Schwangerschaftsdemenz im Wochenbett |
25.04.2017 09:50 Uhr |
Viele Schwangere klagen über zunehmende Vergesslichkeit, Verwirrtheit oder Wortfindungsstörungen. Doch tatsächlich scheinen diese kognitiven Einbußen, Schwangerschaftsdemenz genannt, erst in den Wochen nach der Entbindung aufzutreten.
Das hat ein Forscherteam um Lynn Yee von der Feinberg School of Medicine in Chicago herausgefunden. Die Daten veröffentlichten die Wissenschaftler im »American Journal of Perinatology«.
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Dazu haben sie in einer Reihe kognitiver Tests die Lesefähigkeit, das Arbeits- und Langzeitgedächtnis, die Denkgeschwindigkeit sowie die Fähigkeit, Schlussfolgerungen zu ziehen, an 77 Schwangeren und 24 Wöchnerinnen untersucht. Zudem nahmen die Forscher deren Gesundheitskompetenz unter die Lupe: Inwieweit waren die Teilnehmerinnen in der Lage, Gesundheitsinformationen, zum Beispiel in Form einer Nährwerttabelle, zu verstehen und zu beurteilen? War es ihnen möglich, entsprechend der Angaben gesundheitsbewusst zu handeln?
Bei sämtlichen kognitiven Tests konnten die Wissenschaftler keine Unterschiede abhängig vom Schwangerschaftstrimester feststellen. Die Existenz einer Schwangerschaftsdemenz wurde somit widerlegt. In Bezug auf die Gesundheitskompetenz stellten die Forscher fest, dass diese stärker durch soziale Faktoren bestimmt wird als durch den Verlauf der Schwangerschaft: Junge Frauen ohne Schulabschluss, die zu nicht weißen Bevölkerungsschichten gehören oder bei Krankheiten auf staatliche Unterstützung angewiesen waren, hatten in der US-Studie die schlechtesten Ergebnisse.
Nach der Entbindung kam es jedoch zu einem Einbruch der kognitiven Fähigkeiten. Fast die Hälfte der Frauen erzielte im Test zur Denkgeschwindigkeit ein niedriges Ergebnis, berichten die Frauenärzte. Und auch beim Test zum schlussfolgernden Denken schnitten viele Wöchnerinnen gegenüber den Schwangeren schlechter ab. Das Team um Yee vermutet, dass die kognitiven Defizite eine Folge der Erschöpfung infolge der Geburt und des Schlafmangels danach sind. Auch Stimmungsschwankungen und fehlende soziale Unterstützung könnten ihrer Ansicht nach eine Rolle spielen. (ew)