arzbach / Den meisten Betroffenen ist ein Gespräch über ihre Po-Probleme genauso unangenehm wie die eigentlichen Symptome ihres Hämorrhoidalleidens. Fingerspitzen­gefühl und pharmazeutisches Hintergrund­wissen helfen PTA und Apotheker dabei, betroffene Kunden sensibel zu beraten.

Hämorrhoiden sind mit Blutgefäßen durchzogene Schwellkörper, die den Darmausgang abdichten sollen. Wenn sich die ringförmig angeordneten Gefäßpolster vergrößern und aus dem Darm hervortreten, geht dies oft mit unangenehmen Beschwerden wie Brennen, Juckreiz, Nässen, Schmerzen oder leichten Blutungen einher. Ärzte sprechen dann von einem Hämorrhoidalleiden. Berichtet ein Patient in der Apotheke zum ersten Mal von Beschwerden im Analbereich, sollten PTA und Apotheker zum Arztbesuch raten. Dieser kann abklären, ob es sich tatsächlich um ein Hämorrhoidalleiden handelt. Auch Analfissuren, Analekzeme oder Pilzinfektionen können zu derartigen Beschwerden führen. Auch wenn entsprechende Symptome immer wiederkehren oder sich durch eine Behandlung nicht bessern, sollte das pharmazeutische Personal an einen Facharzt, einen Proktologen, verweisen. Blut im Stuhl beziehungsweise Blutungen aus dem Darm-After-Bereich müssen grundsätzlich immer beim Arzt abgeklärt werden.

Eine ballaststoffarme Ernährung und häufige Verstopfung begünstigen ein Hämorrhoidalleiden. Denn der Stuhl der Betroffenen ist häufig hart, beim Stuhlgang ist daher starkes Pressen erforderlich. Auch Übergewicht, eine Schwangerschaft, langes Sitzen oder eine häufige Einnahme von Abführmitteln fördern das Auftreten eines Hämorrhoidalleidens. Parallel zur medikamentösen Therapie sollten Betroffene daher gegebenenfalls ihre Ernährung umstellen, sich mehr bewegen und auf die richtige Analhygiene achten (siehe Kasten). So lässt sich auch weiteren Beschwerden vorbeugen.

Beschwerden lindern

In der Selbstmedikation steht den Betroffenen eine Reihe von Präparaten zur Verfügung, die die Symptome lindern. In den Stadien I und II können die Beschwerden in Eigenregie mit Salben oder Zäpfchen meist gut behandelt werden. Ist das Hämorrhoidalleiden fortgeschritten (Stadien III und IV, siehe Tabelle auf der nächsten Seite), kann häufig nur ein operativer Eingriff Abhilfe schaffen. Proktologika kommen aber auch begleitend beziehungsweise nach einer Operation zum Einsatz. PTA und Apotheker sollten dem Kunden erklären, dass Proktologika immer rein symptomatisch wirken, das heißt, sie können die vergrößerten Gefäße nicht beseitigen und das Fortschreiten eines Hämorrhoidalleidens nicht aufhalten.

Tipps zur Prophylaxe von Hämorrhoidalleiden

  • Sanfte Analhygiene: weiches Toilettenpapier benutzen, Analbereich mit lauwarmem Wasser reinigen und vorsichtig trockentupfen
  • Beim Stuhlgang nicht zu stark pressen
  • Ballaststoffreiche Kost, ausreichend viel trinken
  • Übergewicht abbauen
  • Viel Bewegung

Stören den Patienten vor allem die Symptome Brennen und Juckreiz, sollten PTA und Apotheker eine Salbe mit einem Lokalanästhetikum empfehlen, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Lidocain (wie Posterisan® akut) oder Quinisocain (wie Haenal® akut). Wenn die Analschleimhaut dagegen eher nässt und schmerzt, eignen sich Präparate, die Adstringenzien enthalten. Diese wirken austrocknend, lokal blutungsstillend und entzündungshemmend. Zu der Wirkstoffgruppe zählen Metallsalze wie basisches Bismutgallat (in Eulatin® NH Salbe und Zäpfchen, Bismolan® Salbe) und pflanzliche Drogenauszüge mit Gerbstoffen, wie Extrakte aus den Blättern und der Rinde der virginischen Zaubernuss Hamamelis virginiana (wie in Faktu lind® mit Hamamelis, Haenal® fact Hamamelis, Hametum®, Posterine®, jeweils Salbe und Zäpfchen). Die Adstringenzien bilden Komplexe mit körpereigenen Proteinen und dichten so Haut und Schleimhäute ab.

Stadien des Hämorrhoidalleidens

Stadium Beschreibung Symptome Therapie
Grad I Leicht vergrößerte Schwellkörper, von außen noch nicht sichtbar Juckreiz, Blutungsneigung Lokalanästhetika, Adstringenzien
Grad II Beim Stuhlgang fallen die Hämorrhoiden vor den Analkanal, ziehen sich aber wieder zurück Juckreiz, Brennen, Fremdkörpergefühl, Blutungsneigung, Schwierigkeiten beim Stuhlgang Lokalanästhetika, Adstringenzien
Grad III Die Hämorrhoiden fallen beim Stuhlgang bis vor den Analkanal und ziehen sich nicht mehr von selbst zurück (Analprolaps). Sie lassen sich aber mit der Hand zurückschieben. Juckreiz, Brennen, Blutungen, Fremdkörpergefühl, Schmerzen beim Stuhlgang Stuhlinkontinenz, Nässen Operation; zusätzlich Adstringenzien, Lokal-anästhetika, Glucocorticoide
Grad IV Die Hämorrhoiden fallen beim Stuhlgang bis vor den Analkanal, sie können nicht mehr zurückgeschoben werden. wie bei Grad III wie bei Grad III

Das Medizinprodukt Hemoclin® enthält einen Wirkstoffkomplex aus Aloe barbadensis. Das kühlende Gel soll Juckreiz, Brennen und Reizungen lindern. Außerdem soll es protektiv wirken und der Entstehung neuer Beschwerden vorbeugen. Ein enthaltener Polysaccharid-Komplex legt sich als Schutzschicht auf die gereizte Schleimhaut des Analbereichs und verhindert so, dass Bakterien im Stuhl die Haut angreifen. Der Wirkmechanismus ist physikalisch: Die negativ geladenen Polysaccharidmoleküle umhüllen die Bakterien und verhindern, dass sie sich an die Zelloberfläche der Schleimhaut anheften. Symptome wie Brennen und Jucken unterbleiben.

Schutz für die Analregion

Zur Pflege der Haut im Analbereich nach einer Hämorrhoidenbehandlung eignet sich ein Präparat mit Jojobawachs, gelbem Bienenwachs und Cetylstearylisononanoat (Posterisan® protect Salbe und Zäpfchen). Die Formulierung soll sich ebenfalls schützend über die Analregion legen, Beschwerden lindern und die empfindliche Haut pflegen können. Das Präparat eignet sich ausdrücklich auch für die Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit. Daneben gibt es auch ein Hydrokolloid-Gel, das das Antiseptikum Polyhexanid (Valoproct®) enthält. Es soll Wunden im Anal- und Rektalbereich antimikrobiell reinigen und die Wundheilung fördern.

Zusätzlich können PTA und Apotheker Kunden bei Hämorrhoidalleiden entzündungshemmende und wundheilungsfördernde Sitzbäder empfehlen. Geeignet sind hierzu Badezusätze mit Kamillenextrakt (zum Beispiel Kamillosan®) oder mit Gerbstoffen (wie Tannolact®, Tannosynt®, Delagil®). Für ein Sitzbad wird ein Esslöffel des jeweiligen Pulvers beziehungsweise etwa 5 ml des flüssigen Badezusatzes in 5 Litern Wasser (genaue Angaben des jeweiligen Herstellers beachten!) aufgelöst. Das Wasser sollte am besten zwischen 32 und 35 °C warm sein. Das Sitzbad kann zwei- bis dreimal wöchentlich bis zu einmal täglich für 10 bis 15 Minuten angewendet werden.

Salbe oder Zäpfchen

Wie gut ein Präparat die individuellen Beschwerden beim Hämorrhoidalleiden lindern kann, hängt auch von der Formulierung, Anwendung und von persönlichen Vorlieben ab. Zur Auswahl stehen Salben, Einmaltuben, Zäpfchen und Hämotamps. Salben und Cremes können in der Regel zwei- bis dreimal täglich aufgetragen werden. Die Menge richtet sich dabei nach der Größe der zu behandelnden Haut- und Schleimhautpartien. Zäpfchen sollten morgens und abends, möglichst nach der Stuhlentleerung, in den After eingeführt werden. Ein Problem bei der Anwendung von Zäpfchen ist, dass der Wirkstoff häufig nicht in der gewünschten Konzentration am Wirkort bleibt. Denn wird ein Zäpfchen in den After eingeführt, gelangt es durch den Reflex der Ringmuskeln schnell an den Hämorrhoiden vorbei durch den Analkanal und bleibt im unteren Rektum liegen. Besser eignen sich sogenannte Hämotamps. Das sind Zäpfchen, die – fixiert durch eine Mulleinlage oder einen Mullstreifen – im Analkanal liegenbleiben. Dort geben sie den Arzneistoff über mehrere Stunden direkt am Wirkort ab. /