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Individuell beraten

Pflegefahrplan für die Haut

25.04.2016  09:34 Uhr

Von Elke Wolf / Unsere Haut ist ein lebenslanger Pflegefall. Damit sie optimal mit den erforderlichen Substanzen versorgt ist, gilt es, im Beratungsgespräch die entsprechenden Präparate in erster Linie nach dem aktuellen Hautzustand auszuwählen. Nur so können Hautreizungen und Unverträglichkeiten vermieden werden. Der folgende Fahrplan bietet Orientierung bei der Reinigung und Pflege der drei wichtigsten Hautzustände.

Gesunde Haut ist kein Selbstläufer, sie will täglich gereinigt, erfrischt, geschmiert, massiert und belebt werden. Selbst Normalhaut braucht die richtige Pflege, um ihren seidig-weichen, feinporigen, straffen und rosigen Zustand zu halten. Keinerlei Juckreiz, Spannungsgefühl oder Unreinheiten stören dann das gute Hautgefühl. Man ist mit seiner Haut im Reinen.

Die wenigsten haben eine Normalhaut, eher eine »Mischhaut«, bei der eine geringe Stabilität der physiologischen Ausgangssituation vorliegt. Oft neigt die mittlere Gesichtspartie zum fett-feuchten Hautzustand und zeigt die klassische T-Zone mit glänzender Stirn, Nase und Kinn, während die seitlichen Gesichts­areale eher trocken und fettarm sind. Jüngere Frauen sind meist mit einem Pflegeset für Normalhaut gut beraten, reifere Frauen behandeln die einzelnen Gesichtspartien am besten mit unterschiedlichen Präparaten. Mit zunehmendem Alter wird auch der mittlere Gesichtsabschnitt eher trocken und fettarm.

Um Näheres über den Hautzustand einer Kundin zu erfahren, sollte die PTA gezielte Fragen stellen. Führt der Aufenthalt in trockenen Räumen zu einem Spannungsgefühl der Haut? Verursachen bestimmte dekorative Kosmetika Hautunreinheiten? Glänzt nach häufigen Waschungen mit bestimmten Reinigungsmitteln die Haut besonders stark? Bezeichnet die Kundin ihre Haut als empfindlich? Aus den Antworten lassen sich Anhaltspunkte dafür gewinnen, in welche Richtung die Störanfälligkeit der Haut geht. Mit der Auswahl der richtigen Pflegekosmetika soll der physiologische Hautzustand wiederhergestellt werden.

Die Fett-Feuchte Haut

 

Sie ist dick, grobporig, kräftig, stark glänzend, widerstandsfähig, wenig empfindlich, mit Mitessern besetzt (»zur Akne neigende Haut«, Prä-Akne).

 

Gesicht 

 

Reinigung: Günstig sind saure Syndets, fettfreie Reinigungsgele oder schwach saure Emulsionen mit geringem Lipidanteil, am besten mit antiseptischen Zusätzen. Sämtliche Reinigungsmittel sind gründlich abzuspülen. Ein- bis dreimal pro Woche eine Reinigungsmaske (keine Crememasken, sondern erstarrende oder Peel-off-Masken) oder ein Peeling empfehlen, solange die Haut nicht entzündet ist. Als Abrasiva kommen Walnussschalen, Aprikosenkernmehl, Aluminiumoxidmikrokristalle, Polyethylengranula oder Polydimethylsilikonharz zum Einsatz.

 

Tonisieren: Schwach saure Gesichtswässer dürfen bis zu 30 Prozent Alkohol enthalten. Zusätzlich können kerato­lytische, entzündungswidrige, antimikrobielle oder adstringierende Substanzen enthalten sein.

 

Pflege: Tags und nachts eignen sich leichte, fettaufnehmende O/W-Emulsionen. Günstig ist ein Plus an Emulgator, da so das überschüssige Hautfett emulgiert wird. Auch Hydrodispersionsgele oder reine Hydrogele kommen der fett-feuchten Haut entgegen. Geeignete Zusätze sind Antiseptika, austrocknende oder zusammenziehende Substanzen, eventuell Decksubstanzen, weniger geeignet sind Feuchthaltefaktoren.

 

Körper

 

Reinigung: Als Dusch- oder Badezusätze eignen sich saure Syndets, Dusch- und Badepräparate mit physiologischem pH-Wert. Creme- oder Ölbäder kommen nicht infrage.

 

Pflege: Mit O/W-Präparaten mit hohem Wasseranteil. Auf keinen Fall Körperöle, höchstens an Fersen, Ellenbogen oder Schienbeinen.

Die Normalhaut

Sie ist glatt, gleichmäßig, kleinporig, samtig, rosig, nicht zu fett und nicht zu trocken, wenig empfindlich.

 

Gesicht

 

Reinigung: Morgens und abends mit Reinigungsmilch oder -lotionen vom Typ O/W, mit hydrophilen Ölen, Hydro­gelen oder leicht sauren Syndets reinigen. Die Präparate sollten rückfettende Substanzen enthalten. Peelings nur einmal im Monat. Wichtig: Sämtliche Reinigungspräparate sind sorgfältig mit lauwarmem Wasser oder Zellstofftüchern zu entfernen. Verbleiben Reste davon auf der Haut, kommt es zur »Rauung«, die durch das Aufziehen des Syndets auf das Keratin hervorgerufen wird. Das wirkt wie eine Barriere, und im Folgenden aufgetragene Pflegepräparate können nicht in die Hornschicht eindringen.

 

Tonisieren: Gesichtswässer für normale Haut haben einen Alkohol­gehalt zwischen 10 bis 20 Prozent. Heilende, adstringierende oder entzündungswidrige Zusätze sollten sich nach dem jeweils aktuellen Hautproblem richten.

 

Pflege: Pflegecremes sind ein Muss, um den Wasser-Lipid-Film der Hautoberfläche zu erhalten beziehungsweise zu ersetzen. Tagsüber sind leichtere O/W-Emulsionen, Liposomenzubereitungen oder andere Emulsionssysteme wie Nanoemulsionen die richtige Wahl, nachts fettreichere W/O-Emulsionen. Die Wirkung von Nachtcremes beruht auf der Ausbildung eines dünnen Fettfilms, der durch Okklusion die Wasserabgabe verzögert. Abhängig vom Bedarf sollten Feuchthaltefaktoren, Vitamine oder UV-Filter enthalten sein.

 

Körper

 

Reinigung: Mit beliebigen Bade- oder Duschgelen, selbst Seife ist möglich; gründlich nachspülen.

 

Pflege: Mit Bodylotionen vom O/W-Typ, die auf den Haut-pH-Wert, also leicht sauer, eingestellt sind. Körperöle oder Emulsionen auf W/O-Basis kommen bei starker Beanspruchung oder im Winter zum Einsatz. Je nach Bedarf können weitere Wirkstoffe eingearbeitet sein wie Vitamine gegen Hautalterung oder straffend wirkende Substanzen.

Die Mischhaut

Fett-feuchte Hautareale wechseln mit trocken-fettarmen ab. Besonders die sogenannte T-Zone mit Stirn, Nase und Kinn ist fettig und neigt zu Mitessern. Die seitlichen Gesichtspartien an Schläfen und Wangen sind dagegen eher trocken und leicht empfindlicher Natur. In Abhängigkeit von der jeweiligen Hautpartie ist die entsprechende Reinigung und Pflege zu wählen.

Die trocken-fettarme Haut (Altershaut)

Sie ist schuppig, rau, zart, neigt zu Einrissen, Irritationen und vorzeitiger Alterung, spannt, hat einzelne entzündete Areale und ist empfindlich.

 

Gesicht

 

Reinigung:Geeignet ist eine Reinigungsmilch mit milden Tensiden, Feuchthaltefaktoren, relativ hohem Fettanteil und leicht saurem pH-Wert. Auch hydrophile Öle oder Reinigungscremes sind möglich. Syndets eignen sich nicht. Tipp: Ist die Haut sehr trocken, das Gesicht am besten nur abends mit einem Reinigungsprodukt behandeln. Morgens genügt es, das Gesicht mit lauwarmem Wasser zu reinigen.

 

Tonisieren: Gesichtswässer sollten am besten alkoholfrei sein, um die Haut nicht noch zusätzlich auszutrocknen. Pflegende, beruhigende Zusätze sind möglich. Gesichtswassersprays, die durch ihre Verdunstung für angenehme Frische sorgen, sollten nicht zu häufig aufgetragen werden. Sie könnten sonst Feuchthaltefaktoren aus der Haut lösen und so den transepidermalen Wasserverlust erhöhen.

 

Pflege: Das A und O ist die Wiederherstellung des Hydrolipidfilms, daher sowohl am Tag als auch in der Nacht Cremes auf W/O-Basis oder lipidreiche O/W-Emulsionen verwenden. Häufig enthalten diese Formulierungen Jojobaöl, Macadamianussöl, Sheabutter, Fettalkohole, Linol- und Linolensäure, Triglyceride, Wachse sowie Phospholipide oder Ceramide. Nachtcremes verwenden in ihren Grundlagen auch Lanolin oder gehärtetes Rizinusöl. Sie schützen die Haut zusätzlich durch ihren okklusiven Effekt. Wenn der Fettglanz nicht stört, können Nachtcremes auch tagsüber verwendet werden.

 

Neben den Lipiden sollte die Pflege reich an Feuchthaltefaktoren sein, um die Barrierefunktion der Haut zu stabilisieren. Am häufigsten wird Harnstoff in einer Konzentration von 2 bis 10 Prozent eingearbeitet. Ist die Haut sehr empfindlich oder bereits irritiert, sollte die Konzentration 5 Prozent nicht übersteigen, um ein Brennen zu vermeiden. Daneben kommen als Feuchthaltefaktoren etwa Milchsäure, Glycerin, Kollagen, Panthenol oder Hyaluronsäure infrage.

 

Als zusätzliche Pflegemaßnahme eignen sich Crememasken. Filmbildende und erstarrende Masken sind zu meiden, ebenso Peelings und Peel-off-Präparate.

 

Körper

 

Reinigung: mit Präparaten, die wenig entfettend wirkende Tenside und Rückfetter enthalten (»milde« oder »hautschonende« Präparate). Zum Duschen sogenannte Duschbäder mit Rückfettern (Cremeduschen) oder Duschöle mit Sojaöl, Erdnussöl oder Lecithin verwenden. Lieber Duschen statt Baden, das trocknet die Haut weniger aus. Die Haut danach nur leicht trocken tupfen, nicht abrubbeln.

 

Pflege: Sofort nach dem Duschen sind lipidreiche Zubereitungen vom Typ W/O oder Körperöle aufzutragen. Letztere eignen sich besonders für talgdrüsenarme Körperregionen wie Schienbeine oder Ellenbogen. Am besten das Pflegeprodukt auf die noch leicht feuchte Haut auftragen. Zusätzlich enthaltene Feuchthaltefaktoren binden die Feuchtigkeit in der Hornschicht und stabilisieren die Barriere. Auch Spezialpflege, zum Beispiel zum Sonnenschutz oder gegen Cellulite, sollte bevorzugt auf Creme- statt auf Gel­basis sein.